Daria singt wunderbar. Zusammen mit Daniil am Klavier sorgt sie gleich zu Beginn dieses Festes für eine beschwingte Stimmung. Dabei war Daria nicht immer zum Singen zumute. Die 22-Jährige hat viel aufgegeben, als sie vor etwa drei Jahren mit ihren Eltern, ihren Geschwistern und ihrer Großmutter geflüchtet ist. Aus der Ukraine. Vor dem Krieg. Zuflucht fand sie damals im Ellinor-Holland-Haus in Augsburg. Einem Haus, das seit zehn Jahren Menschen in Not, Menschen in Lebenskrisen, für begrenzte Zeit Schutz und pädagogische Hilfe gewährt.
Die verlässliche Arbeit der Stiftung ist in diesen Zeiten wichtiger denn je
Genau dort, im Ellinor-Holland-Haus, wurde am Donnerstagabend gefeiert. Über 150 Gäste waren gekommen. Zur Geburtstagsfeier geladen hatte eine Stiftung, die vor 60 Jahren klein begonnen hat und heute „eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte“ vorweisen kann, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beim Festakt erklärte. Die Kartei der Not. Denn, dass gerade Menschen, denen es gut geht, mal ein bisschen von ihrem Glück abgeben und anderen helfen, das komme oft vor, so der CSU-Chef. Dass aber Hilfe kontinuierlich über Jahrzehnte hinweg gewährleistet wird und die nächste Generation diese Aufgabe fortführe, das sei etwas ganz Besonderes. Und diese Verlässlichkeit sei gerade heute, in unsicheren Zeiten, wichtiger denn je. „Bitte machen Sie weiter so“, sagte Söder.
Und Ellinor Scherer, die Kuratoriumsvorsitzende der Kartei der Not und ihre Stellvertreterin Alexandra Holland versprachen auch: „Wir arbeiten weiter daran, das in uns gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen – und mit den Spenden der großen Kartei-der-Not-Familie unsere soziale Arbeit in der Region fortzusetzen.“ Eine Arbeit, die ihre verstorbene Mutter begonnen hat: Ellinor Holland gründete 1965 die Stiftung. Ihr sei es ein Herzensanliegen gewesen, die Not vor der Haustüre nicht nur zu sehen, sondern vor allem zu lindern. In einem Zeitungsartikel wurden damals Leserinnen und Leser aufgerufen, Wünsche von Schwerkranken einer Augsburger Klinik zu erfüllen. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend. Ein Karteikasten wurde angeschafft, um die vielen Sachspenden den jeweiligen Bedürftigen zuordnen zu können – Oliver Jaschek, der Geschäftsführer der Kartei der Not, zeigte beim Festakt den hölzernen Zeitzeugen. Es war der Beginn unseres Leserhilfswerks, nur, dass längst keine Sachspenden mehr angenommen werden, sondern Geldspenden. Diese dafür in einem erheblichen Ausmaß: So seien seit 1965 rund 53 Millionen Euro an Spendengeldern gesammelt worden. Die Stiftung greife schnell und unbürokratisch rund 2600 Menschen im Jahr mit etwa 1,8 Millionen Euro unter die Arme, die in Einzelanträgen belegen, dass sie unverschuldet in Not geraten sind. Auch sorgt sie dafür, dass wichtige soziale Projekte wie Einrichtungen für kranke, behinderte und alte Menschen in der Region realisiert werden, und sie betreibt selbst eine soziale Einrichtung, das Ellinor-Holland-Haus.

Die Kartei der Not sei damit heute Teil eines großen Netzwerkes, das aus Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Behörden sowie vielen anderen sozialen Organisationen und Einrichtungen besteht, erklärte Alexandra Holland. Einem „schwäbischen Bündnis der Herzen“, einem „Netzwerk der Mitmenschlichkeit“, das mehr denn je gefordert sei angesichts der zunehmend komplexer werdenden Notlagen von Menschen. Alexandra Holland sagte nicht nur allen, die an dem Bündnis mitwirken, allen Spenderinnen und Spendern, herzlich Danke. Sie nutzte den Festakt auch, um Politikerinnen und Politiker auf die Probleme bedürftiger Menschen aufmerksam zu machen: So werde der zeitliche Aufwand, um Anträge zu stellen, immer größer. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner des Ellinor-Holland-Hauses könnten Formulare nicht ohne erhebliche Unterstützung bearbeiten. Für eine digitale Antragsstellung fehlten vielen die Hardware und das notwendige Wissen. Hinzu kämen die unzureichenden Möglichkeiten zur Kinderbetreuung. Das wiederum führe dazu, dass viele Mütter und Väter nicht ins Erwerbsleben zurückkehren können.
Eltern, die körperlich und/oder geistig behinderte Kinder zu Hause pflegen, machte Landrat Martin Sailer Hoffnung: Er sei sich sicher, dass man das Projekt der „Dachskinder“, einem Verein, der sich für die Entlastung von Eltern schwer körperlich und/oder geistig beeinträchtigter Kinder einsetzt, realisieren könne. Der Verein plant seit Langem den so genannten „Dachsbau“, eine stationäre Einrichtung mit Kurzzeitpflegeplätzen für schwer behinderte Kinder und Jugendliche, dem die Kartei der Not bereits Unterstützung zusagte.
Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), die Augsburg auch als Stadt der Stiftungen sieht, rief alle auf, sich noch stärker zu vernetzen, Dinge noch besser miteinander zu denken. Ganz nach dem Motto der Kartei der Not: Gemeinsam geht’s!
Mehr Infos www.kartei-der-not.de
Das Team der Kartei der Not ist schon sehr weiblich, 14 Frauen und 1 Mann.. Ansonsten finde ich auch dass die Kartei der Not eine seit 60 Jahren, sehr gutes und tolles Netzwerk der Mitmenschlichkeit geworden ist.. Ich wünsche den beiden Damen Frau Holland und Frau Scherer ein unerschütterliches weiter so.. !
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