Eines wird den Jura-Studierenden schon in der ersten Uniwoche klargemacht: Der ultimative Härtetest kommt erst am Ende, beim zweiten Staatsexamen. Und das nach mindestens fünf Jahren Studium, zwei Jahren juristischem Referendariat und einigen Vorbereitungsprüfungen. Was aber, wenn ausgerechnet während einer jener fünfstündigen Vorbereitungsprüfungen, die für das Staatsexamen verpflichtend sind, der Akku des Laptops ausgeht? Was in Anbetracht des immensen Lernstoffs zunächst als nachrangige Sorge erscheinen mag, treibt zumindest in Bayern Prüflinge um. Denn hier dürfen die sogenannten Übungsklausuren zwar am Laptop geschrieben werden – die Steckdosen im Prüfungsraum sind jedoch tabu.
In Bayern ist es ohnehin erst seit Herbst 2024 möglich, das zweite Jura-Staatsexamen auch am Laptop zu schreiben. Seither können die Prüflinge selbst wählen, ob sie Stift oder Tastatur bevorzugen. Jedoch sollte diese Entscheidung gut überlegt sein, denn „die getroffene Wahl ist grundsätzlich unwiderruflich“, wie das bayerische Justizministerium auf seiner Webseite kundtut. Vorher können die Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendare schon einmal Erfahrungen mit den verpflichtenden Vorbereitungsprüfungen sammeln, die nun ebenfalls elektronisch möglich sind.
Die Jura-Prüflinge müssen bei den Übungsklausuren ihren eigenen Laptop nehmen
Jedoch gibt es hierbei einen Haken, wie der Spiegel aufgrund der Recherchen des Online-Magazins für kuriose Rechtsnachrichten, Jurios, berichtete: Die Prüflinge müssen einen eigenen Laptop mitbringen - und dürfen diesen an keine Steckdose anschließen. „Die Steckdosen in den Unterrichtsräumen können aus Gründen des Arbeits- und Brandschutzes nicht genutzt werden“, sagt eine Sprecherin des bayerischen Justizministeriums auf Anfrage. Da dies bei einer fünfstündigen Prüfung zu einem Problem werden könnte, empfiehlt das Justizministerium weiter einen „ausreichend leistungsfähigen Akku“ sowie einen „gegebenenfalls benötigten Ersatz-Akku“ oder eine Powerbank. Ein Fall mangelnder Ausstattung? „Die Anschaffung eines Ersatz-Akkus beziehungsweise einer entsprechenden Powerbank ist den Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendaren auch zumutbar“, so die Sprecherin. Das Ministerium fürchtet eine Überlastung der Elektrik, was zu Ausfällen oder Bränden führen könnte. Da Bayern die Räume in vielen Fällen nur mietet, kann auch nicht umgebaut werden.

Wem das Risiko eines schwarzen Bildschirms zu hoch ist, der oder die kann immerhin zur altbekannten Alternative greifen: dem Stift. Ganz auf das Papier kann ohnehin nicht verzichtet werden, die Aufgaben werden weiterhin darauf gedruckt. Beim offiziellen Examen kümmert sich schließlich ein externer Dienstleister um die Laptops, der zusätzlich die Prüfungssoftware, technisches Personal für den Support und mobile Hochverfügbarkeitsserver stellt.
Vor Pannen bleiben die Prüflinge dennoch nicht verschont, wie die Klausur am 26. November 2024 zeigte. Ausgerechnet in der bayerischen Hauptstadt sowie in Augsburg kam es zu „erheblichen technischen Problemen“, wie das Justizministerium mitteilte. Woran es haperte, mag nach den Problematiken der Übungsklausuren nicht überraschen: an der Ladung und der Akkulaufzeit der Prüfungslaptops. So mussten mitten in der Klausur Geräte ausgetauscht werden, Technikerinnen und Techniker werkelten an den Kabeln herum und im sonst stillschweigenden Prüfungsraum kam Unruhe auf. Folglich durften die angehenden Volljuristinnen und -juristen zunächst länger schreiben. Zusätzlich boten das Landesjustizprüfungsamt und der Prüfungsausschuss den Betroffenen im Nachhinein an, im Dezember eine Ersatzprüfung zu schreiben. Wer das nicht wollte, konnte dem Ministerium zufolge die Klausur auch schlicht nicht werten lassen.
In Augsburg und München gab es Pannen beim E-Examen Jura
Dabei hätte sich Bayern auch etwas von den anderen Bundesländern abschauen können. Immerhin führte Sachsen-Anhalt das E-Examen in der zweiten Staatsprüfung in einem Pilotprojekt bereits 2019 durch. Ein Blick zu den anderen bayerischen Ministerien lohnt sich in diesem Falle dagegen nicht. Sowohl in den schriftlichen Examen der ärztlichen Prüfung als auch bei den Staatsexamen im Lehramt zählen nur handschriftliche Antworten.
Oh du hochgelobte Technik. Und dann ist man nicht mal in der Lage, Prüfung-/Schulungsräume etc. stromtechnisch so abzusichern, dass eine entsprechende Nutzung möglich wäre? Und ich dachte schon, die viel gezeigte Unfähigkeit im Bereich der IT in DEU wäre der Hit, nein, es geht noch schlimmer!
"Die Anschaffung eines Ersatz-Akkus beziehungsweise einer entsprechenden Powerbank ist den Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendaren auch zumutbar“, so die Sprecherin. Bestimmt bekommen sie dann auch einen kostenlosen Schnellkurs wie man einen Akku in heutigen Laptops tauscht. Ohne auseinanderbauen wird das meistens nix! Und Powerbank-Akkus sind auch wohl feuergefährlicher als Netzteile. Und dann führt man Brandschutzgründe an weshalb es nicht geht? So ein Käs!
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