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Sprachtests für Vorschulkinder: Bayerns Kitas vor großer Herausforderung

Sprachförderung

Jedes fünfte Vorschulkind kann nicht gut genug Deutsch

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    Künftig sollen nur Kinder mit ausreichenden Deutsch-Kenntnissen eingeschult werden.
    Künftig sollen nur Kinder mit ausreichenden Deutsch-Kenntnissen eingeschult werden. Foto: Moritz Frankenberg, dpa

    Knapp jedes fünfte Vorschulkind in Bayern kann nicht gut genug Deutsch, um später sinnvoll am Schulunterricht teilzunehmen. Dies ist das Ergebnis von in diesem Jahr erstmals verpflichtend durchgeführten Sprachtests in Bayern. Etwa 24.000 Kinder, die im Herbst 2026 eingeschult werden sollen, müssen deshalb in einer staatlich geförderten Kita den sogenannten „Vorkurs Deutsch“ besuchen - davon knapp 3.800 in Schwaben.

    Indem die angehenden Erstklässler schon in der Kita beim richtigen Umgang mit der deutschen Sprache unterstützt werden, sollen sie bei ihrer Einschulung sprachlich fit genug sein, um dem Unterricht in der ersten Klasse folgen zu können.

    Bis zu zwölf Kinder im Sprachkurs Deutsch: „Sehr viel für Vorschulkinder“

    Rund 55 Prozent der Kinder mit Sprach-Förderbedarf stammen laut Kultusministerium aus Haushalten, in denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird. 35 Prozent haben zu Hause eine „gemischte Familiensprache“. Rund zehn Prozent weisen Sprachdefizite auf, obwohl ihre Familiensprache Deutsch ist.

    Eine ausreichende Sprachkompetenz für alle Kinder ist das große Ziel, das das Kultusministerium mit den Sprachkursen verfolgt. Doch die Personalsituation an bayerischen Kitas erschwert die Sache.

    Zwar gibt es bisher schon freiwillige Sprachförderung in Kitas wie Grundschulen. Doch habe man längst nicht überall in Bayern genügend Kurse anbieten können, sagt Sabrina Neckov, beim Lehrkräfteverband BLLV eine der Sprecherinnen für Grundschulleitungen. „Jetzt ist die Verpflichtung da, aber nicht mehr Personal“, kritisiert die Rektorin einer Brennpunkt-Grundschule in Schweinfurt. Zwölf anstatt zehn Kinder dürften nun maximal in den Kursen sein, so Neckov: „Das ist schon sehr viel für Vorschulkinder“, findet sie.

    Eine Tafel mit Buchstaben und Zahlen in einer Kita: Die Sprachförderung dort soll ausgebaut werden.
    Eine Tafel mit Buchstaben und Zahlen in einer Kita: Die Sprachförderung dort soll ausgebaut werden. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Dem bayerischen Sozialministerium zufolge dürfen alle Kinder mit Sprachförderbedarf in ihrer bisherigen Kita bleiben: Der „Vorkurs Deutsch“ sei selbst bei nur einem betroffenen Kind einzurichten und durchzuführen, teilt das Ministerium mit. Ob das gelingen kann? „Unser Personal ist in der Sprachförderung geübt“, sagt etwa Alexa Glawogger-Feucht vom Verband katholischer Kindertageseinrichtungen. Aber natürlich gebe es Regionen mit personellen Engpässen. Förderlich wäre deshalb „ein flächendeckender Ausbau von Sprachfachkräften, die in Kitas tätig sind“, betont sie.

    „Ohne Ausweitung der Förderangebote werden die jetzigen Tests keinen nennenswerten Effekt auf die Verbesserung der Sprachkompetenz haben“, befürchtet gar die Grünen-Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel. Die Grünen setzen sich für ein gänzlich neues Vorschulangebot ein. Sie stellen sich ein Programm für alle Kinder vor, das nicht nur Sprachförderung, sondern auch alltagspraktische Themen beinhaltet und im besten Fall schon in der künftigen Schule der Kinder stattfindet.

