Testwochen in Bayern sollen Bewusstsein für HIV schärfen
Das beherrschende Virus der vergangenen drei Jahre war Corona. Mehr Aufmerksamkeit für HIV sollen nun Testwochen in Bayern bringen. Wer sich testen lassen sollte und wie das abläuft.
Wenn in den vergangenen fast drei Jahren die Rede von einem Virus war, ging es meistens um Corona. Regelmäßige Tests sind da zum Alltag geworden. Hat das auch das Testverhalten beeinflusst, wenn es um HIV geht? Oder hat die Aufmerksamkeit bei HIV dabei eher nachgelassen?
Ulrike Alban vom AWO-Zentrum für Aidsarbeit in Schwaben hat beobachtet, dass die Einstellungen gegenüber Corona und HIV oft unterschiedlich sind: Bei Corona dächten viele Menschen, sie könnten sich vor einer Ansteckung nur schlecht schützen. Die Folge: Die Aufmerksamkeit dafür war lange hoch. HIV scheine vielen dagegen eher als Problem von Risikogruppen – nicht als eines, das alle betreffen könne. "Wir wollen die Menschen sensibilisieren, dass es keine Risikogruppen gibt, sondern nur ein Risikoverhalten." Also dass sich nicht, wie oft behauptet, vor allem Homosexuelle anstecken, sondern dass ungeschützter Sex an sich erst mal ein Risiko darstellt.
Expertin befürchtet steigende Zahl der HIV-Infektionen in der Corona-Pandemie
Dabei fürchtet Alban, die auch stellvertretende Sprecherin der Fachkonferenz HIV Bayern ist: Die Zahl der Infektionen mit HIV könnte steigen. Einmal, weil Menschen, die gerade in Lockdown-Zeiten ungeschützten Sex hatten, sich geschämt und daher keinen Test gemacht haben könnten. Und außerdem, weil die Gesundheitsämter in Hochphasen der Pandemie auch nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf HIV testen konnten. Daraus sei ein "Bermudadreieck von unentdeckten sexuell übertragbaren Krankheiten" entstanden, so Alban. Man müsse abwarten, wie sich die HIV-Infektionszahlen entwickeln, wenn jetzt wieder mehr getestet werden könne.
Das soll nun verstärkt geschehen. Unter dem Motto "Test jetzt!" ruft das Bayerische Gesundheitsministerium zu HIV-Testwochen in Bayern auf. Dabei werden schwerpunktmäßig Schnell- und Labortests auf HIV angeboten. Daran beteiligt sich auch das AWO-Zentrum für Aidsarbeit in Schwaben. Doch wann sind diese Tests überhaupt sinnvoll?
HIV: So laufen Schnelltests und Labortests auf das HI-Virus ab
Wer sich auf HIV testen lassen möchte, kann einen Schnelltest oder einen Labortest machen lassen. Beide können laut Ulrike Alban anonym durchgeführt werden. Wenn der letzte Risikokontakt mehr als zwölf Wochen her ist, kann der HIV-Test wie bei Corona mit einer Testkassette direkt gemacht werden und muss nicht ins Labor. Dafür braucht es eine Blutprobe. Nach 15 bis 20 Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden. Falls der Schnelltest positiv ist, folgt ein Labortest.
Für einen Labortest auf HIV wird ebenfalls Blut entnommen. Dieses wird in einem Labor ausgewertet. Labortests können HIV schon sechs Wochen nach dem letzten Risikokontakt erkennen. Am zweiten Tag nach dem Einschicken der Blutprobe kommt in der Regel das Ergebnis.
Beide Tests können kostenlos in jedem Gesundheitsamt in Bayern durchgeführt werden. Nach Anmeldung sind Schnelltests zum auch täglich beim AWO-Zentrum für Aidsarbeit Schwaben möglich, Labortests jeden zweiten und vierten Dienstag von 17:30 bis 19:00. Während der Bayerischen HIV-Testwochen kostet hier ein Schnelltest fünf Euro, ein Labortest 25 Euro.
Tests beim AWO-Zentrum für Aidsarbeit Schwaben finden in Augsburg in der Schaezlerstraße 36 statt:
- HIV-Schnelltests: jeden Dienstag und Donnerstag im November von 15 bis 18 Uhr im Rahmen der HIV-Testwochen; außerdem immer zu den regulären Öffnungszeiten Montag bis Freitag nach Anmeldung.
- Labortests auf HIV und andere sexuell übertragbare Erkrankungen mit ärztlicher Beratung am 22. November 2022 von 17.30 bis 19 Uhr.
Das AWO-Zentrum bittet um telefonische Anmeldung unter 0821-158081 und das Tragen einer FFP2-Maske. Weitere Informationen zu den Bayerischen HIV-Testwochen gibt es hier. Auch in Mindelheim und Kempten gibt es Testtermine. Informationen dazu gibt es hier.
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