Herr Hofer, Ihre Figur Kalli Hammermann ist schon in der Münchner „Tatort“-Episode „Königinnen“ befördert worden. Jetzt geht es noch einen Schritt nach oben: Sie sind neben Carlo Ljubek offiziell einer von zwei Kommissaren im neuen Ermittlungsteam. Nach zehn Jahren „Tatort“ war es auch mal Zeit für eine Beförderung, oder?
FERDINAND HOFER: Wenn ich mich unter meinen Freunden so umschaue, dann würde ich sagen, in der realen Welt kommt die erste Beförderung oft schon nach eineinhalb, zwei Jahren (lacht). Jetzt beim „Tatort“ in der ersten Reihe zu stehen, ist natürlich cool und ich freue mich sehr darauf. Ich fand es schon immer spannend, die Figur Kalli weiterzuentwickeln. Darum haben wir uns ja auch in den letzten Jahren sehr intensiv gekümmert. Und damit geht's jetzt ins nächste Level.
Der Münchner „Tatort“ ist wegen seines feinen Humors und viel bayerischem Lokalkolorit beliebt. Bleibt das so?
HOFER: Wir versuchen natürlich, die prägenden Elemente beizubehalten. Allein ich als Person werde weiter Lokalkolorit reinbringen. Aber klar, durch die neue Figurenkonstellation wird sich etwas ändern und daran arbeiten wir gerade auch schon intensiv. Ich bin mir sicher, dass es gut wird.

Sie sind einer der jüngsten „Tatort“-Ermittler Deutschlands. Wie wollen Sie den Krimi auch für die Generation Netflix und Tiktok wieder cool machen?
HOFER: Ich habe das Gefühl, dass das Format von Jüngeren immer mehr geguckt wird. Ich glaube, dass sich gerade in der heutigen Zeit, mit der Vielzahl an Streaming-Angeboten, wo man sogar auf dem Sofa ständig Entscheidungen treffen muss, auch manchmal junge Menschen nach Kontinuität sehnen. Und da bietet sich natürlich der „Tatort“ an. Gleichzeitig suchen wir neue Wege, um die junge Zielgruppe zu erreichen. Wir haben schon zweimal ein sogenanntes Pen & Paper auf dem Videoportal Twitch gemacht. Das ist ein Format, bei dem man einen Krimi als Livestream durchspielt und die Zuschauerinnen und Zuschauer ermitteln mit.
Ihr nächster Fall, „Charlie“, läuft am 2. März um 20.20 Uhr in der ARD. Sie drehen noch zwei Episoden mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec, bevor deren Figuren Leitmayr und Batic in Rente gehen. Was werden sie an den beiden vermissen?
HOFER: Wir hatten immer wahnsinnig viel Spaß beim Dreh, wir haben denselben Humor und die Vertrauensbasis ist riesig. Aber ich habe das Glück zu wissen, dass wir weiter befreundet bleiben, selbst wenn wir nicht mehr zusammenspielen. Das macht den Abschied leichter.
Im Jahr 2021 haben Sie gesagt, dass Ihre Zeit erst noch kommt. Mittlerweile spielen Sie Hauptrollen, waren Sepp Maier im gefeierten Beckenbauer-Film „Der Kaiser“. Die Serie „School of Champions“, in der Sie einen Skitrainer spielen, hat eine zweite Staffel bekommen. Ist Ihre große Zeit jetzt da?
HOFER: Es läuft gut und ich bin froh darüber. Die letzten zwei, drei Jahre waren in der Branche nicht einfach. Auch im Moment ist es noch ziemlich schwierig, weil sich die allgemeine Wirtschaftslage auch in der Fernseh- und Kinoszene widerspiegelt. Ich hoffe, dass sich das dieses Jahr ändert. Aber ob meine große Zeit schon gekommen ist? Ich glaube, das werde ich erst im Nachhinein feststellen.
Wo wir schon beim Thema sind: Wie spielt man den legendären Sepp Maier, den die Fußballwelt immer noch verehrt und der möglicherweise selbst vor dem Fernseher sitzt und zuschaut?
HOFER: Ich habe mich erstmal mit der Fußballszene von damals beschäftigt. Das war ja alles weit vor meiner Zeit. Und dann habe ich angefangen, Interviews mit Sepp Maier zu gucken, ganz viel Bildmaterial und Bewegtbild zu recherchieren von ihm. Das muss man heute ja auch erstmal wieder finden! Dann habe ich mich an die Sprache gewagt, die Mimik und Gestik. Danach kommt die klassische Vorbereitung, in der man überlegt: Welche Aufgabe hat die Figur in der Geschichte? Welche Dynamiken entstehen zwischen den Spielpartnerinnen und Spielpartnern? Maier hat mir übrigens danach signierte Torwarthandschuhe geschickt, was mich sehr gefreut hat.

Wie viel Zeit bleibt denn neben dem „Tatort“ noch für solche aufwendigen Rollen?
HOFER: Da bleibt auf jeden Fall noch Zeit. Wir drehen im Moment drei „Tatorte“ pro Jahr, einer hat 23 Drehtage. Dazu kommt die Vorbereitung. Also gut gerechnet habe ich acht bis neun Monate Zeit für andere Projekte. Es ist mir auch wichtig, noch andere Charaktere zu spielen.
Sie wollen also nicht wie Ulrike Folkerts im Ludwigshafener Team oder Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt in Köln rein als „Tatort“-Gesicht in die TV-Geschichte eingehen?
HOFER: Ich habe mich am Anfang schon gefragt, ob man sich da zu sehr festlegt. Andererseits: In den letzten zehn Jahren habe ich ja neben dem „Tatort“ auch schon viele andere Filme drehen dürfen. Aber klar, dieses Risiko besteht. Da muss man einfach selbst aktiv bleiben und versuchen, so viele andere Rollen wie möglich zu spielen. Wie immer in meinem Beruf kommt das Quäntchen Glück dazu, dass man auch gefragt wird, dass man die Angebote bekommt, zu Castings zu gehen.
Was wünschen Sie sich für Kallis weiteren Werdegang?
HOFER: Kalli ist ein lebenslustiger, lockerer Typ. Der soll er bleiben. Aber ich fände es spannend, ihn in Extremsituationen zu erleben, in denen er sich mit seinen Ängsten auseinandersetzen muss. Bestimmt wäre es auch spannend, ihn im Privaten noch besser kennenzulernen. Vielleicht verliebt er sich ja mal wieder.
Zur Person
Ferdinand Hofer, 31, kommt aus Weyarn im Kreis Miesbach. Er hat BWL mit Schwerpunkt Maschinenbau studiert. Theater spielte er aber schon in der Schule. Die neue „Tatort“-Episode aus München läuft am Sonntag, 2. März, um 20.20 Uhr in der ARD.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden