
Zoff wegen des "Zukunftsvertrags zur Landwirtschaft in Bayern"


Staatsregierung und Bauernverband haben ein gemeinsames Papier zur Landwirtschaft in Bayern unterzeichnet. Naturschutzverbände sehen sich ausgeschlossen und üben harsche Kritik.
Der Titel klingt eigentlich nicht nach Zündstoff. "Zukunftsvertrag zur Landwirtschaft in Bayern", diesen Namen trägt das Papier, das am Montag von der Bayerischen Staatsregierung und dem Bayerischen Bauernverband (BBV) unterzeichnet wurde. Doch der Schein trügt. Wegen des Vertrags gibt es jetzt jede Menge Ärger.
In dem Papier sind zahlreiche Ziele und Vorhaben formuliert, darunter etwa weniger Bürokratie, mehr Schutz für landwirtschaftliche Flächen oder mehr Unterstützung für Familienbetriebe mit Tierhaltung. Der Freistaat wolle jährlich bis zu 120 Millionen Euro bereitstellen, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und ergänzte: "Der Zukunftsvertrag ist ein richtungsweisendes Bekenntnis." Man setze auf regionale Lebensmittel – ob bio oder konventionell. "Wir wollen mehr Freiheit und Vertrauen und weniger Kontrollen und Bürokratie in der Landwirtschaft." Der Zukunftsvertrag sei auch ein Generationenvertrag, man wolle die Landwirte bei den Herausforderungen der nächsten Jahre unterstützen.
Norbert Schäffer: Wesentliche Herausforderungen wurden ignoriert
Naturschutzverbände reagierten indes mit harscher Kritik. "Dass die Biobauern hier bewusst ausgeschlossen wurden und es vorab keinerlei Infos gab, ist ein fatales Zeichen", schreibt der Bund Naturschutz in Bayern auf der Plattform X (ehemals Twitter) und fragt an Söder gerichtet: "Wollten Sie den Anteil der Biobauern bis 2030 nicht auf 30 Prozent erhöhen?"
Norbert Schäffer, der Vorsitzende des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV), äußerte sich ähnlich: "Wir sind enttäuscht von diesem Zukunftsvertrag." Die wesentlichen Herausforderungen für die bayerische Landwirtschaft würden ignoriert, eben etwa das Ziel von 30 Prozent Biolandwirtschaft bis 2030, die Wiedervernässung von 55.000 Hektar Mooren für den Klimaschutz oder die Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2028. Der LBV sieht darin "ein weiteres Anzeichen für die Abkehr der Staatsregierung von wichtigen Zielen des Volksbegehrens Artenvielfalt 'Rettet die Bienen' aus dem Jahr 2019". Es sei ein schwerer Fehler, kritisierte Schäffer, die bayerischen Umweltverbände und die Zivilgesellschaft an einem solchen Zukunftsvertrag nicht zu beteiligen.
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