In Deutschland gibt es immer mehr Privatschulen: Rund 3800 allgemeinbildende Schulen waren im Schuljahr 2023/24 in freier Trägerschaft – 300 Einrichtungen mehr als noch zehn Jahre zuvor, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Damit ist die Zahl der Privatschulen um acht Prozent gestiegen, während die Zahl der öffentlichen Schulen um vier Prozent zurückging.
Jede achte Einrichtung war zuletzt in privater Hand, besonders viele freie Schulen gibt es im Süden und Osten der Republik. In Bayern und Baden-Württemberg sind viele Privatschulen kirchlich-katholische Bildungseinrichtungen. Diese haben dort historisch bedingt eine besondere Verwurzelung und bestehen bis heute fort. In Ostdeutschland aber ist der hohe Anteil freier Schulen bemerkenswert – vor allem angesichts der Tatsache, dass es sie in Zeiten der DDR überhaupt nicht gegeben hat.
Ihre starke Verbreitung heute erklärt sich Sozialforscher Marcel Helbig durch den starken Strukturwandel nach der Wende: Nach Wegzug und Geburtenrückgang mussten viele staatliche Schulen schließen, in Städten nahm die Trennung von Arm und Reich in verschiedenen Vierteln zu und in wohlhabenden Gebieten siedelten sich viele Privatschulen neu an. Auch mag unter dem DDR-Regime das Vertrauen in den Staat gelitten haben, sodass die Menschen die Bildung ihrer Kinder lieber privaten Institutionen anvertrauten.
Bundesweit besucht heute fast jedes zehnte Kind eine Privatschule – wobei der Anteil der Privatschüler in den vergangenen Jahren relativ gleichbleibend ist. Und das sogar, obwohl es immer mehr Privatschulen gibt. Unter den 8,8 Millionen Schülern bundesweit waren im Schuljahr 2023/24 rund 801.100 Privatschüler, zehn Jahre zuvor war der Anteil nur leicht darunter. Diese Konstanz lässt sich zum einen darauf zurückführen, dass Privatschulen im Schnitt kleiner sind. Zum anderen gab es in den letzten Jahren eine Umverteilung an öffentlichen Schulen: Wurde eine Einrichtung geschlossen, so vergrößerten sich die Schülerzahlen anderer öffentlicher Schulen.
Hohes Schulgeld: So viel lassen sich Familien die Privatschule ihrer Kinder kosten
Für einen Platz an einer Privatschule müssen Familien teilweise tief in die Tasche greifen. Denn die meisten freien Schulen verlangen Schulgeld. Eltern können dieses aber in ihrer Steuererklärung als Sonderausgabe angeben und zu einem gewissen Teil steuerlich absetzen. Auf Basis dieser Daten lassen sich Erkenntnisse gewinnen, wie viel Geld Eltern in Deutschland investieren, weil ihr Kind eine Privatschule besucht.
Wie aus der Lohn- und Einkommenssteuer-Statistik für 2020 hervorgeht, wurde für rund 595.000 Kinder Schulgeld geltend gemacht. Für einen kostenpflichtigen Privatschulplatz waren im bundesweiten Schnitt 2032 Euro im Jahr fällig. Doch die Bandbreite, wie hoch das Schulgeld ausfallen kann, ist groß.
Für 22 Prozent der Eltern, die ihren Kindern einen kostenpflichtigen Privatschulbesuch ermöglicht haben, beliefen sich die jährlichen Ausgaben auf weniger als 500 Euro im Jahr. Fast die Hälfte der Eltern (48 Prozent) kam auf Kosten von 500 Euro bis 2000 Euro. Knapp ein Viertel bezahlte zwischen 2000 Euro und 5000 Euro Schulgeld für einen Platz an der Privatschule. Und für sieben Prozent der Eltern überstiegen die Ausgaben für den Besuch einer Privatschule sogar 5000 Euro.
Dabei ist es höchst unterschiedlich, wie viel Schulgeld verlangt wird und hängt immer vom Träger der jeweiligen Privatschule ab. Selbst im Durchschnitt auf die Bundesländer gesehen, zeigen sich deutliche Unterschiede: Am höchsten war das steuerlich geltend gemachte Schulgeld in Hessen mit 3230 Euro je Kind, am niedrigsten in Sachsen mit 1239 Euro.
So viel Geld geben Eltern in Ihrem Landkreis für die Privatschule ihrer Kinder aus
Auch mit Blick auf Bayern lassen sich regional deutliche Differenzen feststellen. Mit 5316 Euro durchschnittlich gaben Eltern von Privatschülern im Landkreis Starnberg mit Abstand am meisten für die Bildung ihrer Kinder aus. Mehr als 4000 Euro pro Jahr für einen Privatschulplatz zahlen der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik zufolge sonst nur Eltern in Stadt und Landkreis München sowie in der kreisfreien Stadt Erlangen. Am günstigsten sind die Privatschulen im Landkreis Unterallgäu: Hier gaben Eltern durchschnittlich 390 Euro für die Privatschule ihres Kindes aus.


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