Fast eine Woche hat Markus Söder gebraucht, um unumwunden zuzugeben, was bereits sonnenklar war: Bayern kassiert die selbst verkündeten Klimaschutzziele, die über denen des Bundes liegen. Der selbst ernannte Musterknabe hatte den Mund zu voll genommen. Söders Begründung, Bayern könne seine Ziele nicht einhalten, weil es auf den Strom von Kernkraftwerken verzichten müsse, ist wenig überzeugend. Als sich die CSU/Freie Wähler-Regierung zur Klimaneutralität im Jahr 2040 verpflichtete, war das Atom-Aus längst beschlossene Sache. Vor allem aber: Die Stromerzeugung, bei deren Umbau die Staatsregierung zu lange gezaudert hat, ist nur ein Punkt. Um wirklich klimaneutral zu werden, also auf die Verbrennung von Gas und Öl zu verzichten, müssen Verkehrssektor, Gebäude und Industrie genauso umgestellt werden.

In diesen Bereichen aber, das belegen Studien, hinkt man den eigenen Ansprüchen noch weiter hinterher. Das gilt übrigens auch für den Bund. Aus heutiger Sicht scheint es deshalb schwer vorstellbar, dass die Zieljahre 2040 (gilt noch für Bayern) oder 2045 (gilt bundesweit) erreichbar sind. Nötig wäre deshalb eine ehrliche Bestandsaufnahme: Wie weit sind wir, was ist noch zu tun und welchen Preis hat es? Dabei ist eines klar: Ein Verzicht auf den Klimaschutz wäre die schlechteste aller Lösungen. Denn schon heute ist der Preis für den vom Menschen verursachten Klimawandel zu hoch.
Danke für diesen treffenden Kommentar, Herr Frey. Es gibt dafür nur ein Wort: BLAMABEL. Ausgerechnet einer. der Kanzlerkandidat werden wollte, einer der immer das große Wort führt, einer der sich in einen Anti-Grünen-Wahn hineingesteigert hat – der knickt nun vor den eigenen Zielen ein. Das Atom-Aus dafür herzuziehen – da lachen die Hühner, nur die Menschen, die immer mehr unter dem Klimawandel zu leiden haben werden, denen dürfte das Lachen vergehen.
Auch von Ihnen ein sehr trefflicher Kommentar, Frau Reichenauer. Meine ausdrückliche Anerkennung dafür.
Im September 2021 sagte Markus Söder noch, dass die Atomkraft KEINE Option für die Zukunft ist: https://www.deutschlandfunk.de/csu-chef-markus-soeder-man-muss-solide-sein-aber-auch-sexy-100.html
Es ist nicht nur Markus Söder, der von Energiepolitik wenig Ahnung hat, es gibt offenbar niemanden in der CSU, der sich in der Energiepolitik auskennt. 😢😢 Warum behaupte ich das? Im Sommer 2022 hat die CSU, nachdem im Kabinett der Entwurf für das Bayerische Klimaschutzgesetz beschlossen wurde, verkündet, dass Bayern im Jahr 2030 bereits 80 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken will. 2021 wurden etwas 25 Prozent der in Bayern verbrachten Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen, der Rest aus Öl, Gas, Kohle und Atomkraft. Jeder normal denkende Mensch wusste damals schon, dass es unmöglich ist, dass 2030 nur noch 20 Prozent der PKW und LKW mit Diesel und Benzin unterwegs sind, dass innerhalb von 8 Jahren rund 60 Prozent aller Öl- und Gasheizungen ersetzt werden können. Wie sollte in der Zement- und Chemieindustrie die Reduzierung auf 20 Prozent Gas und Öl ermöglicht werden? Einzig beim Strom hätte es möglich sein können, wenn WKAs sofort gebaut worden wäre
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