Lindenberg: Rund 250 Fahrradfahrer demonstrieren gegen B12-Ausbau
Breites Bündnis demonstriert gegen den Ausbau der B12 nach Autobahnstandard. Landwirte kritisieren den Flächenverbrauch, Klimaschützer wollen Geld für die Bahn.
Beim B12-Ausbau verliert er einiges an Fläche, beklagt ein junger Landwirt aus Ketterschwang, der mit Frau und Kind im Pulk der Demonstranten am Lindenberger Gennachstadion steht. Landwirt Georg Martin ist aus Solidarität mit seinem Traktor aus Marktoberdorf angereist – schließlich ziehe sich die B12 durch das ganze Ostallgäu. Andere sind gekommen, weil sie befürchten, dass es beim Kaffee auf ihrer Terrasse nahe der B12 künftig noch lauter werden könnte. Darin spiegelt sich wieder, warum das Bündnis „B12 - So nicht!“ ein breites Spektrum eint.
Radfahrer demonstrieren gegen geplanten B12-Ausbau
Das betonen alle Redner bei der Radldemo am Sonntagmittag auf der B12 zwischen der Autobahn bei Buchloe und der Ausfahrt Jengen. Mit Klapprädern und E-Bikes, Lasten- und Liegerädern, übernehmen rund 250 Demonstranten – die Polizei zählt lediglich 100 – für kurze Zeit die Straße, auf der rund 20.000 Autos pro Tag unterwegs sind. Geht es nach dem Willen von Wirtschaft und Landespolikern wird sie bald erheblich verbreitert. Statt der jetzigen Lösung mit wechselweiser Überholspur sollen – und dafür besteht Baurecht – je Fahrtrichtung zwei Spuren, ein Stand- und ein Bankettstreifen entstehen, getrennt durch einen vier Meter breiten Mittelstreifen. Gesamtbreite: 28 Meter.
Durch diesen autobahnähnlichen Ausbau verschwinden 100 Hektar Flächen unter Asphalt. Dies entspricht in etwa drei landwirtschaftlichen Betrieben im Allgäu, rechnet Andreas Schmid vor, Ostallgäuer Kreisobmann des Bauernverbandes aus dem benachbarten Weicht. Er betont, wie wichtig es sei, dass Deutschland bei der Lebensmittelversorgung unabhängig bleibt. Wohin Abhängigkeiten führen, sehe man bei Öl und Gas. Daher dürfe man Ackerland nicht leichtfertig für Straßenbau opfern.
Rad-Demo: Betroffene prangern weitreichende Folgen durch Ausbau an
Einen Hektar Land soll Michael Haußer aus Weinhausen für die B12 abgeben. Betroffen seien zudem Pachtflächen bei Lindenberg, die seine Familie seit Generationen bewirtschafte. Bei der Kundgebung beklagt er nun, dass nicht nur für das „Monsterbauwerk“ selbst Ackerland verschwinde. Hinzu kämen Lärmschutzwälle und Begleitwege. Haußer, als Kreisrat in der FDP engagiert, kritisierte, dass die Straße, für die in einigen Jahren täglich 25.000 Kfz pro Tag erwartet werden, einen Ausbaustandard für 60.000 Fahrzeuge erhält. „Wenn der politische Wille da ist, lässt sich der Ausbaustandard verändern“, forderte er und dankte dem Bund Naturschutz, der gegen das Baurecht für das Projekt klagt.
Wie wichtig der Erhalt der Flächen sei, betont auch Christina Haubrich, Landtagsabgeordnete der Grünen. Mit dem Geld für den Ausbau solle man lieber im Dieselloch Allgäu die Bahnstrecken elektrifizieren.
Peter Griegel vom Landesbund für Vogelschutz vermutet, dass die Kosten für den Ausbau gar auf eine Milliarde Euro steigen könnten. Doch Ministerpräsident Markus Söder halte „stur und arrogant“ an den Ausbauplänen fest. Gleichzeitig verweigerten sich die Ausbaubefürworter einem runden Tisch.
Rund 250 Radler bei Fahrrad-Demo dabei
Mit vergifteten Geschenken werde für den Ausbau geworben, kritisiert Anlieger Armin März von den Buchloer Grünen. Denn es werde zwar Lärmschutz versprochen, dennoch erhöhe sich der Lärmpegel, der lediglich für Tempo 130 berechnet worden sei, obwohl kein Tempolimit gelten soll.
Am Ende ist Demonstrationsleiter Thomas Reichart vom Bund Naturschutz sehr zufrieden. 250 Radler – teilweise dick eingepackt mit Pudelmütze und Handschuhen – haben er und seine Mitstreiter gezählt. Mit Blick auf dicke Regenwolken und knapp zehn Grad meint er: „250 Radler bei dem Wetter zählen so viel wie 500 bei Sonnenschein.“
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