Plätzchen, Plakate mit Dankesaufschriften und ein paar Prämien – so löst man den Pflegenotstand nicht. Doch wer den Entwurf eines Beschlusspapiers der CSU im Bundestag liest, wird wieder darin bestärkt, dass der Politik leider der Mut für eine nachhaltige, langfristige Pflegereform fehlt. Da kann die Pandemie die Systemrelevanz des Pflegeberufs, aber auch die völlige Überlastung dieser engagierten Menschen noch so deutlich jedem vor Augen geführt haben, die Politik bleibt zwar nicht tatenlos – das kann sie sich gar nicht mehr leisten –, sie begnügt sich aber mit unzureichendem Stückwerk.
Es sind nur Schrittchen in die richtige Richtung
So wurden zwar mehr Stellen geschaffen, und zumindest die Pflegekräfte im Öffentlichen Dienst können sich nach Tarifverhandlungen über mehr Geld freuen – wovon ja nicht alle profitieren –, doch das sind nur Schrittchen in die richtige Richtung. Mit Blick auf die jetzige Pandemiebekämpfung, mit Blick auf künftige Pandemien und allein schon mit Blick auf eine alternde, zunehmend pflegebedürftige Gesellschaft können wir uns so ein Schneckentempo nicht leisten. Gute, verlässliche, familientaugliche Arbeitsbedingungen müssen ebenso endlich garantiert werden wie eine höhere Bezahlung. Qualifizierte Pflegekräfte müssen zu hoch bezahlten Berufsgruppen gehören, schließlich tragen sie enorme Verantwortung für Menschenleben. Ja, das kostet viel Geld. Profitorientierung ist hier aber fehl am Platz.
Gefordert ist aber nicht nur die Politik, wenn es darum geht, den Pflegeberuf aufzuwerten. Da sind wir als ganze Gesellschaft aufgerufen. Ohne steigende Beiträge, ohne mehr Steuermittel wird eine nachhaltige Reform nicht gelingen. Dass Menschen den Pflegern applaudieren und die Politik ein paar Boni lockermacht, reicht jedenfalls nicht.
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