    Jedes Vorschulkind, bei dem Förderbedarf festgestellt wurde, muss jetzt auch individuelle Förderung erhalten. Das ist eine Frage der Chancengleichheit.

    Simone Strohmayr, SPD-Landtagsabgeordnete

    Die Vorkurse für Deutsch bräuchten mehr Personal, findet die bildungspolitische SPD-Sprecherin Simone Strohmayr: „Denn große Kurse ergeben bei kleinen Kindern keinen Sinn. Jedes Vorschulkind, bei dem Förderbedarf festgestellt wurde, muss jetzt auch individuelle Förderung erhalten. Das ist eine Frage der Chancengleichheit.“

    Unklar ist zudem, ob auch Kinder, die bisher gar keine Kita besucht haben, wohnortnah eine Sprachförderung bekommen. Auch sie mussten an den neuen Sprachstandserhebungen teilnehmen. Doch der Staatsregierung ist gar nicht bekannt, um wie viele Kinder es dabei geht. Die Eltern dieser sprachlich förderbedürftigen Kinder müssten „eigenständig nach einem geeigneten Platz“ suchen, erklärt das Sozialministerium. Bei Bedarf könne dabei auch die örtliche Jugendhilfe helfen.

    Kitas kritisieren gesetzliche Meldepflicht für Sprachkurs-Verweigerer

    Laut Gesetz sind die Kindertagesstätten angehalten, den jeweiligen Grundschulen zu melden, wenn Kinder trotz Verpflichtung nicht an den Deutsch-Kursen teilnehmen. Verbands-Geschäftsführerin Glawogger-Feucht hält das für problematisch: „Die Grundschule erhält hier den Rang einer neuen Aufsichtsbehörde“, kritisiert sie. Kitas seien aber „pädagogische Einrichtungen und keine Meldebehörden“.

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    3 Kommentare
    Marianne Böhm

    Jedes Vorschulkind , bei dem Förderbedarf festgestellt wurde, muss auch eine Individuelle Förderung erhalten.. Das ist ein Frage der Chancengleichheit.. und dafür bräuchte (braucht) es heute nach einer riesigen Flüchtlingswelle von 2015 + man mehr Personal.. Bei vielen Begriffen wie Bach, Wiese usw.. wissen die Kinder gar nicht was es ist, weil es diese in ihren Sprachgebrauch überhaupt nicht gibt. Unsere Gendersprache, umbenennen der vorhandenen Wörter wie Spielplatz ( Spiel und Aktionsfläche ) Weihnachtsmarkt usw.. verwirren die Kinder und führen zu immer mehr Sprachstörungen.. Unser Problem ist dass ein Kollektiv, alles (mit einem Rundumschlag) ändern wollen, am besten sofort, aber wir haben weder das Geld noch die Helfer dafür. Die Jugendhilfe soll helfen, Hilfe zur Selbsthilfe, obwohl in Schulen selbst Lehrkräfte, Hilfe für sie fehlt. Unser Leben wird so ablaufen, dass wir uns untereinander selber helfen müssen. Bis die KI und ihre Roboter kommen, der Mensch verschwindet.

    Franz Xanter

    Eine der möglichen Erklärungen: Kind plus Smartphone gleich Sprachdefizit. Es lohnt sich darüber nachzudenken, denn insbesondere früher hat man sich mit Kindern beschäftigt und sich nicht sich selbst überlassen.

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    Matthias Kitirk

    Die Erklärung ist eher Eltern können kein Deutsch und Kind wird beim Onkel untergebracht, statt im KiGa mit anderen deutschsprachigen in Berührung zu kommen. Hinzu kommt, dass je nach Stadtviertel inzwischen der Großteil der Kinder im KiGa gar keine deutsche sind. Es wurde ja jüngst durch Markus Lanz publik, in NRW gibt es inzwischen Grundschulen mit 98% (!) Migrantenanteil. Da ist es wahrscheinlicher, dass der ukrainische Bub türkisch von seinem Mitschüler lernt, als Deutsch. Es ist ja keiner da, der gut deutsch kann.

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