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Münchner Luxushotel verkauft gesamte Einrichtung: Preise von 50 Cent bis 20.000 Euro

Hilton

Alles muss raus: Münchner Luxushotel verkauft seine gesamte Einrichtung

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    Da ist das Schmuckstück: Die Designerlampe in Form der Münchner Eisbachwelle ist noch nicht verkauft.
    Da ist das Schmuckstück: Die Designerlampe in Form der Münchner Eisbachwelle ist noch nicht verkauft. Foto: Sarah Ritschel

    Alles hier ist käuflich. Ein Mann schleppt weinrote und weiße Hängelampen Richtung Ausgang. Ein weiterer entheddert ein riesiges Knäuel Stromkabel. An der Kasse bezahlt eine Frau dutzende Espressotassen, eine Seniorin sitzt in einem der vielen anthrazitfarbenen Ohrensessel Probe. Und über allem schwebt in der Lobby des Hilton-Hotels am Tucherpark der riesige Kronleuchter in Form der berühmten Münchner Eisbachwelle.

    Das Luxushotel direkt an der Isar verkauft seine gesamte Inneneinrichtung, das Gebäude wird in den kommenden fünf Jahren saniert. Dafür muss alles raus. Die billigsten Teile, etwa Schuhpolierschwämme, kosten 50 Cent, die Eisbachwellenlampe ist mit 20.000 Euro das teuerste Exponat. Sie wurde eigens für das Hotel gefertigt, das einst zu den Olympischen Spielen 1972 eröffnet hatte. Ursprungswert: 120.000 Euro.

    Das Hilton München Park ist ein architektonisches Dokument der Siebziger Jahre.
    Das Hilton München Park ist ein architektonisches Dokument der Siebziger Jahre. Foto: Sarah Ritschel

    Die Berliner Hotelauflösungsfirma Twins Company organisiert den Ausverkauf. „Zu uns kommen alle, vom Schnäppchenjäger bis zum Millionär“, sagt Firmenchefin Astrid Eilers. Der Andrang ist mitunter so groß, dass Security-Leute den Einlass regeln. „Wir haben viele Kunden, die selbst Gästezimmer oder Pensionen einrichten.“ Aber da sind eben auch die Münchnerinnen und Münchner, die gern ein edles Stück Luxushotel in ihrer Wohnung hätten. Oder jene, die das Geld nicht im Überfluss besitzen. „Beliebt sind zum Beispiel die Hotelmatratzen.“ Die gelten als besonders langlebig und robust. „Aber neu kann sie sich natürlich nicht jeder leisten“, sagt Eilers.

    Deutsche Nationalelf wohnte in dem Hotel während Heim-WM 2006

    Könnte auch sein, dass schon mal ein Star darauf geschlafen hat. Die deutsche Fußballnationalmannschaft hatte hier bei der Heim-WM 2006 ihren Rückzugsort. Auch Kicker wie Messi, Ronaldo und Mbappé checkten im Hilton ein. Vielleicht aßen sie auch mit den Silberlöffeln, die jetzt hundertfach in roten Plastikboxen auf Käufer warten: pro Stück ein Euro.

    An diesem frühen Nachmittag unter der Woche ist es noch recht ruhig in der Lobby. Eine Frau bleibt bei den weinroten Stoffhockern stehen. Sie sucht „ein bisschen was für die Wohnung“. Weil sie bei der Lufthansa arbeite, habe sie irgendwie eine besondere Verbindung zu Hotels.

    Die Verkaufschefin hat sich selbst einen Safe gesichert.
    Die Verkaufschefin hat sich selbst einen Safe gesichert. Foto: Sarah Ritschel

    Nebenan im Ballsaal warten noch mehr Objekte darauf, ausgestellt zu werden. Unter anderem große goldene Deckenlampen, unter denen Gerüchten zufolge schon Udo Jürgens gefeiert haben soll. 14 gab es davon, jeweils 1500 Euro pro Stück. Die Hälfte ist schon verkauft, das zeigt die dazugehörige Online-Verkaufsplattform. In der leergeräumten Hotelküche warten Elektro-Großgeräte und Fitnessräder auf neue Besitzer. Von den kleinen Bügelbrettern aus den 484 Hotelzimmern sind noch recht viele da, die Telefone, mit denen Gäste bis Ende Dezember 2024 noch ihr Frühstück aufs Zimmer bestellten, kosten jetzt drei Euro.

    Hilton am Tucherpark in München: Alles für fünf Euro

    Diese Woche von Dienstag bis Samstag sind die letzten Öffnungstage - und Verkaufsprofi Astrid Eilers geht nochmal mit den Preisen runter. „Was noch da ist, verkaufen wir für fünf Euro.“ Bettgestelle, Schränke, Cocktailtische, Sofas - nur die exquisitesten Sachen nicht. Die cremefarbene, geschwungene Couch aus der Präsidentensuite will Eilers ebensowenig für fünf Euro verticken wie die monumentale Designerlampe in Wellenform. Eine Münchnerin nimmt sich ganz bewusst Zeit für einen letzten Blick nach oben.

    Sessel, Kissen, Gläser, alles muss raus.
    Sessel, Kissen, Gläser, alles muss raus. Foto: Sarah Ritschel

    „Ich wollte die Lampe unbedingt noch einmal sehen“, sagt sie. „Das ist ein Zeitdokument für die Siebziger, Achtziger Jahre. Wie überhaupt das ganze Hotel. Sowas findet man heute ja gar nicht mehr.“ Sie erinnert sich an einen „wunderschönen Neujahrsempfang“, den sie einmal hier im Hilton gefeiert hatte. Verkaufsleiterin Astrid Eilers übrigens hat sich einen der 484 Hotelsafes gesichert. Denn: „Bei meinem zu Hause hab ich den Zugangscode vergessen.“

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    1 Kommentar
    Hans Meixner

    Interessant, "eventuell eine Matratze ergattern, auf der 2006 ein Mitglied der deutschen Fußballnationalmannschaft geschlafen hat"? Falls das Luxushotel bis zur Schließung (18 Jahre nach der WM) noch solche Matratzen in Gebrauch hatte, dann "Gute Nacht"!

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