„Eine Schwalbe allein macht noch keinen Sommer“, sagt Angelika Nelson, Vogel-Expertin vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern (LBV). „Aber wenn man eine ganze Gruppe sieht, dann darf man sich besonders freuen.“ Die Schwalbe, sie gehört zu den hier heimischen Vögeln mit einer ganz besonderen Symbolkraft, denn sie läutet den Wechsel der Jahreszeiten ein. Im Herbst zieht sie in den Süden und im Frühling wieder zurück – nach Möglichkeit sogar in das immer gleiche Nest. Weil der Lebensraum dieser Vögel hierzulande immer knapper wird und einige Schwalbenarten zu den bedrohten Tierarten zählen, ruft der LBV aller Bürgerinnen und Bürger im Freistaat auf, eine Stunde lang alle Schwalben und andere Vögel im Garten zu zählen.
Während der bundesweiten „Stunde der Gartenvögel“, so der Name der Mitmachaktion, die heuer vom 9. bis zum 11. Mai stattfindet, soll man sich in den heimischen Garten oder auf den Balkon setzen und eine Stunde lang eine Strichliste über alle Vögel führen, die man dort sieht oder hört. Das eigene Ergebnis kann dann beim LBV eingesendet werden. Die Aktion wurde 2005 ins Leben gerufen und erfreut sich seitdem immer größerer Beliebtheit. Einsendungen von rund 11.000 Vogelbeobachtern erhielt der Verein vergangenes Jahr, dabei sammelt der LBV nur die Einsendungen aus dem Freistaat.

„Stunde der Gartenvögel“: Mitmachaktion des LBV gibt es schon seit 2005
„Mann kann davon natürlich keine belastbaren Aussagen über den Vogelbestand treffen“, meint Angelika Nelson. Vielmehr solle die Aktion Aufmerksamkeit für die heimische Vogelwelt schaffen und die Leute wieder näher mit der Natur in Verbindung bringen. Kein Handy, keine Gespräche, einfach die Natur und den frühlingshaften Garten genießen, ohne sich von etwas anderem ablenken zu lassen: auch das sei Sinn und Zweck der Aktion. „Damit man einmal entdeckt, welche Vielfalt man im Garten hat“, so die Vogelexpertin des LBV. „Einfach auch mal Auszeit nehmen und die Natur bewusst genießen. Vielleicht flattert auch mal ein Schmetterling vorbei und bringt einen so zum Lächeln.“ Zahlreiche Studien, so Nelson, belegten darüber hinaus, wie heilsam es für das Gemüt sein kann, sich so unmittelbar und ohne Ablenkung mit der Natur zu beschäftigen.
Wer die Vögel nicht nur am Aussehen, sondern auch am Gesang erkennen will, kann sich mittlerweile technisch behelfen: „Da gibt es viele hilfreiche Apps, die die Geräusche einer Vogelart zuordnen. KI hilft dabei.“ Nur aufgepasst: „Der Star ahmt andere Vögel nach, auf den sollte man nicht hereinfallen“, sagt Nelson.
Smartphone-Apps helfen, Vögel am Gesang zu erkennen
Dass dieses Jahr bei den Beobachtungen die Schwalben im Fokus stehen, hat einen Grund: Vergangenen Herbst kam es hierzulande vermehrt zu Starkregenereignissen. „Das war gerade zu der Hauptzugzeit, als es die Vögel eigentlich Richtung Süden zog.“ Wegen des starken Regens konnten viele nicht losfliegen und auch Insekten, von denen sich Schwalben ernähren, blieben verkrochen. Die Konsequenz: Einige der Zugvögel schafften es nicht in den Süden. Dem LBV wurden vermehrt tot aufgefundene Schwalben gemeldet. Mit der „Stunde der Gartenvögel“ erhofft man sich nun Aufschluss darüber, wie schwer es den Schwalbenbestand getroffen hat.
Die Zugvögel gelten als besonders treue Tiere. Soweit möglich kehren sie im Frühling in ihr altes, bezugsfertiges Nest zurück und bleiben in vielen Fällen ihr ganzes Leben mit demselben Partner oder der Partnerin verbandelt. Für die „Stunde der Gartenvögel“ hofft auch Angelika Nelson auf genauso treue Vogelbeobachter und darauf, dass die 11.000 Einsendungen von vergangenem Jahr geknackt werden können. Zählergebnisse können dem LBV bis zum 19. Mai online (www.sdg.lbv.de), per Fax (09174 4775-7075) oder postalisch gemeldet werden.
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