Markus Söder war schon beim Papst. Er hat in Kanzelreden Zeugnis abgelegt über seinen Glauben, das Kruzifix in Amtsstuben verteidigt und jüngst den Religionsunterricht vor Kürzungen bewahrt. Ausgerechnet er attackiert nun die Kirchen frontal und legt ihnen frei nach dem Motto „Wer zahlt, schafft an“ nahe, sie sollten sich in der Debatte über die Migrationspolitik zurückhalten. Weil, so das Zitat vom CSU-Parteitag an die Adresse der Kirchen: „Nicht dass man irgendwann ganz plötzlich allein steht.“ Die Kirche, so Söder weiter, solle es ihren potenziellen Partnern in der Politik nicht so schwer machen und sich mehr um christliche Themen kümmern. War das jetzt eine Drohung oder hat da nur einer seinem Frust Luft gemacht? Auf alle Fälle war es ein plumper Fehler.
Das werfen die Kirchen der Union vor – so wehrt sich Markus Söder
Auslöser für Söders verbalen Ausritt war eine Äußerung der Berliner Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Sie hatten die Unionsparteien davor gewarnt, die Anträge für eine verschärfte Migrationspolitik mit AfD-Unterstützung durch den Bundestag zu bringen und sich über die aktuelle Migrationsdebatte besorgt gezeigt. Diese sei dazu geeignet, „alle in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten zu diffamieren und Vorurteile zu schüren“. Das kann man so sehen, muss man aber nicht – auch unter den Bischöfen gibt es da andere Ansichten.
Ansehen und Einfluss der Kirchen sind in den vergangenen Jahrzehnten geschwunden. Abzulesen ist dies unter anderem an den Austrittszahlen. Längst hat das Kreuz, das in vielen Wohnungen hängt, nur wenig Einfluss darauf, wo am Wahlsonntag das Kreuz auf dem Stimmzettel gemacht wird. Die Kirchen sind dennoch nach wie vor eine wichtige Stimme im gesellschaftlichen Diskurs dieses Landes und bleiben für viele Menschen eine moralische Instanz. Vermutlich hat sich Söder auch deswegen über ihren Widerspruch geärgert.
Für viele sind die Kirchen noch eine moralische Instanz
Dabei durfte es die Union doch nicht wundern, in welchem Sinne sich die Kirchen in der derzeit den Wahlkampf beherrschenden Migrationsdebatte zu Wort gemeldet haben. Der Einsatz für Menschen, die Zuflucht suchen, gehört zum Kern des Christentums. Man hätte diesen Debattenbeitrag einfach stehen lassen können, man darf ihn sicher auch kritisieren und fragen, ob die Kirchen nicht selbst praktisch mehr beitragen könnten zur Lösung der Probleme.
Wenn man aber, wie Söder, einen Zusammenhang herstellt zwischen den Finanzbeziehungen von Staat und Kirchen und deren Recht, sich zu äußern, dann wird es hochproblematisch. Folgt man dieser „Wer-zahlt-schafft-an-Logik“, dann dürfte sich der Landessportverband nicht mehr beschweren, wenn der Staat Geld und Stunden für den Sportunterricht zusammenstreicht. Und Wohlfahrtsorganisationen müssten schweigend hinnehmen, wenn die Mittel für Bedürftige gekürzt werden.
Trotz Drohung von Markus Söder: Kein Maulkorb-Erlass für Kirchenvertreter
Der Freistaat Bayern und die Kirchen – zuerst die katholische und dann die evangelische – haben ihre Beziehungen vor ziemlich genau 100 Jahren vertraglich geregelt. Im sogenannten Konkordat geht es um Geld und die Besetzung von Posten – ein Maulkorb-Erlass für Kirchenvertreter findet sich darin aber nicht. Kein Wunder, damals waren die Beziehungen zwischen Staat und Kirche äußerst eng. Im Laufe der Jahrzehnte sind die Bande lockerer geworden, was nicht zuletzt durch mehrere Änderungen im Konkordatsgesetz dokumentiert ist. Bei dieser gesunden Distanz sollte es bleiben.
Die Kritik ist nicht plump, sondern gerechtfertigt Immerhin werden aktuell immer noch aktiv Missbrauchsfälle vertuscht, geleugnet und abgestritten.
Das C im Parteinamen ist eigentlich unzulaessig. Nur weil es Union statt Partei heisst, ging das bisher durch. Wenn Soeder noch ein bisschen weiter so macht, koennte das C endlich dort landen, wo es hingehoert. Ein Etikettenschwindel weniger.
