Ein halbes Jahr für die Freiheit – das Konzept vom „Freiheitsdienst“, das die bayerischen Grünen vorgelegt haben, ist so widersprüchlich wie unausgereift. Was hat es mit Freiheit zu tun, wenn man zu einem sechsmonatigen Dienst verpflichtet wird? Und wie sollen all die Männer und Frauen, die bis 67 im Job bleiben sollen – Stichwort Fachkräftemangel –, noch ein halbes Jahr Gesellschaftsdienst unterbringen?
Unsere Gesellschaft hat dringend mehr Engagement nötig
Der Grundgedanke hinter dem Konzept ist ja richtig: Unsere Gesellschaft hat dringend mehr Engagement nötig. Ehrenamtliche werden in vielen Bereichen händeringend gesucht, ob bei der Feuerwehr, im Sportverein oder der Tafel. Und im Sozialwesen ist man auf die Männer und Frauen, die nach dem Abitur Freiwilligendienst leisten, zwingend angewiesen. Wenn durch die G8-/G9-Umstellung diesen Sommer tausende Bewerber fehlen, wird das auch im Rettungsdienst, in Kliniken und Pflegeheimen eine gewaltige Lücke reißen.
Wer diese dauerhaft schließen will, muss die Träger der Freiwilligendienste mit ausreichend Geld ausstatten. Und es braucht eine gezielte Beratung junger Menschen, die bereit sind, diesen Dienst zu übernehmen. Dann, sind Sozialverbände überzeugt, könnte die Zahl der Freiwilligen auf lange Sicht sogar verdoppelt werden. Letztlich helfen motivierte Freiwillige mehr als jeder, der zum Dienst verdonnert wird.
Und was ist jetzt die "falsche Richtung" aus dem Titel ? Als ich jung war, gab es einen Pflichtdienst von 15 Monaten beim Militaer bzw. 16 beim Zivildienst. Allerdings nur fuer Maenner. Ich halte einen Pflichtdienst fuer sinnvoll, aber dann fuer alle. Es muss jedoch sicher gestellt werden, dass so gut wie alle drankommen. Ungerecht darf es nicht werden.
Verdonnert habe ich mich als Zivi nicht gefühlt. Ich gewann Eindrücke und Lebenserfahrung. War mit 19 Jahren für meinen Klienten verantwortlich. Es gab natürlich die Leute die keine Lust hatten, die mussten dann 7 Jahre beim THW Samstags nachdienen. Eine Dienstflucht war strafbar und es musste auch im Zivildienst nachgedient werden. Ich habe mich in der Alternative zur Kaserne recht wohl gefühlt, es gab in der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung auch mehr Sold, 1000DM, was heute 500€ sein dürfte.
Karl Brenner Frau Rasper, auch ich legte meine 15 Monate Wehrdienst ab. Allerdings bin ich heute für Freiwilligkeit und gegen eine Verpflichtung junger Menschen, da sich die Altersstruktur unserer Bevölkerung so massiv verändert hat. Sie sollten so schnell wie möglich in Ausbildung und Beruf kommen, wo sie dringend benötigt werden. Es wird wohl so sein, dass sie ihren "sozialen Dienst" schon dadurch leisten, dass sie im Generationenvertrag über die Renteneinzahlung genügend für die Allgemeinheit bzw. für den hohen Anteil der über 65-Jährigen leisten. Äußerdem ist es nicht geklärt, wie die Bundeswehr Wehrpflichtige ohne zur Verfugung stehende Kasernen ausbilden will. Ich war in drei Kasernen im Norden Münchens, die meines Wissens heute Misch- oder Wohngebiete sind oder Flüchtlinge beherbergen.
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