Der ehemalige Gute-Laune-Mann: Michael Schanze wird 75
Michael Schanze wird 75. Der Oberbayer war bis in die 90er Jahre als allzeit fröhlicher Sänger und Moderator bekannt. Dabei hat er schon manche Tragödie wegstecken müssen.
Tosender Applaus. Das Einstecktuch sitzt, die Show kann beginnen. Michael Schanze schreitet lächelnd die „Flitterabend“-Treppe herunter. Wer den Gute-Laune-Moderator der 70er und 80er Jahre noch so im Kopf hat, erkennt Michael Schanze heute nicht mehr. Der frühere Sunnyboy hat erheblich zugenommen. Er ist nachdenklicher geworden, ist vielleicht reflektierter als früher und gibt sich ansonsten erstaunlich offen.
Michael Schanze: Ein Leben zwischen Licht und Schattenseiten
Zu sehen war Schanze diese Woche in dem liebevoll gezeichneten Porträt „Lebenslinien“ des Bayerischen Fernsehens. Und das zeigte anlässlich seines 75. Geburtstages auch die Schattenseiten im Leben des Musikers und Schauspielers, der dem Fernsehgeschäft vor über 20 Jahren den Rücken gekehrt hat.
Dazu kam 2003 ein schwerer Skiunfall. Seitdem ist bei Schanze alles anders. Sein Leben wurde sozusagen auf Reset gestellt. Monatelang musste er damals ein Stützkorsett tragen, bis er wieder einigermaßen laufen konnte. „Das war eine Katastrophe, weil ich viel durch den Sport kompensiert habe. Das hat meine Psyche, meine Seele heruntergezogen“, räumt Schanze ein. In dieser Zeit sei er auch „katastrophal auseinandergegangen“.
Davon hat er sich körperlich bis heute nicht mehr erholt. Kein Wunder. Sein sieben Jahre jüngerer Bruder Christian sagt: „Dem Michael ist alles weggebrochen: der Beruf, die Familie und der Körper.“ Und er fügt hinzu: „Natürlich können die Leute mit dem Finger auf ihn zeigen: ,Oh, der Schanze ist dick geworden.‘“ Der Bruder sieht dagegen eher „eine unglaubliche Lebensleistung“, sich aus so einer Krise wieder herauszukämpfen.
Es war nicht die erste in Michael Schanzes Leben. Der in einer behüteten Umgebung in einer Villa am Starnberger See aufwachsende Bub musste früh den ersten Schicksalsschlag verkraften: Sein Vater Arthur beging Selbstmord, als Schanze erst neun Jahre alt war – unerwartet und ohne Abschiedsbrief. „Und dann war er auf einmal weg und das Leben hat sich rapide für uns geändert“, erinnert sich der Entertainer. Es muss traumatisch gewesen sein. Das Kind kam ins Internat, weil die Mutter Geld verdienen musste, und hatte sozusagen auf einem Schlag Vater und Mutter verloren.
Ende der 1990er Jahre endet der Höhenflug von Michael Schanze
Die Geschichte mit dem Vater ist bekannt und berührt doch jedes Mal aufs Neue. Als „Vater-Sohn“ beschreibt sich Michael Schanze. Er habe die gemeinsame Zeit genossen. Wenn der Vater daheim am Flügel gespielt hat, dann lag er gerne drunter. Die Liebe zum Klavier hat er wohl geerbt und nimmt nach der Schule Kurs auf eine musikalische Karriere. Früh wird er als Schlagersänger entdeckt, moderiert mit Anfang zwanzig dann schon seine erste große Fernsehshow und ist fortan aus der deutschen Fernsehunterhaltung nicht mehr wegzudenken: „Hätten Sie heut’ Zeit für mich“ oder „Flitterabend“ heißen seine bekanntesten Shows. Auch eine ganze Generation von Kindern begeisterte Schanze als Moderator der Sendung „1, 2 oder 3“. Das Titellied hat er selbst geschrieben und gesungen. Sein berühmtes „Plopp“ wurde zum Markenzeichen der Show.
Doch nach dem jahrzehntelangen Höhenflug nahm sein Leben Ende der 1990er Jahre eine Wendung. Die Beziehung mit Frau Monika ging in die Brüche. Damit kam der Mann, der es gewohnt war, als Entertainer Millionen zu unterhalten, zunächst gar nicht klar. „Das Leben, so wie ich es geplant hatte, war mir zerbröselt“, blickt Schanze nachdenklich zurück. Die Ehe wurde 2000 geschieden. Er habe ein bisschen länger als andere gebraucht, um von seinem Lebensplan „Familie“ Abschied zu nehmen, gibt er zu. Inzwischen ist der „Sonnyboy der seichten TV-Unterhaltung“, wie ihn die Bild-Zeitung adelte, still und leise von den Mattscheiben verschwunden. Wenige Jahre darauf folgte dann das Drama mit dem Skiunfall.
Michael Schanze: "Ich bin ein Genussmensch"
Michael Schanze hat sich dem Schicksal gestellt und sich nicht unterkriegen lassen. Er hat sich sozusagen neu erfunden, mimt inzwischen auch Bösewichte in Theaterklassikern. Und sieht darin auch den, wie er sagt, „einzigen Vorteil der Gewichtszunahme“. Denn erst seitdem hätten Regisseure angefangen, ihn als einen anderen Typ wahr- und ernst zu nehmen. Dass er nicht mehr die Breitenwirkung hat wie früher, damit kommt er zurecht: „Ich mache eigentlich mehr als vorher, nur ist Theater eben kein Massenmedium. Und wir leben auch in einer Gesellschaft, in der, wenn man im Fernsehen nicht stattfindet, geglaubt wird, den gibt es gar nicht mehr.“
Inzwischen hat er sich sein neues Leben offenbar wieder ganz gut eingerichtet. Er lebt mit neuer Partnerin zusammen – abwechselnd in Köln und München. Und statt Sport zu treiben, kocht und isst er gerne in der Freizeit: „Ich bin ein Genussmensch. Hungerhaken werde ich in meinem Leben nicht mehr und ich will es auch nicht werden.“ Das macht ihn sympathisch.
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