Die Trockenheit hat Bayern fest im Griff. Das sieht man im eigenen Garten, wo die Erde jetzt, Mitte April, schon Risse bekommt. In den Wäldern im Freistaat, wo die Waldbrandgefahr vergleichsweise früh im Jahr hoch war. Am Bodensee, wo man den niedrigsten Pegel seit 40 Jahren erlebt und plötzlich Inseln freiliegen. Oder auch im niederbayerischen Kelheim. Dort konnten am Dienstag die Ausflugsschiffe nicht zum Kloster Weltenburg fahren, da die Donau zu wenig Wasser hatte.
Über Monate hinweg hat es im Freistaat viel zu wenig geregnet. Der Winter ist nach den Daten des Landesamts für Umwelt (LfU) bayernweit um ein Drittel zu trocken ausgefallen. Zudem fehlt Schmelzwasser aus den Bergen, da es so wenig geschneit hat wie seit Jahrzehnten nicht. Auf einen regenarmen Winter folgte dann ein ungewöhnlich trockener Start ins Frühjahr. Noch nie war es hierzulande zwischen Anfang Februar bis Mitte April so trocken wie in diesem Jahr, meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Im Bundesdurchschnitt fielen in diesem Zeitraum nur rund 40 Liter Regen, in Augsburg waren es 42 Liter. Üblich ist das Dreifache. Zudem gab es in Augsburg nur 14 Eistage, normalerweise sind es doppelt so viele. Für den Landtagsabgeordneten Max Deisenhofer sind diese Zahlen Anlass zur Sorge: „Wir sehen wie unter einem Brennglas, wie der Klimawandel auch unsere Region erreicht und verändert“, betont der Grünen-Politiker.
In Schwabmünchen war es noch nie so trocken zu dieser Jahreszeit
Blickt man auf den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), ist vor allem der Norden und Westen Deutschlands dunkelrot gefärbt. Das bedeutet, dass in den oberen Bodenschichten außergewöhnlich trockene Verhältnisse herrschen. In Bayern gilt das für Teile Unterfrankens, Oberfrankens, Niederbayerns und des Allgäus. „Auch in Teilen Schwabens befinden wir uns offiziell in einer Trockenperiode, was bedeutet, dass es mindestens elf Tage am Stück nicht mehr geregnet hat“, sagt Deisenhofer. In Wertingen im Kreis Dillingen zählte man am Mittwoch 18 Tage am Stück ohne Niederschlag. In Schwabmünchen im Kreis Augsburg hat es in den letzten 90 Tagen nur knapp 75 Liter pro Quadratmeter geregnet. „Das ist ein neuer Negativrekord. In der Summe war es in Schwabmünchen in dieser Jahreszeit noch nie so trocken, seit es Aufzeichnungen gibt“, sagt der Augsburger Klimaforscher Harald Kunstmann. „Das ist schon außergewöhnlich.“

Welche Folgen das hat, lässt sich an den Grundwasserständen ablesen. An 38 Prozent der oberflächennahen Messstellen im Freistaat herrscht aktuell Niedrigwasser – zum Teil sind die Stände in den Landkreisen Neu-Ulm, Oberallgäu, Unterallgäu, Günzburg, Ostallgäu und Lindau sogar sehr niedrig. Beim LfU bezeichnet man die Ausgangslage für die kommenden Monate daher als „ungünstig“. Denn am Ende des Winters sollten die Speicher eigentlich aufgefüllt sein, weil im Sommer weniger Niederschlag fällt. Hinzu kommt: Wenn das Frühjahr eher beginnt, benötigen Pflanzen mehr Wasser, die Verdunstung steigt. Für die Böden bleibt dadurch weniger Feuchtigkeit – und damit landet auch weniger im Grundwasser. Nach Zahlen des Landesamts für Umwelt ist zwischen 2003 und 2023 jedes Jahr durchschnittlich 15 Prozent weniger Grundwasser neu entstanden.
Die jetzige Trockenheit bringt auch Probleme für die Landwirte mit sich
Grünen-Politiker Deisenhofer drängt daher auf einen sorgsamen Umgang mit Wasser und auf echte Klimaschutzmaßnahmen zum Wohle von Mensch, Tier und Natur. Die Grünen-Fraktion im Landtag hat zuletzt einen Gesetzentwurf zur Änderung des bayerischen Wassergesetzes in den Landtag eingebracht. Der Schutz des Grundwassers soll demnach im „überragenden öffentlichen Interesse liegen“ und Wasserentnahmen müssen erfasst werden.
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt davor, die jetzige Trockenheit als reine Wetterlage zu betrachten. „Die Problematik geht viel tiefer“, betont Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik beim BUND. „Regen im Frühjahr ist das Startsignal für die Natur. Bleibt dieses Signal aus, geraten Böden, Pflanzen und Tiere frühzeitig unter Stress – mit Folgen für die gesamte Vegetationsperiode und die biologische Vielfalt.“ Beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung betrachtet man die aktuelle Trockenperiode mit weniger Sorge. Die Lage sei etwa für Landwirte derzeit nicht optimal. Schließlich seien die Böden in den oberen Schichten sehr trocken und die frisch ausgesäten Kulturen brauchten Wasser. Doch ein paar Tage Regen könnten die Situation schon wieder deutlich verbessern.
Ab Donnerstag sagt der DWD in vielen Teilen Bayerns Schauer und Gewitter voraus. Zumindest die Waldbrandgefahr dürfte dadurch gebannt sein.
Und trotzdem werden im Sommer sicher wieder, wie jedes Jahr, die Golfplätze in meiner Region bewässert, als gäbe es kein Morgen mehr, während der Mais in der Umgebung schon im August strohtrocken ist. Wenn man tatsächlich effektiv gegen die Wasserverschwendung vorgehen will, muss man auch dort ansetzen, wo Geld scheinbar keine Rolle spielt und nicht nur die Kleinen belasten, wie es Herr Söder mit seinen "Wassercent" vor hat.
Ja, es ist trocken, aber längst nicht außergewöhnlich bzw. in einer Form, die man auch aus der Vergangenheit kennt. Im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April), der entscheidend ist für die winterliche Bodenfeuchte und Grundwasserbildung fielen im Bayernmittel rund 300 l/m². Das liegt etwa 15 % unterhalb des vieljährigen Mittels. Seit 1881 waren in zahlreichen Jahren die Niederschläge im genannten Zeitraum geringer: 1971/72, 1952/53, 1948/49, 1920/21 (das trockenstes Winterhalbjahr überhaupt), 1908/09 und 1881/82. Hier fielen nur rund 200 l/m² oder weniger. Und auch eine Frühjahrstrockenheit ist nichts neues. Seit Aufzeichnungsbeginn Ende des 19. Jahrhunderts kann man solche in jedem Jahrzehnt 1x, manchmal 2x finden und eine Häufung lässt sich bisher nicht feststellen. Aber ja, durch höhere Temperaturen und mehr Sonnenschein verdunstet mehr, gleichzeitg fließt durch Versiegelung mehr Niederschlag oberflächlich ab, anstatt dem Boden zu Gute zu kommen...
>>weil im Sommer weniger Niederschlag fällt. << Das stimmt so nicht. Da es im Sommer wärmer ist, verdunstet mehr Wasser und wärmere Luft kann auch mehr Wasser aufnehmen als kältere Luft. Laut Wikipedia Eintrag von Augsburg fiel hier im Schnitt in den Monaten Mai, Juni, Juli und August der meiste Regen. Raimund Kamm
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