Der Scherbenhaufen Stammstrecke macht fassungslos – nicht nur in München
Das Milliarden-Debakel um den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München ist ein einziges Ärgernis - auch und vor allem, weil so viel an dem Mega-Projekt hängt.
Was sich derzeit im verkehrspolitischen Bermuda-Dreieck zwischen der bayerischen Staatsregierung, der Deutschen Bahn und dem Bundesverkehrsministerium im Streit um die zweite Stammstrecke für die Münchner S-Bahn abspielt, macht fassungslos. Die Kostenprognose – fast doppelt so hoch. Die vorhergesagte Bauzeit – mehr als doppelt so lang. Woher das alles plötzlich kommt – keine Antwort.
Dabei geht es hier nicht einfach um ein Projekt unter vielen. Die zweite S-Bahn-Röhre unter der Münchner Innenstadt ist seit vielen Jahren das Herzstück aller Planungen zum Nahverkehr im Süden Bayerns.
Es gab zwar immer schon Kritik an dem Mega-Projekt. Doch diese Kritik wurde stets als kleinliche Nörgelei zurückgewiesen. Nun sieht es so aus, als stünden die Planer (Bahn und Bayern) und die Finanziers (Bayern und Bund) vor einem Scherbenhaufen.
Was man den Verkehrsministern Wissing und Bernreiter vorwerfen muss
Die zweite Stammstrecke sollte nicht nur München mit seinen rund 400.000 Einpendlern pro Tag von der Autolawine entlasten. Sie sollte auch die Verbindungen ins Umland bis nach Schwaben und Niederbayern optimieren. Dies alles steht nun mit einem Schlag in Frage. Und der Zorn des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter ist nur zu verständlich. Unzählige Einzelentscheidungen in der Landeshauptstadt hängen an dem Projekt.
Am ärgerlichsten aber ist, dass nach der Hiobsbotschaft aus dem bayerischen Verkehrsministerium kein Bemühen erkennbar ist, das Problem anzugehen. Den neuen Ressortchefs in Bayern wie im Bund kann man zwar Versäumnisse der Vergangenheit nicht anlasten. Aber ihr Job wäre es, der Bahn Beine zu machen und möglichst schnell für Klarheit zu sorgen.
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