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Nockherberg 2025: Fastenpredigt von Maxi Schafroth spaltet wie selten

Derblecken

Von begeistert bis beleidigt: Fastenpredigt auf dem Nockherberg spaltet wie selten

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    Kabarettist Maxi Schafroth hat das „Derblecken“ auf dem Münchner Nockherberg unerbittlich betrieben. Seine Befürworter sagen: So sind nun mal die Zeiten.
    Kabarettist Maxi Schafroth hat das „Derblecken“ auf dem Münchner Nockherberg unerbittlich betrieben. Seine Befürworter sagen: So sind nun mal die Zeiten. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Am Tag danach hat die Salvatorprobe am Nockherberg immer noch einen schalen Nachgeschmack für CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek. Das liegt nicht am eigens gebrauten Starkbier, sondern an der Fastenpredigt von Maxi Schafroth. „Ich habe ja als Allgäuer grundsätzlich eine Sympathie für Maxi Schafroth, er kommt schließlich aus meinem Stimmkreis“, sagt der Memminger Politiker Holetschek am Donnerstag unserer Redaktion. „Aber was den Nockherberg ausmacht, diese Tradition, zusammen lachen zu können, der Humor und die Leichtigkeit haben mir gefehlt.“ Holetschek saß in der ersten Reihe beim berühmten Derblecken. „Aber der Funke ist nicht richtig übergesprungen. Die Rede war sehr belehrend, sehr einseitig.“

    Wie versteinert waren Bayerns Top-Politiker, als Fastenprediger Maxi Schafroth sie fragte: „Wie schafft ihr es, diesen harten Ton durchzuhalten, diese eindimensionale, banale Boshaftigkeit?“ Pure Geringschätzung auf dem Gesicht des Ministerpräsidenten, als der Allgäuer noch einen draufsetzte. „Bei euch kopiert jeder den Grant vom anderen, Markus, bei dir ist des nix Neues.“ Das war‘s noch nicht: „Da hauen‘s in in ihre Rhetorik eine alttestamentliche Teufelssauce hinein, alte Ideen scharf anbraten, das kenn ich ausm Allgäu, wenn die Basiszutaten ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben“, tadelte Schafroth. „Scharf anbraten. Schärfe dient zum Kaschieren schlechter Inhalte.“

    Söder lacht erst bei der zweiten Hälfte des Nockherbergs

    Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sah man noch am ehesten lachen bei den Sprüchen über ihn selbst: „Hubert, die einen sagen du hast die AfD-Rhetorik übernommen, ich sag von Landwirt zu Landwirt, nennen wir‘s Blauzungenkrankheit. Schaut nicht schön aus, aber ist heilbar.“

    Muss eine Nockherberg-Rede in welt- und bundespolitisch düsteren Zeiten diejenigen härter als sonst herannehmen, die der Prediger offensichtlich für den Verfall zwischenmenschlicher Sitten verantwortlich macht? Sind Appelle an die Moral angebrachter als Schenkelklopfer-Pointen, selbst wenn sie im Publikum irgendwann sogar zu Buhrufen führen? Darüber gehen die Meinungen so weit auseinander wie selten.

    Während vor allem die Künstlerinnen und Künstler im Publikum Schafroths „scharfe, dunkle Rede“ lobten, die den „verrückten gesellschaftlichen Ton“ und die Hilflosigkeit der Politik auf den Punkt gebracht habe, reichen die Bewertungen der Regierungsvertreter von enttäuscht bis wütend und beleidigt. Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hätte sich gewünscht, dass es „in all der schweren Zeit auch ein Lachen und eine freundliche Botschaft gibt“. Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) war sichtlich angefressen darüber, dass Schafroth unter anderem ihr selbst Untätigkeit und Unfähigkeit attestiert hatte. Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze dagegen sprach von einer „großartigen Rede mit guten Spitzen, tiefsinnig“. Sie hoffe, dass der Inhalt einige zum Nachdenken gebracht habe. Markus Söder dagegen sagte viel mit wenigen Worten: Das Singspiel habe später „sehr entschädigt für die Predigt“.

