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Franz Josef Strauß verlässt die CSU: Ein Namensvetter sorgt für Gespräch

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Richtig gelesen: Franz Josef Strauß tritt aus der CSU aus

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    Wer Franz Josef Strauß in Bayern heißt und bei der CSU ist beziehungsweise war, hat mit Medienberichterstattung zu rechnen. So geht es auch dem Namensvetter aus Aying, der mit dem einstigen Übervater der CSU nicht verwandt ist.
    Wer Franz Josef Strauß in Bayern heißt und bei der CSU ist beziehungsweise war, hat mit Medienberichterstattung zu rechnen. So geht es auch dem Namensvetter aus Aying, der mit dem einstigen Übervater der CSU nicht verwandt ist. Foto: Franz Josef Strauß, privat/dpa

    Wenn im Gemeinderat der 5500-Seelen-Gemeinde Aying jemand aus einer Partei austritt, was zudem eher selten passiert, dann erregt er damit gewöhnlich keine größere Aufmerksamkeit - nicht in Bayern und schon gar nicht in der Welt. Anders ist das, wenn dieser jemand Franz Josef Strauß heißt - und die CSU verlässt. Da fragt sich vielleicht so mancher für einen Moment, ob vielleicht wundersamerweise FJS als eine Art Engel Aloysius von seiner Wolke ins idyllische Bierdorf herabgestiegen ist?

    Schon Wladimir Putin war hier zum Essen

    Ganz so einfach ist es mit den Wundern allerdings selbst im katholischen Aying im südlichen Landkreis München nicht. Der Ort ist wegen der ansässigen Brauerei samt Gasthof und international vertriebener Bierspezialitäten in überschaubarem Rahmen politisch bekannt. Strauß ist hier samt Entourage zu Lebzeiten tatsächlich gerne zum Essen abgestiegen, seine Nachfolger auch - selbst Wladimir Putin war in besseren Zeiten schon da.

    Politisch ist Aying so stabil, wie sich dies Konservative nur wünschen können. Grüne oder Sozialdemokraten befinden sich in dem Ort am Rande der Münchner Schotterebene in der tiefen Diaspora. Für die CSU dagegen ist in Aying die Welt noch in Ordnung: Sie stellt seit Jahrzehnten den Bürgermeister, aktuell heißt er Peter Wagner.

    Selbst bei der letzten Bundestagswahl kam die Partei noch auf fast 50 Prozent, bei Landtagswahlen liegt sie in der Regel weit darüber. Und der Ortsverband wandte sich noch im März mit einem Offenen Brief an die Spitzen der Union. Darin kritisieren die Unterzeichner Medienberichten zufolge die Merz‘sche „180-Grad-Wende“ in der Finanzpolitik und fordern eine „harte Kante“ gegen die SPD. Außerdem sähen sie gerne die Brandmauer zur AfD fallen.

    Erst war Strauß bei den Freien Wählern aktiv

    Dass es in diesem politischen Geläuf kein Nachteil sein muss, sich den Christsozialen anzuschließen, bemerkte auch der Ayinger Namensvetter des berühmten bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Der 39-Jährige war allerdings zuerst bei den Freien Wählern sechs Jahre politisch aktiv, ehe er vor gut zehn Jahren dann zur CSU wechselte.

    Seine Eltern Maria und Josef Strauß hatten ihrem Sprössling mit der Namensgebung im Prinzip die politische Richtung ja schon in die Wiege gelegt, zumal dem Vernehmen nach zur Taufe sogar der damalige bayerische Ministerpräsident eingeladen war. Der musste sich allerdings aufgrund anderweitiger terminlicher Verpflichtungen entschuldigen lassen, schickte dem Täufling aber immerhin eine Münze als Geschenk.

    Schon als Baby war er in der Bildzeitung

    So fiel es auch der Boulevardpresse schon sehr früh auf, dass es in dem Dorf bei München einen Namensdoppelgänger gab. „Ich war bereits 1986 als Neugeborener in der Bild-Zeitung“, hat der Ayinger FJS schon vor Jahren erzählt. Und so mancher seiner politischen Schritte wurde seitdem, vermutlich vor allem aufgrund seines berühmten Namens, auch medial verfolgt.

    Dazu gehörte nicht nur sein Eintritt in die CSU. Sogar, dass er im ältesten Haus des Dorfes lebt, war der Süddeutschen Zeitung ein Interview wert und natürlich berichtete auch der Münchner Merkur nun über den Austritt aus der Partei, der bereits vor einigen Wochen stattfand. Für unsere Zeitung war Strauß bisher nicht erreichbar.

    Er gibt interne Abläufe als Grund für seinen Austritt an

    Über die Gründe seines Parteiaustritts ist der Kommunalpolitiker allerdings ungewohnt wortkarg. Er führt gegenüber dem Münchner Merkur „interne Abläufe innerhalb der örtlichen CSU“ an. Es sei nicht mehr die Partei vor Ort, die er vor wenigen Jahren noch erlebt habe, klagt er. Das bezieht er vor allem auf die Kommunalpolitik, auf die Arbeit im Gemeinderat. Diese sei ihm zu einseitig geworden, sagt Franz Josef Strauß, der sich vor Jahren selbst noch hätte vorstellen können, dass in Bayern die Grünen mit der CSU koalieren.

    „Ich habe mich nicht mehr wohlgefühlt und musste für mich die Reißleine ziehen“, argumentiert Strauß nun. Ob er nun zu einer anderen Partei wechselt, ist bisher nicht bekannt: Lustig wäre aber in jedem Fall die künftige Überschrift: „Franz Josef Strauß tritt bei den Linken ein.“ Das würde auch an den Stammtischen der Gemeinde sicherlich für Furore sorgen.

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