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Überraschende Wende: Freistaat Bayern setzt in Schwaben auf Akku-Züge und Ladestationen

Elektrifizierung

Akku-Züge und Ladestationen: Neue Pläne für Schwabens Schienen

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    So könnten die Ladestationen aussehen, die in Krumbach und Füssen geplant sind. Das Bild stammt von einem Pilotprojekt in Sachsen.
    So könnten die Ladestationen aussehen, die in Krumbach und Füssen geplant sind. Das Bild stammt von einem Pilotprojekt in Sachsen. Foto: Carsten Söffker/Alstom

    Der Freistaat Bayern hat überraschend Planungen angekündigt, die Bahnstrecken in Schwaben mit Akku-Zügen und Ladestationen zu modernisieren. So soll das Ziel, den Schienenverkehr in der Region dieselfrei zu machen, erreicht werden, ohne alle Linien zu elektrifizieren oder auf Wasserstoff zu setzen. „Der Dieselbetrieb soll bis 2040 enden“, sagte Florian Liese, Experte für Schieneninfrastruktur im bayerischen Verkehrsministerium. Zuvor hatte er das Vorhaben den Landräten und Oberbürgermeistern der kreisfreien Städte in Schwaben bei der Bahnkonferenz 2025 in Augsburg vorgestellt.

    Akku-Züge sollen auf nicht-elektrifizierte Strecken fahren

    Grundlage für den Vorstoß des Ministeriums ist ein Gutachten zur Dekarbonisierung, das im Auftrag des Freistaats über zweieinhalb Jahre erarbeitet wurde. Darin wird etwa empfohlen, aufgrund der Kosten vom Wasserstoff-Antrieb, der zuletzt zwischen Augsburg und Füssen getestet wurde, wieder abzuweichen. Der ursprüngliche Plan, künftig Fahrzeuge mit einer Kombination von Akku- und Wasserstoff-Antrieb auszustatten, sei verworfen, sagte Liese. Stattdessen solle der Fokus jetzt auf leistungsfähigen Akkus liegen.

    Das neue Konzept sieht vor, auf nicht-elektrifizierten Bahnstrecken Akku-Züge einzusetzen. Damit das funktioniert, sollen die Fahrzeuge vorher an Ladestationen oder Oberleitungen aufgeladen werden. Zwei dieser Ladestationen sollen in der Region entstehen: in Füssen und Krumbach. Zudem ist geplant, einzelne Linien trotzdem voll zu elektrifizieren. Dazu zählt etwa die Verbindung von Ulm über Kempten nach Oberstdorf. Das Gutachten hat laut Liese prognostiziert, dass diese Maßnahmen 200 Millionen Euro kosten werden. Für die Planungen des Infrastruktur-Ausbaus, mit denen die Deutsche Bahn noch dieses Jahr beauftragt werden soll, geht der Freistaat in Vorleistung. Dann soll es Fördermittel über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz geben.

    Eine elektrifizierte Strecke am Bahnhof in Memmingen.
    Eine elektrifizierte Strecke am Bahnhof in Memmingen. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Politik und Wirtschaft in Schwaben begeistert von Plänen des Freistaats

    Der Vorsitzende des schwäbischen Städtetags, der Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse, sagte: „Ich bin regelrecht euphorisch.“ Das sei etwas „fundamental Neues“ und für ihn „ein ganz großer Schritt“. Für die volle Elektrifizierung, die die Landräte und Oberbürgermeister trotzdem weiter vom Bund fordern, hatte der CSU-Politiker nämlich mit Kosten im Milliardenbereich gerechnet. Auch Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, bewertet das Vorhaben als „sehr positiv“. Die Mischung aus Akku und Elektrifizierung sei aus Sicht der Wirtschaft „sicherlich der richtige Weg“.

    Markus Egger, Abteilungsleiter Planung bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, betonte, es gehe bei der Abkehr von Diesel-Loks auch darum, die Verbindungen „stabil, pünktlich und zuverlässig“ zu machen. Er schätzt, die ersten Akku-Züge könnten im Zuge des neuen Konzepts in der Region ab 2032 fahren. Auf der Strecke zwischen Memmingen und Augsburg könnten die Fahrzeuge womöglich am frühesten starten, sagt Liese. Dort brauche es keine neue Infrastruktur, um die neuen Züge aufzuladen.

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    1 Kommentar
    Gerold Rainer

    Akkutriebwägen waren 1907 zum ersten mal im praktischen Einsatz. Seitdem man die klobigen Bleiakkus durch leichte und langlebige Lithiumbatterien ersetzen kann, steht der effizienten und wirtschaftlichen Nutzung für Schienenfahrzeuge praktisch nichts mehr im Wege. Die einzige technologische Herausforderung ist das Temperaturmanagement der Akkus. Das Warten bis 2032 ist rein verwaltungstechnisch bedingt.

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