    Koalitionsverhandlungen per Wadl-Probe: Auf dem Nockherberg fiel die Wahl von CDU-Chef Merz auf die SPD auch nur dank CSU-Chef Söder.
    Koalitionsverhandlungen per Wadl-Probe: Auf dem Nockherberg fiel die Wahl von CDU-Chef Merz auf die SPD auch nur dank CSU-Chef Söder. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Tatsächlich lachte Söder bei der zweiten Nockherberg-Hälfte herzhaft, als sein Double Thomas Unger mit wucherndem Brusthaar als Magier „Magic Markus“ Gesetze verschwinden ließ und über allen anderen thronend schmetterte, dass „Demut von Mut kommt“. Auch die als künftige Digitalministerin im Bund gehandelte Dorothee Bär (CSU) kam beim Singspiel wieder auf Normalpuls, hatte sie doch bei der Predigt noch sichtbar schwer und angespannt geatmet. Nach ihrer Premiere als Singspiel-Figur war Bär mit ihrem Double Eli Wasserscheid sehr zufrieden: „Eli hat das sehr charmant und sehr fränkisch gemacht“, lobte sie.

    Begeisterter Applaus also für das Singspiel-Team, während Fastenprediger Maxi Schafroth auch am Tag danach noch Schelte über sich ergehen lassen muss, in der Münchner Abendzeitung bringt man gar seine Absetzung in Spiel. Während im Wahlkampf und danach der gute Umgang ständig gelitten hatte, CSU-Generalsekretär Martin Huber die Grünen etwa kürzlich „Ramschware“ nannte, muss Schafroth sich jetzt den Vorwurf der Respektlosigkeit gefallen lassen: Jan-Christian Dreesen zum Beispiel, Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern München, sprach als quasi politisch Unbeteiligter besonders deutlich: Schafroth habe Respekt vermissen lassen, mehr noch: Er habe „die grundsätzliche Wertschätzung für die Menschen nicht behalten“. Schwere Vorwürfe.

    Von Schafroth selbst ist am Donnerstag nichts zu hören. Auch auf eine Anfrage unserer Redaktion reagiert er nicht. CSU-Fraktionschef Holetschek will sich nicht in die Debatte um Schafroths Absetzung einmischen. Das müsse die Paulaner-Brauerei als Veranstalter entscheiden. In Kürze fährt Holetschek nach Berlin, er ist Teil des CSU-Teams bei den Koalitionsverhandlungen. Sicher auch deshalb sagt er zum Abschied am Telefon: „Gerade gibt es wahrlich wichtigere Probleme auf der Welt.“

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    18 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    Sehe ich ein wenig anders. Freundliche Botschaft, Respekt ... sollen gefehlt haben. Damit könnte man leben. Ich fand, daß einfach der Humor verglichen zu früheren oder sehr früheren Fastenpredigern gefehlt hat. Ein bekanntes Beispiel führe ich gerne auf. Walter Sedlmayr hat in seiner Begrüßung nur Originalzitate aus dem bayerischen Landtag verwendet: https://www.ardmediathek.de/video/br24-retro/walter-sedlmayr-auf-dem-nockherberg-1983/br/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzY3YjgzODc1LTRmYzAtNGMwNy1iOGU1LTk5YTJkNjRjYjcwMg

    Maria Reichenauer

    Wo ich Respekt vermisse, ist nicht bei Schafroth, sondern bei vielen Politikern den Menschen, den Bürgern gegenüber. Und auch untereinander. Und genau die, die es betrifft, sind es nun, die ein wenig angefasst sind. Schafroth hat Söder und seiner Entourage den Spiegel vorgehalten – dass ihnen das nicht gefällt, ist klar. So selbstherrlich und menschenverachtend wie Söder mittlerweile agiert, genauso war sein Gesichtsausdruck während der Rede. Er scheint Kritik nicht mehr zu vertragen, sondern will nur noch austeilen. Das ist im Bierzelt am Aschermittwoch einfach, auf dem Nockherberg muss er es schlucken.

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    Hannelore Zauner

    Frau Reichenau, da kann ich Ihnen zu 100% zustimmen. Maxi Schafroth hällt den Politiker der Spiegel vor, aber die Wahrheit will ja keiner sehen. Die leben doch alle in ihrer "Blase" und der selbstverliebte Markus Söder hat ganz viel von Tramp und Musk übernommen, da zählt nur eine Meinung und das ist SEINE.

    Christoph Stenzenberger

    Volle Zustimmung. Bezeichnend fand ich hinterher auch Söders "trumpsche" Reaktion, er habe schon "bessere Reden" gehört. Nur keine Kritik an sich ranlassen...!

