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Skifahren in Bayern: Mehr Gäste trotz steigender Preise – Warum?

Skifahren

Immer mehr Skifahrer auf Bayerns Pisten – trotz hoher Preise

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    Die Parkplätze in Oberjoch sind schnell voll. Bei gutem Wetter können die Ordner schon sehr früh „Feierabend“ machen.
    Die Parkplätze in Oberjoch sind schnell voll. Bei gutem Wetter können die Ordner schon sehr früh „Feierabend“ machen. Foto: Benjamin Liss

    Alle fünf Sekunden transportieren bereits die Sechser-Sessellifte einen neuen Schwung Skifahrer die schattigen Hänge des Iseler-Massivs hinauf. Die Sonne spitzelt an diesem Samstagvormittag gerade nicht über den Berggrat – trotzdem herrscht in Oberjoch im Allgäu voller Betrieb. Ein Stück abseits der Piste weist ein Parkplatzordner kurz nach zehn Uhr die letzten Autos für diesen Tag ein, dann sind alle mehr als 1000 Stellflächen besetzt. „Wenn alles voll ist, mache ich Feierabend“, sagt der Mann. Seinen Dienst beginnt er normalerweise eineinhalb Stunden bevor die Lifte um 8.30 Uhr Fahrt aufnehmen. Am vergangenen Wochenende seien schon um 9.30 Uhr sämtliche Parkplätze belegt gewesen, erzählt er.

    Ein Andrang wie in Oberjoch ist in diesem Winter keine Seltenheit in den bayerischen Skigebieten. Der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) hat, Stand jetzt, ein Gäste-Plus von 25 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr registriert. Das teilt Pressesprecherin Gudrun Hiemerer auf Anfrage mit. Im VDS organisieren sich 122 deutsche Seilbahnunternehmen. Die höheren Zahlen hingen auch mit den vergleichsweise besseren Wetterbedingungen zusammen, erklärt sie. Aber sie zeigten auch: „Die Nachfrage nach Skifahren ist ungebrochen.“

    Der Skibasar war schon nach einer halben Stunde ausverkauft

    Dabei nehmen die Preise für Skipässe seit Jahren zu. Drastisch angestiegene Energiekosten und die hohe Inflationsrate nennt Antonia Asentorfer, Geschäftsführerin der Brauneck- und Wallbergbahn, der Alpenbahnen Spitzingsee und Vorstandsmitglied des VDS, als Gründe. Die Lifte im oberbayerischen Voralpenland sind Teil der sogenannten Alpen-Plus-Gebiete. Die Skipasspreise in dem Verbund kletterten zuletzt Asentorfer zufolge pro Jahr durchschnittlich um drei Prozent. Ein weiteres Beispiel: die „Superschnee“-Karte, deren Inhaber Zutritt zu mehreren Skigebieten im Allgäu, Kleinwalsertal und Tirol haben – sie kostete in der Saison 2022/23 für Erwachsene 552 Euro. In diesem Winter sind es 634 Euro.

    Das Skigebiet in Oberjoch verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr 25 Prozent mehr Gäste. Hauptgrund: das schöne Wetter. 
    Das Skigebiet in Oberjoch verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr 25 Prozent mehr Gäste. Hauptgrund: das schöne Wetter.  Foto: Benjamin Liss

    In Oberjoch muss man für eine Tageskarte 49,80 Euro zahlen. Zwischen doppelstöckigen Reisebussen stehen dort, es ist inzwischen fast mittags, mehrere Menschen um einen riesigen Kocher. Darin bereiten sie Wiener Würstchen für die Pause vor. Mit insgesamt 55 Teilnehmern sind sie aus dem knapp zwei Stunden entfernten Lauingen angereist, organisiert hat es der TV Lauingen. An diesem Tag machen sie Station in Oberjoch, am nächsten soll es nach Ehrwald gehen. Die Organisatoren des Vereins erzählen, dass sie vor der Saison einen Skibasar veranstaltet haben – und dass die Leute viele Skisachen abgeben wollten. „Wir haben gedacht, jetzt hören alle auf.“ Es kam anders: Nur eine halbe Stunde, nachdem der Basar gestartet war, seien alle Sachen verkauft gewesen. Das Interesse am Skifahren war offensichtlich größer als angenommen. „Wir waren sowas von überrascht“, sagt einer, der seit mehr als 30 Jahren in der Skiabteilung des Vereins aktiv ist. Immer wieder hätten sie auch über die steigenden Preise der Skipässe diskutiert. „Aber anscheinend ist das Geld schon noch da.“ Der Mann deutet auf ein Auto aus Dresden. „Man muss nur auf die Kennzeichen schauen.“

    „Wenn jemand Skifahren will, wird er gehen“

    Für Jürgen Schmude, wissenschaftlicher Leiter des Bayerischen Zentrums für Tourismus, sind die vollen Pisten keine Überraschung: „Das liegt daran, dass am Urlaub als Letztes gespart wird“, sagt er. Das gelte auch für Tagesurlaub. Früher sei den Deutschen das Auto am wichtigsten gewesen, jetzt sei es der Urlaub. Und: Seit Jahren steige alles an Beliebtheit, was mit Outdoor und Natur zu tun habe. Dabei könnten Menschen aus ihrem Alltag ausbrechen. Durch die Zeit der Corona-Pandemie habe sich dieser Eskapismus noch verstärkt, so Schmude.

     Großer Andrang herrscht auch bei der Skischule und dem „Kinderland“ im Skigebiet in Oberjoch.
    Großer Andrang herrscht auch bei der Skischule und dem „Kinderland“ im Skigebiet in Oberjoch. Foto: Benjamin Liss

    Das Skigebiet in Oberjoch dürfte ebenfalls davon profitieren: Es verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr 25 Prozent mehr Gäste. Den Hauptgrund dafür sieht Michael Riedlinger, Vorstand der Bergbahnen Hindelang-Oberjoch, im fast durchgehend schönen Wetter mit Sonne und Temperaturen um die null Grad. Das ziehe viele Tagestouristen aus dem Raum Stuttgart oder Augsburg an, die über die A7 oder die B12 anreisten. Welchen Einfluss die Skipass-Preise hätten, wisse er nicht. In Oberjoch seien sie im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben. „In den Gastros geben die Leute trotzdem ihr Geld aus“, hat Riedlinger festgestellt. Er glaubt nicht, dass sich die steigenden Kosten fürs Skifahren spürbar auswirken werden. „Wenn jemand Skifahren will, wird er gehen.“ Als Beleg führt er an: Vergangenen Winter seien viele Menschen weiter zu den Gletschern in Österreich gefahren, weil die Schneeverhältnisse, zum Beispiel in Oberjoch, nicht so gut gewesen seien.

    Gute Schneeverhältnisse in Oberjoch in diesem Winter

    An diesem Samstag in Oberjoch lässt sich über die Schneeverhältnisse nicht klagen, die Skifahrer an den Liften wirken bestens gelaunt. Vom „Kinderland“ hallt fröhlicher Schlager zu ihnen. Dort sammeln nicht nur Buben und Mädchen ihre ersten Erfahrungen auf Skiern, zwischen den Anti-Rutsch-Matten tummeln sich auch einige Erwachsene, die den Sport lernen wollen.

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