Mehr Kinder werden geboren, als Menschen sterben. Das geht aus den Zensus-2022-Ergebnissen für Schwaben hervor. Diese Entwicklung sei europaweit gesehen bemerkenswert, erklärte Projektleiter Michael Fürnrohr bei der Vorstellung der Daten am Mittwoch in Augsburg. Typischerweise liegt deutschlandweit seit den 1970er-Jahren die Zahl der Sterbefälle über der Zahl der Geburten. Auch in Schwaben gab es im Jahr 2011 noch 7520 Sterbefälle mehr als Geburten. Im Jahr 2021 verzeichneten die Statistiker dann 2097 mehr Geburten als Todesfälle. Dieser minimale Geburtenüberschuss verdeutlicht: Schwaben ist kinderreich - und attraktiv für junge Familien. Diesen Schluss zog auch der Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik, Thomas Gößl.
Im Vergleich zum Rest des Freistaats leben in Schwaben anteilig die meisten Kinder und Jugendlichen. 17,3 Prozent der Menschen in Schwaben waren am Stichtag der Zensus-Erhebung im Mai 2022 unter 18 Jahren alt. Auch der Anteil der Kinder unter zehn Jahren ist mit zehn Prozent einer der höchsten in Bayern. Die meisten unter 18-Jährigen leben in den Gemeinden Sielenbach (Landkreis Aichach-Friedberg) und Kraftisried (Kreis Ostallgäu). Der Landkreis Aichach-Friedberg und viele weitere Kreise profitieren von der Nähe zum Raum München. Junge Familien ziehe es aufs Land und sie würden für die Arbeit in die Ballungsräume pendeln, erklärte Projektleiter Michael Fürnrohr.
Zensus 2022: Mehr Einwohner und weniger Kirchenmitglieder
Allerdings ist auch Schwaben seit den letzten Zensus-Erhebungen 2011 gealtert. Das Durchschnittsalter stieg von 42,4 Jahren auf 43,6 Jahre. Weitere wichtige Ergebnisse für Schwaben im Überblick:
- Schwaben wächst: Von den 13 Millionen Einwohnern des Freistaats leben 1,9 Millionen Menschen in Schwaben. Die Bevölkerung ist seit 2011 um 6,4 Prozent gestiegen und damit stärker als im bayerischen Vergleich (5,2 Prozent). Besonders stark sind die Einwohnerzahlen in der Stadt und im Landkreis Augsburg, im Kreis Neu-Ulm und in der Stadt Kaufbeuren gewachsen. 285 der 340 schwäbischen Gemeinden verzeichnen seit 2011 Zuwachs. „Einwohner sind bares Geld“, sagte Schwabens Regierungspräsidentin, Barbara Schretter. Die Bevölkerungszahl ist eine wichtige Planungsgrundlage, dient zur Einteilung von Wahlkreisen und ist für den Finanzausgleich von Bedeutung.
- Schwaben zieht Menschen an: Hauptgrund für das Wachstum ist der Zuzug. Seit 2011 gab es durchgängig mehr Zuzüge als Fortzüge. Schwaben biete Arbeitsplätze und vergleichsweise günstigen Wohnraum, wie Thomas Gößl hervorhob. Die Menschen über 65 Jahre zieht es ins Allgäu. Dort ist der Anteil der Rentner verhältnismäßig hoch. Laut der Statistikerin kein ungewöhnliches Bild für attraktive Wohnorte in Urlaubsregionen.
- Staatsangehörigkeit: In Schwaben hat etwa jede siebte Person keinen deutschen Pass. Die meisten Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind türkische und rumänische Staatsbürger (2,0 Prozent türkisch, 1,5 Prozent rumänisch). Die größte Gruppe der türkischen Staatsbürger lebt im Westen Schwabens: in Ichenhausen und Günzburg sowie in den Städten Augsburg und Kaufbeuren. Rumänische Staatsangehörige sind in Münster (Kreis Donau-Ries) und Leipheim anteilig am stärksten vertreten.
- Religion: Fast die Hälfte der Menschen in Schwaben ist Mitglied der katholischen Kirche. Im Vergleich zum Zensus 2011 ist der Rückgang bei der Kirchenzugehörigkeit allerdings groß. Die katholische Kirche verlor 12,8 Prozent ihrer Mitglieder, die evangelische Landeskirche 13 Prozent der Mitglieder. Die Zahl der Menschen, die weder der katholischen noch der evangelischen Kirche angehören, ist demnach stark gestiegen von 25 auf 39 Prozent.
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