
Atomausstieg ins Nirgendwo: Die Energie-Fehler der Staatsregierung

Plus Die CSU täuscht mit ihrem Faible für Atomkraft darüber hinweg, dass sie den Ausstieg einst selbst vorangetrieben hat. Das Energieproblem Bayerns könnte viel kleiner sein.

Weiß und blau strahlte der Himmel über Kloster Andechs am 21. Mai 2011. Der Frühling zeigte sich von seiner schönsten Seite. Aber im CSU-Parteivorstand, der sich hinter den dicken Klostermauern zu einer Klausur zusammengefunden hatte, herrschte eine recht ungemütliche Stimmung. Eine Katastrophe hatte rund zwei Monate zuvor die Welt erschüttert. Erstmals war es in einem westlichen Industrieland zu einem atomaren Super-GAU gekommen.
Im japanischen Fukushima hatte sich nach der ersten Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 der zweite „größte anzunehmende Unfall“ in der Geschichte der friedlichen Nutzung der Kernkraft ereignet. Was nie geschehen sollte, war passiert. Und die einstige „Atompartei“ CSU stand vor einer der schwierigsten Entscheidungen ihrer Geschichte. Die öffentliche Meinung war damals in Deutschland eindeutig: „Atomkraft? – Nein danke!“ Für Bayerns Ministerpräsident, CSU-Chef Horst Seehofer, stand deshalb fest, dass am Atomausstieg kein Weg vorbeiführt. Auch Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel war davon überzeugt. Im CSU-Vorstand allerdings gab es Zweifler.
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Das Hauptargument für den Atomausstieg 2011 war eine Neubewertung der Risiken der Atomkraft nach dem Erdbeben von Fukushima (https://www.bundestag.de/webarchiv/textarchiv/2011/34716466_kw23_de_atomgesetz-205630). Merkel und die CDU waren da in voller Übereinstimmung mit Seehofer, Söder und der CSU. Die Neubewertung wäre mit Erdbebengefahr in Deutschland nicht möglich gewesen, deshalb kam die Physikerin Merkel insbesondere auf die Idee, dass Flugzeuge auf Atomkraftwerke fallen könnten und diese dem ggf. nicht standhalten. Ergebnis: Raus aus der Atomkraft. Die Stimmung in der Bevölkerung war so und 6 Landtagswahlen standen in 2011 an.
Erst mit dem Ukraineüberfall und der Angst vor Energieknappheit, die auch geschürt wurde, kippte die Stimmungslage und mit ihr Söder. Eine hübsche Nebelkerze für die Versäumnisse der vergangenen 10 Jahre wurde geworfen. Sicherheitsbedenken beim Thema Atomkraft gibt es jetzt gar nicht mehr. Obwohl man jetzt nicht nur an herabfallende Flugzeuge, sondern auch an Attentate und Raketenangriffe denken könnte, wenn insbesondere Putin endgültig alles egal ist und als Zwischenstufe zu einem Atomkrieg.
Offensichtlich ist Atomkraftstrom auch zu teuer. Die Chemieindustrie winkt jedenfalls ab (https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-burghausen-wacker-chemie-zumbusch-1.6118011)
Der alte Marktwirtschaftler Lindner hat z.B. sinngemäß auch behauptet, dass Atomkraftwerke nicht kostengünstig betrieben werden können. Keine Versicherung würde Atomkraftwerke versichern. Klar, es macht ja tatsächlich keinen Sinn, dass der Staat die Kosten für den GAU trägt, (soweit er dazu überhaupt in der Lage wäre), während die Gewinne vorher von der Industrie vereinnahmt werden.
Insgesamt zeigt es, dass die Politik bei komplexen Themen Stimmungslagen im Hinblick auf die nächste Wahl hinterherhechelt. Söder vorneweg. Ob das dann immer alles sachlich richtig ist, weiß man nicht wirklich da alles zu komplex ist.
An allem ist nur die CSU schuld - niemals hat (edit/mod/7.2) die Menschen in Bayern gegen Stromautobahnen aufgestachelt...
https://www.bund-naturschutz.de/pressemitteilungen/widerstand-gegen-stromautobahn-suedostlink
>> Wir halten die HGÜ-Trasse für einen Unsinn, für einen Irrweg, für eine energiepolitische Sackgasse. <<
>> HGÜ, die Stromautobahn, ist für mich der größte Schwindel der Energiewende, sie dient nicht der Energiewende, sondern dem internationalen Stromverbund, sie dient dem Profit der Stromkonzerne, Netzbetreiber und Investoren. <<
>> Wir werden belogen. Es heißt, mit HGÜ soll Windstrom aus dem Norden in den Süden transportiert werden. Doch Wolmirstedt, dort beginnt die Trasse, liegt bei Magdeburg - nicht an der Nordsee. Die HGÜ dient vor allem dem Transport von Strom aus Braunkohle. <<
>> Und noch ein skandalöser Vorgang: Es ist die sogenannte Vorzugstrasse: diese soll nun quer durch den Naturpark Fichtelgebirge geschlagen werden. 40 Kilometer durch ein Gebiet mit sehr hohem Raumwiderstand, Erholungsregion, Lebensraum von über 400 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. <<
Die Stromautobahnen hat Horst Seehofer in zynischer, populistischer Weise als Anführer seiner Wähler*innen verhindert. Der Rest war eher Randerscheinung.