Als das Konkordat vor 100 Jahren vereinbart wurde waren die Kirchen am Sonntag gut gefüllt. Die gesellschaftliche Stellung der Kirchen ist in den letzten Jahrzehnten aber stark erodiert was sich auch in der Welle der Kirchenaustritte manifestiert. Warum also Herr Frey sollte der Staat weiterhin religiöse Minderheiten alimentieren denen ein breiter gesellschaftlicher Rückhalt fehlt?
Machen Sie sich einfach erst einmal mit den historischen Hintergründen vertraut, Herr Axmacher, bevor Sie von religiösen Minderheiten schwadronieren. Nach Ihrer Logik ist die CSU dann auch eine Minderheit, weil 95% der Wähler sie nicht wollen. Selbst wenn man die CDU hinzuzählt sind es immer noch 70% der Wähler, die die Union nicht wollen. Also bitte etwas mehr denken bei solchen Behauptungen bezüglich Minderheiten.
Herr Koenig, die - auch von Ihnen - immer wieder gemachte Bemerkung "...70% wollen die Union nicht..." ist ja ziemlich plump, das muß man schon sagen. 70% oder 80% oder 90% ...wollen die jeweils andere Partei immer nicht ! So wollen im Moment 84% aller Wähler die SPD nicht, 80% die Grünen nicht ... usw undsofort.
Ach Herr Koenig, wer andere Meinungen als "schwadronieren" diffamiert der diqualifiziert sich selbst ernstzunehmender Kommentator.
Das Denken, das Söder mit seinen Angriffen gegen die Kirchen offenbart, ist dem von Trump nicht unähnlich.
Die Kritik der Kirchenführer ( warum wird immer behauptet, "der Kirchen", sprechen denn die Bischöfe grundsätzlich und immer für Alle Gläubigen in der Kirche? Wer hätte diese dazu ermächtigt ?) an der CDU war völlig abwegig und realitätsfern. Es wurde vollig wahrheitswidrig behauptet, die Union "arbeite mit der AfD zusammen". Das war vollkommener Unsinn, parteipolitisch ausgedacht von der SPD, um die Union im Wahlkampf "vorzuführen" und sich aus dem eigenen Loch zu befreien ( selbiges macht der Zauderer Scholz gerade wieder, will seine unflätigen unverschämten Beleidigung des CDU Abgeordneten rechtfertigen). Mir ist nicht bekannt, daß "die deutschen Kirchen" die jahrelange Kungelei und Kumpanei der SPD mit Moskau, mit Putin zum Schaden der Ukraine - also "die Mutter aller jetzigen Krisen"- je benannt und öffentlich ins Licht gestellt hätte?
Wenn man ein "C(hristlich)" in den Parteinamen setzt dann muss man sich auch von Vertretern der "Marke" an der "Markentreue" messen lassen und Kritik akzeptieren, wenn man eine "Leitkultur" einfordert welche als Grundlagen "die Lehre des Christentums, die (sich daraus ableitenden) sozialen Bewegungen, die Erkenntnisse der Aufklärung, die Anliegen des Humanismus, unsere deutsche Geschichte, das Zusammenwachsen Europas und die Weltoffenheit des Staates" sieht (Quelle: CDU-Webpage) dann muss man auch damit leben dass Menschen eben diese "Leitkultur" einfordern. @ Hr. Eckert: Dass die Kirche(n) selbst Defizite an "Perfektion in den Zielen des Glaubens" aufweisen disqualifiziert sie doch nicht auf die Relevanz der Ziel hinzuweisen @ Hr. Axmacher: siehe oben - christliche "Leitkultur" (auch) als Mittel der Abgrenzung und als "Ziel" für den Ausländer oder "Ist doch nicht mehr relevant!" - man kann nicht Beides haben @Fr. Tkacuk: Der Vorstand spricht für eine Organisation - ja klar!
Es zeigt das Abbild unserer Gesellschaft wo jeder den anderen beschimpften darf.. um von sich selbst abzulenken.. ! Wer frei ist von Sünde der werfe den ersten Stein.. Was jetzt passiert, was wir die Krise der Demokratie nennen können, ist der Zusammenbruch des Vertrauens. Der Glaube, dass Führer nicht nur korrupt oder dumm sind, sondern dass sie im Allgemeinen unfähig sind.. Zygmunt Baumann
Man muss sich fragen, was bei Söder nicht plump ist? Die Kritik an den Kirchen war sogar sehr plump. Ich hoffe, er wird nie wieder öffentlich ein Kreuz aufhängen. Die Kirche hat jedes Recht zu kritisieren, wenn etwas in der Gesellschaft schiefläuft. Und sie tut genau das, was ihr Auftrag ist: sie kümmert sich um christliche Themen, wenn die Politik ihre Macht zu missbrauchen versucht.
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