
Antisemitismus in Bayern ein "niedrigschwelliges Alltagsphänomen"

In Bayern sind im vergangenen Jahr 422 antisemitische Vorfälle registriert worden, 34 weniger als 2021. Der Zentralrat der Juden zeigt sich besorgt.
Experten gehen jedoch von einem enormen Dunkelfeld nicht bekannt gewordener Vorfälle aus. "Antisemitismus zeigte sich 2022 in Bayern weiterhin als relativ niedrigschwelliges Alltagsphänomen, das heißt als eine grässliche gesellschaftliche Normalität", sagte die Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Bayern, Annette Seidel-Arpaci, am Montag in München. Die Meldestelle erfasst auch Ereignisse, die keinen Straftatbestand erfüllen.
Der gravierendste Vorfall ereignete sich demnach in der Silvesternacht zum 1. Januar 2023, als ein mutmaßlicher Täter versucht haben soll, die ehemalige Synagoge im oberfränkischen Ermreuth in Brand zu setzen. Das sei der erste Fall extremer Gewalt, der seit 2019 bekannt geworden sei, heißt es im RIAS-Jahresbericht. Die meisten antisemitischen Äußerungen und Darstellungen fielen RIAS zufolge bei verschwörungsideologischen Protesten. Deren Zahl stieg 2022 auf 161, im Jahr zuvor waren es 119. 17 Vorkommnisse gab es im Zusammenhang mit dem 50. Jahrestag des Attentats auf israelische Sportler bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München.
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Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zeigte sich besorgt. Die Zahlen seien weiter auf dem hohen Niveau vergangener Jahre. "Das, was die RIAS Bayern als "relativ niedrigschwelliges Alltagsphänomen" technisch richtig beschreibt, treibt mich in hohem Maße um", sagte Schuster. "Es zeigt eine Geisteshaltung, die, ohne in den strafrechtlichen Bereich zu rutschen, jüdisches Leben nicht zu Deutschland zählt. Dagegen gilt es sich jeden Tag einzusetzen!"
(dpa)
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