"Die Stromautobahnen hat Horst Seehofer in zynischer, populistischer Weise als Anführer seiner Wähler*innen verhindert."
Man fragt sich doch, wie werden Stromtrassen verhindert?
"An einigen Stellen kreuzt die Leitung auch Natura-2000-Schutzgebiete. „Es sind aber nur schmale Streifen“, sagt Jenny Fernandez vom zuständigen Planungsbüro IBUe. „Deshalb glauben wir, dass Ausnahmegenehmigungen möglich sind.“ Auch Biotope lassen sich zwar mit Freileitungen überspannen, aber dann sind wiederum Vögel in Gefahr."
Oh, das wäre mir jetzt neu, dass Seehofer alle Schutzgebite ausgewiesen hätte. Wer da was verhindert hat, kann man sich gut vorstellen.
Sie unterschlagen dabei immer, das Naturschützer, die Grünen, die SPD und der Normalbürger die Monstertrassen nicht wollten. Haben sie sich eigentlich einmal die Mühe gemacht, was es bedeutet in der Nähe einer solchen Trasse zu leben?
Ich möchte auch nicht in der Nähe von Windrädern leben die außer Lärm auch noch die Umwelt zerstören mit viel Beton im Boden. Wir importieren lieber zunehmend Atomstrom von den Nachbarländern und haben unsere AKW abgeschaltet. Alles aus Ideologiewahn.
Ja, Strom kommt aus der Steckdose, nicht war? Wenn man gegen alles ist, müsste man konsequent sein und auch auf Strom verzichten. Plötzlich ist man jetzt auch wieder für AKW. Dabei hatte man genügend Zeit sich darauf vorzubereiten. Statt dessen hat die CSU ihr Fähnchen in den Wind gehängt und alles ausgebremst. Vorausschauendes Handeln sieht anders aus. Die Abschaltung der AKW in Deutschland als Ideologiewahn abzutun ist in diesem Zusammenhang eigentlich ein schlechter Witz.
Eine HGÜ-Leitung erzeugt nach meinem Kenntnisstand wesentlich geringere elektrische und magnetische Felder als eine herkömmliche 380 oder 100 kV Leitung. Und von denen gibt es tausende Kilometer in Bayern.
Auch optisch sind HGÜ-Leitungen kleiner als 380 kV Leitungen.
Raimund Kamm
@ALFRED W.:
Wissen Sie eigentlich wieviel Beton man für ein Windrad und wieviel Beton für ein AKW benötigt werden? Das Windrad kann durch ein leistungsstärkeres Windrad nach vielen Jahren ersetzt werden und auf dem bestehenden Fundament aufegbaut werden. Bei einem AKW geht sowas nicht.
Um die obrige Frage zu beantworten:
Kraftwerk (Kohle) 500 MW braucht ungefähr 250 T pro MW also ca. 125.000 T Beton.
Im Windradbereich braucht man ungefähr 60,7 T pro MW, also bei 500 MW ca. 30.350 T Beton.
Das sind zwar nur grobe Durchschnittswerte. Hierzu gibt es eine interessante Studie vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestages (https://www.bundestag.de/resource/blob/928968/dbf38fce5ecf9d658119a3c53d912875/WD-5-138-22-pdf-data.pdf).
Fazit ist aber, dass der Bedarf an Beton bei Windrädern viel geringer ist als bei anderen Kraftwerken.
>> Fazit ist aber, dass der Bedarf an Beton bei Windrädern viel geringer ist als bei anderen Kraftwerken. <<
???
https://www.bundestag.de/resource/blob/928968/dbf38fce5ecf9d658119a3c53d912875/WD-5-138-22-pdf-data.pdf
Ich lese als Fazit auf Seite 39
>> Der Vergleich mit konventionellen Energietechnologien an sich betrachtet zeigt, dass der Materialeinsatz bei Solar- und Windkraftwerken bei den betrachteten Materialgruppen höher ist. <<
Für Windkraftanlagen in Schwachwindländern wie Bayern ist sogar dieses Fazit quantitativ fraglich. Um 500 MW konventionelle Kraftwerke auszugleichen braucht man die mehrfache Menge an installierter Leistung Wind + PV + Speicher.
@ VONPETER P.:
Bitte die Seiten auch vollständig lesen. Ich habe von Beton gesprochen, nicht von Materialeinsatz.
Hierzu noch diverse Anmerkungen in dem Dokument:
"Die Ressourcenmenge für Brennstoffe (Gas, Kohle, Öl, Uran) ist nicht in den Ressourcenberechnungen enthalten. Lediglich die Errichtung des Kraftwerks wird betrachtet."
"Der Vergleich zeigt, dass Kernkraftwerke weitere große Mengen an Materialen benötigen,
die andere Kraftwerke nicht benötigen"
"Der technische Fortschritt bei erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren schlug
sich deutlich in höheren Energieeffizienzen (und damit Kostenreduktionen) der Anlagen
wider"
"Daten zur PV- und Windenergieerzeugung sind oftmals in größerer Zahl vorhanden, allerdings unterliegen die Materialverbräuche stetigen technologischen Weiterentwicklungen
und Kostenreduktionen. Der Zeitpunkt der Datenerhebung wird damit für den Vergleich
kritisch."