    Inge Brenner

    Karl Brenner Ich bin völlig Ihrer Meinung, Frau Reichenauer. Wenn Herr Söder am politischen Aschermittwoch mit dümmsten Geschwätz gegen die politische Konkurrenz austeilt und diese peinliche Veranstaltung auch noch der bayerischen DNA zuordnet , dann soll er gefällig auch etwas aushalten können. Herr Schafroth war wortgewaltig wie vor Jahren noch Herr Lerchenberg, der auch nur wenige Lacher und Schenkelklopfer hervorrief, aber einfach nur gut war.

    Monika Ihle

    Hallo Frau Reichenauer, ich bin genau Ihrer Meinung. Der Maxi Schaffroth hat ja auch zu Beginn gesagt, dass es um Wahrheit geht und abgefragt, ob alle dafür bereit sind. Und dieser Spiegel ist heute wichtiger denn je, wo überall der Respekt verloren geht. Der Wahlk(r)ampf war mitunter so weit weg von anständig, da hätte es eine lustige Rede einfach nicht gebracht. Ich hoffe inständig, dass Paulaner den Schneid hat, den Maxi Schaffroth weiter zu beschäftigen. Er war meiner Meinung nach brilliant!

    Wolfgang Schwank

    Ich fand die Fastenpredigt auch relativ schwach, sehr oberflächlich und damit dem Jargon derer, die da derbleckt werden sollten, angemessen. Manche Wortwahl im Wahlkampf war schon übel - aber noch übler ist das was jetzt politisch abläuft. Die Volten der Koalitionäre und der zu erwartende Steigbügel der Grünen.

    Franz Wildegger

    Wer glaubt den "köstlichen Beitrag" vom Sedlmayer mit dem von Schafroth vergleichen zu können und glaubt der war doch noch um "Einiges" schlimmer und derber, hat den Sinn des Derbleckens nicht richtig verstanden! Der gute leider schon verstorbene Walter Sedlmayer, hat nämlich den ganzen Saal zum Lachen und klatschen gebracht (so soll es ja schließlich auch sein) wogegen Maxi Schafroht den ganzen Saal fast "Mundtot gemacht" hat und nur ganz wenige Lacher erzeugen konnte! Irgendwie muss er da die Veranstaltungs-Orte zwischen Nockherberg und Reden vor dem Bundestag verwechselt zu haben. Wer gestern die Live-Sendung aus dem Bundestag verfolgt hat und die Reden von Frau Dröge, oder Lindner und Dürr, oder Weidl gehört hat, Ja, dazu hätte Schafroths Rede bestens gepasst. Weil es da eben auch fast "nur um Friedrich Merz" ging. Auf dem Nockerberg eben klar gegen Markus Söder und zwar in einem beleidigenden Ton, der total unter die Gürtellinie ging, bei einer Veranstaltung zum lachen! Nur Teil 1

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    Martin Dünzl

    "Auf dem Nockerberg eben klar gegen Markus Söder und zwar in einem beleidigenden Ton, der total unter die Gürtellinie ging, bei einer Veranstaltung zum lachen!" - als Spiegelbild von Söder...sehr passend!

    Franz Wildegger

    Teil 2 Nockherberg Gleich vorne weg, die Rede von Schafroth war sicherlich „nicht schlecht“ NEIN, denn sie sollte ja schließlich zum nachdenken anregen wie die Politiker mit Einander umgehen sollten. Aber eben, er hat ganz klar „den Veranstaltungsort verwechselt“ wie ich in meinem 1. Teil schon geschrieben habe. Gestern bei der Debatte im Bundestag, JA, da hätte ich sogar Beifall klatschen können über all die Fehler die Friedrich Merz und Markus Söder im Vorfeld der Wahl alles „zusammen“ gemacht haben! Ich wäre also überhaupt nicht überrascht, wenn das das Ende seiner Fasten-Predikten auf dem Nockherberg gewesen sein sollte, oder? Wogegen beim Singspiel der ganze Saal lachen konnte, weil da Niemand, bzw. kein Einzelner so beleidigt wurde wie in der Fastenpredigt. Und so sollte es eben auf einer solchen Veranstaltung auch sein, Ja! Sehr gut gefallen hat mir am Ende die Runde als alles in toller Gemeinschaft die ganze Sendung aufgearbeitet haben, Bravo!

