Der neue CSU-Generalsekretär muss damit leben, nur zweite Wahl zu sein
Markus Söder überschüttet seinen neuen Wahlkampfmanager Martin Huber mit viel Lob. Dafür gibt es gute Gründe. Aber wieso hat er ihn dann nicht gleich befördert?
Markus Söder kann alles begründen, auch das Gegenteil. Erst musste es ein Bundestagsabgeordneter sein, der das Amt des CSU-Generalsekretärs übernimmt – unter anderem, weil er so viel bundespolitische Erfahrung hat. Jetzt – nach dem blamablen Abgang von Stephan Mayer – muss ein Landtagsabgeordneter ran, weil ja im kommenden Jahr Landtagswahl ist.
Nach allem, was der CSU-Vorsitzende an diesem Freitag über seinen neuen Parteimanager und Chefstrategen Martin Huber gesagt hat, stellt sich die Frage: Warum erst den Mayer und nicht gleich den Huber? Söder überschüttete den 44-jährigen, der wie sein gescheiterter Vorgänger aus dem Stimmkreis Altötting kommt, mit Vorschusslorbeeren: wertkonservativ und weltoffen, kommt vom Land, kann aber auch Stadt und so weiter. Dennoch wird Huber erst einmal damit leben müssen, nur zweite Wahl gewesen zu sein.
Im Landtag kennt man Martin Huber als analytischen Kopf
Dass er das vergessen machen kann, ist ihm allerdings zuzutrauen. Im Landtag kennt man Huber als analytischen Kopf, scharf argumentierenden Redner und pfiffigen jungen Mann. Zudem bringt er als ehemals persönlicher Referent der Parteivorsitzenden Erwin Huber und Horst Seehofer einige Erfahrung aus der Landesleitung mit. Man darf also gespannt sein.
Die Diskussion ist geschlossen.
Seine Doktorarbeit hat Martin Huber nach eigener Aussage wie damals Karl-Theodor v. u. z. G. »nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt«.
Was nun die Frage provoziert, ob es dabei mehr am Wissen oder am Gewissen gemangelt hat?
Deshalb ein Themenvorschlag für die evtl. nötige neue Dissertation:
»Das Wirken der CSU im Einzelnen bei der Maskenbeschaffung für die Bundesrepublik Deutschland während der Covid-Pandemie 2020 bis 2022 unter den besonderen Bedingungen traditionell gepflegter informeller Beziehungen zwischen Mandatsträgern der CSU - auch Seilschaften genannt«.
Söder betonte in seiner Vorstellungsrede für den neuen Generalsekretär interessanterweise, dieser sei "seriös". Angesichts des sonstigen politischen Personals der CSU hat Martin Huber damit fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Auf mich macht er sogar einen sympathischen Eindruck. Auch das ist neu bei einem CSU-General. Auch hier eine Zeitenwende? :)
Nun ja, eine deutliche C-Lösung. Die Personaldecke der verfilzten Partei scheint aller Breitbeinigkeit zum Trotz furchtbar dünn zu sein.
Mal schauen, welcher Fettnapf als nächstes in die Schlagzeilen kommt.