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Günther Maria Halmer: Fit und motiviert für seine Premiere im „Brandner Kaspar“

Interview

Schauspieler Günther Maria Halmer: „Das Alter ist nicht immer nur scheiße“

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    Günther Maria Halmer sagt: „Ich habe noch nie eine Traumrolle gehabt.“ Aber was ihm Spaß machen würde, das weiß er schon.
    Günther Maria Halmer sagt: „Ich habe noch nie eine Traumrolle gehabt.“ Aber was ihm Spaß machen würde, das weiß er schon. Foto: Tobias Hase, dpa

    Herr Halmer, Sie engagieren sich neuerdings für die SOS-Kinderdörfer und haben in diesem Zusammenhang vor Kurzem gesagt, es sei Ihnen wichtig, einmal etwas Bleibendes zu hinterlassen. Gleichzeitig steht eine wichtige Premiere im Residenztheater an. Womit fangen wir an?
    GÜNTHER MARIA HALMER: Egal. Es ist eine wunderbare Sache, wenn man bei den Kinderdörfern helfen kann. Das andere ist: Ich bin sehr froh, dass ich in meinem Alter noch Theaterspielen darf und kann. Am „Resi“ sind die Proben mit dem neu von Kroetz geschriebenen „Brandner Kaspar“ schon eine echte Freude. Das Stück ist ganz anders als die bisher bekannten. Das ist kein Schwank mehr, sondern eher eine Art von Märchen. Aber fangen wir mit den Kinderdörfern an.

    Gibt es einen Grund, warum Sie sich gerade für Kinder engagieren?
    HALMER: Na ja, Kinder sind halt die Schwächsten in der Gesellschaft. Das sind die Unschuldigsten, das sieht man auch gerade wieder im Gaza-Streifen. Was können denn die Kinder dort für den ganzen Wahnsinn? Ich bin ja 1943 geboren und musste als Kleinkind auch in den Bunker. Diese Angst von damals kann ich noch heute spüren. Vielleicht ist das ein Grund für mein Engagement.

    Sie spielen ab Juni den Brandner Kaspar, also das bayerische Schlitzohr, das sich beim Kartenspielen noch ein paar Jahre Leben erkauft. Wie kam es dazu?
    HALMER: Sie kennen das Stück?

    Ja. Und ich weiß, dass der legendäre Dramatiker Franz Xaver Kroetz den Text nach Motiven von Franz von Kobell geschrieben hat.
    HALMER: Es ist wie immer beim Kroetz, es ist deftig und wahrhaftig. Das ist nicht so bisserl bayerischer Barock, sondern es geht zur Sache. Der Boandlkramer ist da auch kein lustiger Typ, sondern der Tod, wie er ist. Die Diskussion zwischen dem Alten und dem Tod ist auch nicht lustig, sondern brutal ehrlich. Der Regisseur Philipp Stölzl hat ein besonderes Bühnenbild anfertigen lassen. Kroetz will ja, dass das Stück wie ein naives Märchen gezeigt wird. Das heißt, es wird nicht mit allen Tricks des Theaters gearbeitet, sondern das ist eher pur.

    Was hat Sie bewogen, diese durchaus anstrengende Rolle anzunehmen?
    HALMER: Ich habe tatsächlich mit meiner Frau darüber geredet, ob ich mir das antun soll. Und sie hat gesagt: „Trau dich!“ Das Schöne an meinem Beruf ist ja, dass man nicht wie in anderen Bereichen mit 65 abgeschaltet wird und dann nur mehr seine Freizeit definieren muss. Ich freue mich, dass ich mich immer noch mit meinem Talent einbringen kann und fühle mich noch fit. Auch, wenn ich meistens der Älteste bin, wenn ich ins Theater oder an einen Drehort komme. Ich finde es lustig, mit jungen Menschen zu spielen. Auch meine Enkelin ist aktuell auf der Falckenbergschule in München, die ich ja vor 60 Jahren besucht habe. Ich genieße es, mit ihr darüber zu sprechen, wie das heute dort so ist. Die hat ja noch alles vor sich. Kurz und gut: Das Alter ist nicht immer nur scheiße. Es kann einem, wenn man noch gut drauf ist, durchaus noch Freude bereiten.

    Gab es im Vorfeld einen Austausch mit Kroetz?
    HALMER: Nein, aber Kroetz weiß natürlich, dass ich die Rolle spiele. Ich glaube, er hält sich aktuell noch bewusst zurück und wird dann erst bei den Hauptproben auftauchen. Aber er freut sich sicher, dass er gefragt wurde, das Stück zu schreiben. Offensichtlich hat er einen Flow beim Schreiben gehabt. Das Stück soll ihm richtiggehend aus der Feder gelaufen sein. Es soll ihm ein Bedürfnis gewesen sein, diese nachdenklichere Version des Brandner Kaspar zu schreiben.

    Wenn sich Ihnen persönlich die Möglichkeit bieten würde, beim Kartenspiel Ihr eigenes Leben zu verlängern – würden Sie einschlagen?
    HALMER: Ich spiele zwar nicht Karten, aber in meinem Alter versucht man schon, gesund zu leben. Da passt auch meine Frau auf. Und ich schaue durchaus auch in die Todesanzeigen, und da sieht man schon, wann es besonders eng wird. Ich wohne ja in einem kleinen Dorf mit vielen alten Menschen. Es finden jede Menge Beerdigungen statt. In einem Dorf kriegt man das ja mit. Da denkt man dann natürlich auch mal an sich selbst.

    Was machen Sie, um auch im Alter gesund zu bleiben?
    HALMER: Ich gehe schon seit 40 Jahren in ein Fitnessstudio. Da mache ich meine Übungen, dazu Gymnastik. Außerdem versuche ich, mein Gewicht zu halten, solche Dinge halt. Ein Glaserl Wein gönne ich mir allerdings manchmal. Trotzdem weiß man in meinem Alter nicht mehr, was der nächste Tag so bringen wird.

    Gäbe es denn neben dem Brandner Kaspar eine weitere Traumrolle, die Sie noch reizen würde?
    HALMER: Ich habe noch nie eine Traumrolle gehabt. Man schaut auf die Drehbücher und hofft auf das Beste. Die Traumrollen wie früher, also Hamlet oder King Lear, das brauche ich nicht mehr. Aber ich würde gerne noch einmal in einer ernsthaften, gut gemachten Komödie mitspielen. Aber das muss ja auch erst einmal jemand schreiben. Und einen wie den Helmut Dietl gibt es nicht so häufig.

    Zur Person

    Günther Maria Halmer wurde 1943 in Rosenheim geboren. Seinen Durchbruch hatte er 1974 dank der Serie „Münchner Geschichten“. Das Volksstück „Gschichtn vom Brandner Kaspar“ hat am 14. Juni am Residenztheater in München Premiere. Diese Vorstellung ist bereits ausverkauft.

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