    Marijan Grandverger

    tja, da stellt sich die Frage, was das "Derblecken" sein soll. Nach dem „Förderverein Bairische Sprache und Dialekt“ lässt sich „derblecken“ am ehesten mit „mehr oder weniger scherzhaft verspotten“ übersetzen. Manche sagen, auch "den Spiegel vorhalten". Hier beginnt die Polarisierung. Wenn man Söder &Co. den Spiegel vorhält, dann kommt vieles dabei heraus, was mancher nicht gerne sehen will. Bei dem, wie sich die CSU-Granden in den letzten Jahren aufgeführt haben, kann es nicht lustig sein, ihnen den Spiegel vorzuhalten. Sie hingegen "scherzhaft zu verspotten" kann schmerzloser erfolgen, man klopft sich auf die Schenkel und macht ansonsten weiter wie bisher. Man kann für einen Moment so tun, als würde man sein Verhalten reflektieren. Die Polarisierung kommt aus der Sache selbst. Die einen finden das Bild der CSU toll, andere schäbig. Erstere finden die Rede mies, die anderen finden sie toll. Überparteiliche(!!!) Reflexion und Werteorientierung sind anstrengend, aber hilfreich.

    Christoph Stenzenberger

    Die politische Prominenz hat offensichtlich größtenteils die Fähigkeit zur Selbstkritik und Selbstironie verloren. Und Resilienz gegenüber berechtigter, scharf vorgetragener Kritik ist auch nicht mehr vorhanden. Zudem haben einige der nun so Verschnupften und Beleidigten den Sinn einer Fastenpredigt missverstanden und wohl eher etwas gemütlich-zünftige Abendunterhaltung erwartet und waren düpiert, als ihnen Schafroth zum Teil völlig zurecht den Kopf gewaschen hat. Gerade unserem Sonnenkönig Markus blieb das Gesicht stehen, als ihm seine Grünen-Hexenjagd in starken mittelalterlichen Bildern vorgehalten wurde. Gut so! Der Blick zurück zeigt übrigens, dass am Nockherberg schon viel schärfer geschossen - und trotzdem (über sich selbst!) gelacht wurde, siehe Sedlmayr oder Lerchenberg. Und auch die Verschnupften und Beleidigten gab es immer wieder - nur scheint die Empfindlichkeit und Selbstherrlichkeit der Derbleckten immer weiter zuzunehmen. Was für humorlose Zeiten!

    Rainer Nödel

    Wenn man sich die Geschichte des Nockherberges ansieht, so haben die Politiker immer gelacht, wenn sie glimpflich davon kamen. Wenn es dann mal zur Sache ging, dann kam unterschwellige Kritik, verpackt als Mahnung, dass man zusammen lachen können muss. Das läutete dann den Rauswurf des/der jeweiligen Fastenprediger*innen ein. Für die vergangenen Fastenpredigten habe ich den Maxi Schafroth kritisiert, diese war die bisher Beste. Weiter so, falls Du das nächste Mal noch dabei bist.

    Rainer Nödel

    Ach, gerade noch gelesen. Schon kommt die Absetzung des Maxi Schafroth in's Spiel. Dann hätte er noch bedeutend mehr austeilen sollen, dann hätte es sich rentiert. Da hätte es noch einige Themen gegeben, Frieden zum Beispiel.

    Erhard Achstaller

    Dieser Maxi Schafroth ist nicht geeignet als Fastenprediger auf dem Nockherberg. Wir hätten in Bayern bessere Fastenprediger. Wie zum Beispiel. Helmut Schleich, oder Monika Gruber und noch viele andere. Walther Sedelmeier würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das sehen könnte. Ich kann auch mit dem Singspiel auch nichts anfangen ,denn das hat mit Bayerischer-Kultur nichts zu tun. Die Paulaner-Brauerei sollte sich von dem möchte gern Spassmacher Maxi Schafroth sich trennen, denn er ist einfach nur peinlich. So viel Starkbier kann man gar nicht trinken, dass man diese Fastenpredigt für gut finden kann auf dem Nockherberg.

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    Martin Dünzl

    Monika Gruber - die taugt maximal für Bauernproteste oder AfD-Predigten

    Monika Ihle

    Eine vortreffliche Rede, in aller Ernsthaftigkeit wortgewaltig und - ja zugegeben nicht für alle lustig - aber mir hat es gut getan, dass es einen gibt, der mal einen Spiegel hochhält. Das ist wohl verdient, leider!

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