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Immer mehr Radfahrer im Zug: Das Problem mit dem Platz

Nahverkehr

Radler müssen draußen bleiben: Warum in Zügen oft kein Platz fürs Rad ist

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    Immer wieder kommt es vor, dass Fahrgäste ihr Rad nicht mit in den Zug nehmen können, weil dieser schon voll ist.
    Immer wieder kommt es vor, dass Fahrgäste ihr Rad nicht mit in den Zug nehmen können, weil dieser schon voll ist. Foto: Hannibal Hanschke, dpa (Symbolbild)

    Es ist ein sonniger Freitagnachmittag im Sommer. Der Zug von Ingolstadt nach Augsburg ist überfüllt, im Abstellbereich stehen mehrere Fahrräder. Am Bahnhof in Schrobenhausen warten ein junger Mann und eine ältere Frau, beide haben ihr Fahrrad dabei. Als sich die Zugtüren öffnen, steigen ein paar Fahrgäste aus. Der Mann und die Frau haben trotzdem keine Chance, mit ihren Rädern in den Zug zu kommen. Sie müssen dabei zusehen, wie ihnen der Zug vor der Nase wegfährt.

    Solche Fälle kämen regelmäßig vor, erzählt Jörg Lange, stellvertretender Landesvorsitzender vom Fahrgastverband Pro Bahn. Also Fälle, bei denen Fahrgäste ihr Rad nicht mit in den Zug nehmen können, weil der Abstellbereich bereits voll ist. Diese Bereiche sind zudem in erster Linie für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen vorgesehen. Für die Betroffenen ist es natürlich ärgerlich, wenn sie nicht zusteigen können – zumal in manchen Regionen der Zug nur einmal in der Stunde fährt.

    Mehr Radfahrer im Zug durch das Deutschlandticket

    Lange beobachtet seit einigen Jahren, dass immer mehr Fahrgäste ihr Rad mitnehmen. Das gilt vor allem am Wochenende oder in den Ferien, im Berufsverkehr hingegen nicht. „Pendler, die ihr Rad mit in den Zug nehmen, sind eher die Ausnahme“, sagt Lange. Gerade im Sommer würden bei gutem Wetter viele Menschen ins Alpenvorland fahren, an den Ammersee oder den Starnberger See. Dass an solchen Tagen die Züge überfüllt sind, sei schon früher ein Problem gewesen, sagt Lange. Mit dem Deutschlandticket würden nochmal mehr Menschen den Zug in ihrer Freizeit nutzen. Durch den Boom der E-Bikes sei die Zahl der Fahrgäste, die ihr Rad mit in den Zug nehmen, zusätzlich gestiegen.

    Dass immer mehr Fahrgäste ihr Rad mitnehmen, beobachtet auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für den Zugverkehr im Freistaat zuständig ist. Das teilt Sprecherin Jessica Olbrich auf Anfrage mit. Der Freistaat bestelle daher von März bis Oktober auf besonders beliebten Strecken sogenannte „Radlzüge“ mit größeren Abstellbereichen für Fahrräder. Zudem fordere der Freistaat bei Neuausschreibungen bereits seit Jahren mehr sowie größere Mehrzweckbereiche mit Klappsitzen.

    Darum lassen sich Züge nicht beliebig verlängern

    In Schwaben ist für viele Strecken der Zugbetreiber Arverio zuständig, der bis vor kurzem Go Ahead hieß. „Generell kann man beobachten, dass die Fahrradmitnahme zunimmt, und das ist ja auch gut so“, sagt Pressesprecher Winfried Karg. Vor diesem Hintergrund sei im öffentlichen Nahverkehr auch schon einiges angepasst worden. So seien die Züge von Arverio im Auftrag der BEG so konstruiert worden, dass mehr Fahrräder Platz haben, als das bei älteren Zügen der Fall gewesen sei, sagt Karg.

    Auch Karg bestätigt: Insbesondere an den Wochenenden kommt es immer wieder vor, dass Fahrgäste mit ihrem Rad nicht einsteigen können, weil der Abstellbereich bereits voll ist. Die Zahl der Fahrradstellplätze sei allerdings so, wie sie von der BEG bestellt wurde. Mehr Abstellbereiche anzubieten, sei schwierig. Das liege auch daran, dass die Anzahl der Fahrgäste mit Rad stark variiere – abhängig von Wochentag und Wetter. „Mehr Fahrradplätze im Zug würden zwangsläufig weniger Sitzplätze bedeuten“, sagt Karg. Das wäre vor allem im Berufsverkehr sehr problematisch. Zudem würden sich die Züge nicht einfach verlängern lassen – weil sonst manche Bahnsteige zu kurz wären.

    Zusätzliche Züge an Wochenenden kosten Geld

    Um dieses Problem weiß auch Jörg Lange von Pro Bahn. Er sagt aber: Es ließe sich lösen, indem man unterschiedliche Züge einsetzt. „Am Wochenende mit mehr Fahrradplätzen, im Berufsverkehr mit mehr Sitzplätzen.“ Eine weitere Möglichkeit wäre, an bestimmten Tagen oder Zeiten zusätzliche Zügen fahren zu lassen. Das Problem wiederum: Es fehlt an Geld und Personal. „Nicht alles, was aus Fahrgastsicht wünschenswert wäre, kann auch finanziert werden“, erklärt BEG-Sprecherin Olbrich. Die finanzielle Situation mache es auch schwer, in Infrastruktur zu investieren, um etwa Bahnsteige auszubauen – damit dort auch längere Züge halten können.

    Für Lange steht fest: Es gibt zu wenig Abstellplätze für Räder. „Dabei wäre es auch aus Umweltgründen sinnvoll, alle Radfahrer in den Zug zu bekommen.“ Wer ein Fahrradticket gekauft hat, aber sein Rad nicht mitnehmen kann, weil der Zug überfüllt ist, bekommt dieses übrigens nicht erstattet. Weder bei der Deutschen Bahn noch bei Arverio. Das Ticket sei nicht an einen Zug gebunden, sondern an einen Tag, erklärt Karg. Mit einer späteren Verbindung sollte es in der Regel möglich sein, das Rad mitzunehmen.

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    2 Kommentare
    Detlev Mages

    Früher gab es gesonderte Gepäckwagen, für Fahrräder und anderes sog. Sperrgut. Das sollte wieder Standard werden. Zusammen mit einer obligatorischen Reservierung würde Bahnfahren wieder attraktiv!

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    Peter Pfleiderer

    Triebwagen im ggü. früher dichten Taktverkehr sind nun mal gelebter Fortschritt - dazu in vielen Fällen kosteneffizient nur mit Triebfahrzeugführer ohne Schaffner. Modellbahnträume sind keine Lösung - Deutschland wäre damit nur an einer weiteren Stelle die Schlussleuchte.

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