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Maul- und Klauenseuche: Wie gut ist Bayern auf Tierseuchen vorbereitet?

Maul- und Klauenseuche

Wie gut ist Bayern auf Tierseuchen vorbereitet?

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    Wasserbüffel im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland sind an Maul- und Klauenseuche erkrankt.
    Wasserbüffel im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland sind an Maul- und Klauenseuche erkrankt. Foto: Michael Bahlo, dpa

    Mehr als 35 Jahre wurde in Deutschland kein Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS) gemeldet. Bis am Freitag bekannt wurde, dass im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland drei Wasserbüffel an der Tierseuche verendet sind. Seitdem geht auch unter bayerischen Tierhaltern die Sorge um. Hinzu kommt: Es ist längst nicht die einzige Krankheit, mit der sie zu kämpfen haben.

    Wie groß ist die Gefahr, dass die Maul- und Klauenseuche auch nach Bayern kommen könnte?

    Die Sorge unter den Tierhaltern ist groß. „Wir Landwirte schlafen nicht mehr ruhig“, sagt Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner. Iris Fuchs, Präsidentin der Bayerischen Landestierärztekammer, erklärt: „Das ist die schlimmste Seuche, das, wovor wir uns immer gefürchtet haben.“ Das liege zum einen daran, dass die Viruserkrankung viele Tierarten betreffen könne. Für Paarhufer wie Rinder, Schafe, Ziegen, Rehe, Alpakas oder Kamele ist MKS hoch ansteckend und daher sehr bedrohlich. Zum anderen liegt das am Übertragungsweg: Die Seuche verbreitet sich nicht nur über den direkten Kontakt von Tier zu Tier, sondern auch über die Luft. Es besteht zudem ein hohes Risiko für eine indirekte Ansteckung über kontaminiertes Futter, Gegenstände, Fahrzeuge oder Personen. Und: Das Virus ist sehr widerstandsfähig. Im Boden kann es Monate überdauern, erklärt Fuchs.

    In Brandenburg gilt noch bis zunächst Mittwochnacht ein Tiertransportverbot.
    In Brandenburg gilt noch bis zunächst Mittwochnacht ein Tiertransportverbot. Foto: Annette Riedl, dpa

    Welche Symptome haben an MKS erkrankte Tiere?

    Neben hohem Fieber, Appetitlosigkeit und Apathie entwickeln sich bei den Tieren Blasen am Maul, auf der Zunge sowie an den Klauen. Viele Tiere zeigen Lahmheitserscheinungen oder können vor Schmerzen gar nicht mehr gehen, wie das Friedrich-Löffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, erläutert. Bei Schafen und Ziegen verläuft die Infektion meist unauffällig, dadurch können sie die Seuche aber auch unerkannt weiterverbreiten. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit bei MKS. Ist in einem Betrieb auch nur ein Tier erkrankt, muss der komplette Bestand getötet werden. Auf den Menschen ist die Tierseuche nicht übertragbar. Auch beim Verzehr von Milch, daraus hergestellten Produkten oder von Fleisch besteht laut Friedrich-Löffler-Institut keine Gefahr.

    Wie gut ist man in Bayern gegen Tierseuchen gewappnet?

    Der letzte in Deutschland nachgewiesene Fall von Maul- und Klauenseuche stammt aus dem Jahr 1988. Trotzdem betont Iris Fuchs, die als Amtstierärztin in Bayreuth tätig ist: „Wir sind in Bayern grundsätzlich gut vorbereitet auf so einen Fall.“ Schließlich gebe es entsprechende Notfallpläne, wie im Fall eines Ausbruchs vorzugehen ist. Aus dem bayerischen Umweltministerium heißt es, man beobachte die Situation genau. „Bayern ist auf einen möglichen MKS-Fall vorbereitet und steht mit Brandenburg sowie allen anderen Bundesländern und dem Bund im engen Austausch.“

    Kommt der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche überraschend?

    Nach wie vor ist unklar, was die Eintragsquelle für das Virus in Brandenburg war. Die Gefahr, dass die Tierseuche wieder nach Deutschland eingeschleppt wird, war aber groß. In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas gibt es nach wie vor regelmäßig MKS-Fälle. „Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar“, schreibt das Friedrich-Löffler-Institut. Deswegen wird an den Flughäfen strikt kontrolliert. Auf dem Landweg seien Kontrollen aber nur bedingt möglich, sagt Fuchs. Sie verweist auf die Afrikanische Schweinepest und das Problem, dass schon eine auf einem Parkplatz weggeworfene Salami-Semmel genüge, um die tödlich verlaufenden Tierseuche zu verbreiten.

    Wie gefährlich ist die Maul- und Klauenseuche?

    „Die MKS gehört wegen ihrer potenziell katastrophalen Auswirkungen zu den weltweit wirtschaftlich bedeutsamsten Tierseuchen“, betont das Friedrich-Löffler-Institut. Durch den zunehmenden globalen Handel steigt eben nicht nur die Gefahr, das Virus einzuschleppen – es könne sich im schlimmsten Fall auch explosiv ausbreiten. 2001 hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien gegeben. Vier Millionen Tiere mussten getötet werden. Dass Deutschland nun seinen Status als Maul- und Klauenseuche freies Land verloren hat, hat enorme Auswirkungen auf die Märkte. Großbritannien hat, ebenso wie zuvor Südkorea und Mexiko, ein Importverbot für gefährdete Huftiere aus Deutschland verhängt. Der Importstopp gilt für Wiederkäuer und Schweine, einschließlich Wild und auch für frisches Fleisch von Huftieren. Innerhalb der EU bleibt der Handel mit Fleisch aus Deutschland, das außerhalb der Sperrzonen kommt, möglich.

    Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten Tierhalter treffen?

    „Es ist wichtig, dass alle Landwirte aufmerksam sind und einen Verdachtsfall umgehend melden. Ziel ist es, einen Ausbruch in Bayern zu verhindern“, betont ein Sprecher des Umweltministeriums. Ohnehin sind Tierhalter durch die Vogelgrippe und die Afrikanische Schweinepest aufgerufen, die Biosicherheitsmaßnahmen zu verstärken – etwa, möglichst wenig fremde Personen den Stall betreten zu lassen, betriebseigene Kleidung für den Tierarzt, strikte Sauberkeit und Hygiene. Dass die Tierhalter derzeit mit so vielen Seuchen gleichzeitig zu kämpfen haben, „ist eine riesige Herausforderung“, sagt Fuchs.

    Wegen eines Ausbruchs der Vogelgrippe im Landkreis Schwäbisch Hall sind 50.000 Puten getötet worden.
    Wegen eines Ausbruchs der Vogelgrippe im Landkreis Schwäbisch Hall sind 50.000 Puten getötet worden. Foto: dpa

    Was ist der letzte Stand in Sachen Vogelgrippe?

    Am Dienstag mussten in einem Mastbetrieb in Schwäbisch Hall 50.000 Puten getötet werden. Auch in Bayern ist man in Alarmbereitschaft. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) registrierte seit Herbst sieben Ausbrüche in Geflügelbetrieben und Wildgattern sowie 23 infizierte Wildvögel. Zuletzt wurden kranke Tiere im Augsburger Zoo gemeldet. Die Vogelgrippe ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei Wasservögeln und anderen Vögeln vorkommt. Im Gegensatz zur Maul- und Klauenseuche kann es auch zu Erkrankungen von Menschen kommen. In den USA hatten sich Mitarbeiter von Geflügelbetrieben zuletzt infiziert, ein Mann starb. Nach Einschätzung von Experten hat die Geflügelpest Potenzial für eine neue Pandemie. 

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