Herr Hafner, Ihr bayerischer Party-Song „Wackelkontakt“ ist während der Faschingszeit durch die Decke gegangen, in den deutschen Single-Charts belegen Sie seit fünf Wochen Platz eins. Haben Sie schon realisiert, was da gerade mit Ihnen geschieht?
BENEDIKT HAFNER: Also, ich brauche noch ein bisschen. Man muss sich zwingen, sich vor Augen zu führen, was das eigentlich heißt. Wenn man zu Hause sitzt und am Handy mitbekommt, dass die ganze Welt explodiert, dass die ganze Welt wackelt, dann checkt man es. Aber richtig realisiert man es wohl erst auf Tour, wenn man die Energie direkt von den Leuten spürt.
Das Lied beginnt mit der Zeile: „Wär ich ein Möbelstück, dann wär ich eine Lampe aus den 70ern“. Wie sind Sie auf die Lampe gekommen?
HAFNER: Es war wirklich eine spontane Idee im Möbelhaus. Da überlegte ich mir, welches Möbelstück ich wäre, und sah eine Analogie zu mir selbst – die Lampe aus den 70ern. Viel habe ich mir dabei nicht gedacht. Die Leute haben es dann zum Faschingshit gemacht.

2018 hatten Sie mit dem gemütlichen Lied „Bierle in da Sun“ bereits Erfolg und haben im Laufe der Zeit mehrere Alben veröffentlicht. Wie fühlt es sich dann an, wenn die Nachfrage auf einen Schlag derart nach oben schnellt?
HAFNER: Also, richtig aus der Versenkung kommen wir ja nicht. Vor drei Jahren ist es stark gewachsen. Wir hatten viele, viele Konzerte, große Fan-Days, haben auch Headliner-Slots gespielt, da gab es ja noch kein „Wackelkontakt“. Jetzt bin ich jedoch froh, dass ich ein Team im Hintergrund habe. Wenn dir so etwas von null auf hundert passiert, bist du völlig aufgeschmissen. Ich bin jetzt schon leicht überfordert.
Nun fragen Fernsehsender und Clubs an, und alte Freunde sagen wieder Hallo – oder wie darf man sich das vorstellen?
HAFNER: Ja, die Anfragen platzen aus allen Nähten. Das Jahr war durchgeplant, und jetzt kommt die Lawine noch dazu. Was die Leute angeht: Natürlich, die gibt es zuhauf. Leute, die einen plötzlich schon immer ganz toll fanden, Plattenlabels, Manager, die daherkommen und sagen, dass sie angeblich schon immer an einen geglaubt haben. Aber das wissen wir ganz gut zu differenzieren, wer ein Freund ist oder nur auf den Zug aufspringen will.

Es heißt, „Wackelkontakt“ sei der erste bayerische Nummer-eins-Hit seit „Skandal im Sperrbezirk“ vor 43 Jahren. Man kann es auch als laute Werbetrommel für den bairischen Dialekt und für den Freistaat überhaupt sehen. Sonst prägen Berliner Rapper und US-Stars die Charts. Hat sich Markus Söder schon bei Ihnen bedankt?
HAFNER: Nee, das hat er nicht (lacht), aber das passt schon. Manche sagen sogar, dass es der erste dialektgesungene Song jemals ist, der auf der Eins gelandet ist. Weil „Skandal im Sperrbezirk“ nur mit sehr gutem Willen als bairisch zu verstehen ist. „Wackelkontakt“ ist wirklich bairisch.
Ist Dialekt ein wichtiges Anliegen von Ihnen? In einem Werbespot für die Paulaner Brauerei haben sie ja auch Fußballtrainer Jürgen Klopp ein paar Brocken Bairisch beigebracht.
HAFNER: Ich bin halt ein Bayer und rede so. Der Rest hat sich über die Musik, die anscheinend einigen Leuten gefällt, so ergeben. Ich scheine doch ein unbeabsichtigter Botschafter für die bairische Sprache zu sein – und auch für das bayerische Bier. Klar, es ist ein schöner Dialekt, und wenn sich jemand davon inspirieren lässt, dann finde ich das cool. Aber das war nicht berechnend. Ich bin kein Mensch, der irgendjemandem seine Sprache oder seinen Geschmack aufzwingen will, das ist nicht meine Intention.
Sie sind auf einer Alm aufgewachsen. Können Sie kurz Ihren Weg zur Musik beschreiben?
HAFNER: Wir hatten lange eine Wirtschaft und ganz viele Tiere. Ich wurde dann Koch und habe vier Jahre auf Mallorca gearbeitet. Dann kam ich zurück, habe im Hotelturm München und in der Sterneküche gearbeitet und hin und wieder die Alm mit geschmissen. Letzte Station war dann ein Studium, das ich abbrach, wegen der Musik. Dann habe ich gesagt: „Jetzt werde ich Musiker.“ Fragen Sie mich nicht wie, aber es hat irgendwie geklappt. Mein erster Auftritt war im Vereinsheim in Schwabing, dann kam die Mundpropaganda.
Sehnen Sie sich bei all dem Trubel manchmal zurück auf die Alm?
HAFNER: Also, die Alm haben wir nicht mehr, die hatten wir 20 Jahre lang. Jetzt wohne ich am Tegernsee. Mei, sollte ich es mir irgendwann leisten können, würde ich mir natürlich selbst eine kleine Alm kaufen, aber ich glaube, das ist schwierig. Jetzt bin ich erst einmal Musiker.
Wenn man erfolgreiche Bands wie LaBrassBanda oder den Schlagerrapper Tream betrachtet – würden Sie sagen, dass traditionelle oder bayerische, oder sagen wir bayerisch angehauchte Partymusik auf dem Vormarsch ist?
HAFNER: Ich glaube, das ist ein kleiner Trugschluss. Seit sechs oder sieben Jahren höre ich, dass es einen Hype um den bayerischen Dance gibt. Meiner Meinung nach passiert bei bayerischen Bands schon lange viel, aber wenig bei den Medien. Es gibt so viele Radiosender, die sogar das Attribut Bayern in ihrem Namen tragen und trotzdem in den letzten zehn Jahren keine einzige bayerische Band gespielt haben. Da liegt der Fehler. Sie sollten mehr ihren Kulturauftrag erfüllen. Klar, an „Wackelkontakt“ kommt jetzt keiner mehr vorbei. Aber ich finde es schade, dass man erst einen Nummer-eins-Hit haben muss, um als bayerischer Künstler gespielt zu werden.
Zur Person
Der Oimara, bürgerlich Benedikt Hafner, geboren 1992, stammt vom Tegernsee und verbindet bayerische Tradition mit modernen Klängen. Aufgewachsen auf der familieneigenen Hafner-Alm, absolvierte er zunächst eine Kochlehre, bevor er sich der Musik widmete und mit humorvollen Liedern bekannt wurde. 2018 landete er mit „Bierle in da Sun“ seinen ersten Hit. Bis 2022 brachte er drei Alben heraus, danach publizierte er zahlreiche Singles. Nun stürmt „Wackelkontakt“ die Charts, es wurde millionenfach gestreamt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden