
Inklusion wird zwar in Reden oft gefordert und diskutiert, aber in der Alltagspraxis wird sie noch immer zu stark vernachlässigt.
Wie schnell einen selbst eine körperliche oder auch geistige Beeinträchtigung treffen kann, will man oft nicht wahrhaben. Dabei ist keiner in keinem Alter vor einer schweren Erkrankung, einem Unfall gefeit, mit der Folge eines dauerhaften Handicaps. Umso wichtiger ist es, dass Inklusion nicht nur in schönen Reden gefordert, sondern im Alltag gelebt wird. Der geplante neue Lerncampus in Langweid, der es ermöglichen soll, dass Kinder mit und ohne Beeinträchtigung Tür an Tür lernen und gefördert werden und vor allem gemeinsam spielen können, ist ein wunderbares, aber auch ein dringend nötiges Projekt. Denn um die Inklusion steht es nicht gut.
Menschen mit Behinderung erleben auch in Bayern täglich Hürden
Täglich erleben Menschen mit einer Behinderung auch in Bayern Hürden in den unterschiedlichen Lebensbereichen. Das beginnt bei der Bildung, geht weiter zum Arbeitsmarkt, wo sie oft nicht die Chancen erhalten, die ihren Fähigkeiten gerecht werden, und zieht sich hin bis zur Gesundheitsversorgung. Denn auch viele Arztpraxen oder Therapieeinrichtungen sind nicht barrierefrei. Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat die Stagnation bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland nun bemängelt. Dort heißt es: „Es wird zwar viel über Inklusion diskutiert, konsequent in die Tat umgesetzt wird sie allerdings nicht.“ Genau so ist es leider.
Dass Inklusion noch immer keine Selbstverständlichkeit in allen Köpfen ist, bewies zuletzt AfD-Politiker Björn Höcke. Für ihn ist Inklusion ein „Ideologieprojekt“, das aus dem Schulbetrieb schleunigst verschwinden soll. So eine Aussage ist menschenverachtend.
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Bleibt die Frage, warum der Gesetzgeber nicht hergeht und alle öffentlichen Gebäude sowie alle Gebäude/Gegenstände/Fahrzeuge mit Publikumsverkehr mit einem Federstrich barrierefrei machen lässt? Die gesetzliche Kompetenz hierzu hätte er doch. Aber warum sollte es mit barrierefrei klappen wenn es mit der Digitalisierung auch nicht klappt?
Sind Ihnen die Folgen dieses "Federstrichs" klar? Ein Beispiel von einem anderen Gebiet: "Seit dem 1. August 2013 gibt es für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz". Sie wissen wie die Realität heute aussieht. Dieser Federstrich wäre für mich einer, der sie 100% wohl nie erreichen würde.