Bayerische Kultserie: Was "Ilse-Hasi" heute macht
Ilse Neubauers Stimme kennen viele vom Radio und vom Fernsehen. Einem ganz breiten Publikum bekannt wurde die bayerische Schauspielerin an der Seite von Helmut Fischer in der Fernsehserie „Die Hausmeisterin“. Am 27. Juni wird die Münchnerin 80 Jahre alt.
Da ist sie. Diese angenehme, vertraute Stimme. Sie begleitet viele von uns seit Jahrzehnten. Wir kennen sie vom Radio, etwa vom „Betthupferl“ oder vom „Kalenderblatt“. Wir kennen sie auch vom Fernsehen. Aus bayerischen Kultserien wie „Meister Eder und sein Pumuckl“ oder „Die Hausmeisterin“. Und wir kennen sie als unaufgeregte Erzählerin, die in ihrem schönen, gar nicht derben Bayerisch Dokumentationen über Land und Leute erst ihren feinen Fluss verleiht.
Ilse Neubauer hat keine Starallüren. Das merkt man gleich. Sie plaudert am Telefon los, dass es eine wahre Freude ist. Erkannt wird sie zwar viel in München, ihrer Heimat, und natürlich auch angesprochen. „Ich habe aber auch das Talent, mich unsichtbar zu machen“, sagt sie. „Ich zieh ein Kopftuch über meine krausen Locken, und wenn ich noch mit zwei Einkaufstüten kämpfe, spricht mich keiner mehr an.“ Dabei gibt es eine Rolle, die ihr ganz besonders anhaftet. In der sie vielen unvergessen ist. Das weiß sie auch. Es ist das „Ilse-Hasi“ an der Seite von Helmut Fischer in der Fernsehserie „Die Hausmeisterin“. Dabei hat sie sich damit nicht gleich in alle Herzen gespielt. Im Gegenteil. Viele waren anfangs gar nicht einverstanden damit, wie sie, als diese selbstbewusste Bankerin, da der fleißigen, fürsorglichen Martha Haslbeck alias Veronika Fitz ihren Josef so frech wegschnappt. Nach über 20 Jahren Ehe. „Alexis von Haidhausen nannten mich damals viele“, erinnert sie sich und lacht. Alexis in Anlehnung an das Biest vom Denver-Clan, einer Fernsehserie, die ebenfalls in den 80er-Jahren lief. Erst als die Zuschauer merkten, dass es auch sie, das „Ilse-Hasi“, mit ihrem sprunghaften, leichtlebigen, seiner Ex-Frau Martha stets anhänglichen „Josef-Bärli“ oft richtig schwer hat, sei es besser geworden.
Charmant und schlitzohrig war Helmut Fischer auch im richtigen Leben
„Es war eine meiner schönsten Rollen“, sagt sie heute. „Und Helmut Fischer im richtigen Leben genauso charmant und schlitzohrig wie in seinen Rollen. Aber auch ein Melancholiker.“ Doch auch wenn sie als etwas zickige, dann wieder hinreißend schmeichelnde und zuweilen herrlich wütende „Ilse-Hasi“ großartig spielt – es ist nur eine von einer ganzen Reihe von Rollen: Sie spielte beispielsweise im „Komödienstadel“, in „Irgendwie und sowieso“, „Der Bulle von Tölz“, „Anna“, „Peter und Paul“, „Derrick“ oder im Polizeiruf 110 „Frau Schrödingers Katze“.
Und Ilse Neubauer, die am 27. Juni 80 Jahre alt wird, will weiter spielen und als Sprecherin weiterarbeiten. „Denn ich liebe meinen Beruf als Schauspielerin und als Sprecherin.“ Überhaupt hält sie es für völlig falsch, Ältere, die gerne arbeiten, daran zu hindern. Man dürfe nur selbst nie aufhören, an sich zu arbeiten, sagt sie und weiß, wovon sie spricht. Schließlich wäre sie vor ein paar Jahren nach einem schweren Radunfall beinahe im Rollstuhl gelandet und kam nur dank eines hartnäckigen Trainings wieder auf die Beine. Leicht sei es aber nicht, im Alter gute Rollen zu bekommen. „Ich muss nehmen, was ich bekomme“, sagt sie. Sowohl im Radio als auch im Fernsehen. Alles nehme sie allerdings auch nicht mehr an. So dürfe die Rolle zwar durchaus klein sein, „aber ein guter Auftritt muss es schon sein“, sagt sie und ergänzt: „Mit großem Genuss spiele ich auch richtig böse Rollen, gerne die Mörderin.“ Denn privat sei sie ein „aggressionsgehemmter Mensch“. Eine Frau, geboren in Schwabing, aufgewachsen mit der Mutter und der älteren Schwester auf einem Bergbauernhof oberhalb von Garmisch, der man von klein auf beigebracht habe, hübsch brav zu sein. Da sei es doch kein Wunder, dass sie Schauspielerin werden wollte und es bis heute liebt, in unterschiedliche Charaktere zu schlüpfen.
Ilse Neubauer hofft darauf, die volle Gleichberechtigung zu erleben
Wobei es gerade der Beruf als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk war, erzählt sie, der ihr als junger, alleinerziehender Mutter ein auskömmliches Gehalt sicherte. Doch schon damals habe es sie empört, dass Frauen wesentlich weniger verdient haben als Männer. Eine Ungleichheit, die sie noch heute ärgert. Und noch heute kann sie gerade junge Frauen nicht verstehen, die über das Wort „Feministin“ die Nase rümpfen. „Ich war stolz, eine Feministin zu sein. Und ich hoffe, dass ich 100 Jahre alt werde. Denn dann erlebe ich vielleicht doch noch eine hundertprozentige Gleichberechtigung.“
Fest steht: Langweilig wird ihr bis zu ihrem 100. Geburtstag nicht. So betreibt sie in ihrem kleinen Haus in der Ludwigsvorstadt – von vielen auch abfällig Bahnhofsviertel genannt – zusammen mit ihrem Sohn Andreas, einem Fotografen, eine kleine Galerie. Denn für schöne Fotografien und Gemälde konnte sie sich schon als Kind begeistern. Und sie ist eine leidenschaftliche Kinogängerin. Und Theatergängerin. Und überhaupt eine Stadtpflanze.
Doch gibt es denn noch das berühmte Münchner Lebensgefühl, das in vielen Serien so schön mitschwingt? „Ja, es gibt sie noch, die Ecken, in denen dieses Münchner Lebensgefühl zu spüren ist“, sagt sie. „Aber sie werden weniger.“ Dennoch will sie die Stadt nicht missen. Zwar liebe sie die Natur sehr. Doch gerade jetzt, im Alter, sei es die Stadt mit ihren fußläufig erreichbaren Cafés, Theatern, Museen, die es einem leichter macht, weiter aktiv am Leben teilzuhaben. Und das ist Ilse Neubauer wichtig. Sind es doch ihre Offenheit, ihre Neugierde, ihre klaren politischen Standpunkte, die sie zu so einer wunderbaren Gesprächspartnerin machen – ihre angenehme Stimme rundet dabei das Vergnügen ab.
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