19 Millionen Deutsche noch nicht im Internet
Berlin (dpa) - Rund 19 Millionen Deutsche sind bisher nicht im Internet angekommen. Weil diese "Offliner" einen Anteil von 28 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren stellen, könne man in Deutschland noch nicht von einer digitalen Gesellschaft sprechen.
Dies erklärte die Initiative D21, ein Zusammenschluss von Unternehmen und Regierungsbehörden, am Donnerstag in Berlin. Größte Gruppe der "Offliner" sind ältere Frauen. "Wenn wir von einer digitalen Gesellschaft sprechen, ist es unsere Aufgabe, alle auf diesem Weg mitzunehmen", sagte der Vizepräsident der Initiative D21, Alf Henryk Wulf. Dieser Prozess werde noch Jahrzehnte dauern.
Dabei spielen die technischen Hürden eine immer geringere Rolle. "Viele Deutsche haben Angst vor der Nutzung des Internet, es ist ein gewisses Misstrauen vorhanden", sagte Robert Wieland vom D21-Gesamtvorstand.
So ergab die Studie, dass 16 Millionen Deutsche oder 24 Prozent der über 14-Jährigen sagen: "Wir sind nicht im Internet und haben das auch nicht vor."
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto, kündigte verstärkte Bemühungen an, die "digitale Kompetenz" in der Bevölkerung zu erhöhen, und sagte: "Gemeinsam werden wir den digitalen Graben zuschütten." Dazu gehörten auch Maßnahmen, um die Sicherheit im Internet zu erhöhen.
Die jährliche Zunahme der Internet-Nutzung fiel im vergangenen Jahr mit 2,9 Prozentpunkten geringer aus als 2009 (4,0 Punkte). Insgesamt sind jetzt 72 Prozent der Bevölkerung im Netz, doppelt so viele wie bei der ersten Erhebung der Initiative D21 vor zehn Jahren.
Die Internet-Nutzung in der Gesellschaft nimmt mit dem Alter ab und steigt mit dem Bildungsgrad. Daneben gibt es auch weiter Unterschiede zwischen Mann und Frau: "Leider ist der Gender Gap gestiegen", sagte Birgit Kampmann vom Kompetenzzentrum Technik- Diversity-Chancengleichheit. So sind 50,6 Prozent der Frauen zwischen 60 und 69 Jahren sowie 81,6 Prozent der über 70-jährigen Frauen nicht im Netz angekommen. Bei den Männern dieser Altersgruppen sind es jeweils 30,0 und 59,5 Prozent.
Auch die Einkommensunterschiede bei der Internet-Nutzung sind weiter vorhanden, aber nicht mehr so ausgeprägt wie in vergangenen Jahren. Bei den Haushalten mit einem Nettoeinkommen unter 1000 Euro im Monat waren erstmals mehr als 50 Prozent online.
Erhebliche Unterschiede gibt es zwischen den Bundesländern. "Die Schere zwischen Ost und West hat sich weiter vergrößert", sagte Wieland. "Der Osten hinkt dem Westen hinterher." An der Spitze der Internet-Nutzung liegt nach wie vor Bremen mit inzwischen 80,2 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg (76,0 Prozent), Berlin (75,2 Prozent) und Hamburg (75,0 Prozent).
Am unteren Ende stehen Mecklenburg-Vorpommern (62,7 Prozent), Sachsen-Anhalt (62,9 Prozent), Thüringen und das Saarland (jeweils 65,4 Prozent) sowie Sachsen (65,8 Prozent). Im Osten der Republik gebe jeder Dritte an, nicht ins Internet gehen zu wollen, sagte Wieland zu den Ergebnissen der Studie, die auf der Befragung von 30 000 Personen beruht.
Von den Internet-Nutzern haben inzwischen mehr als zwei Drittel (68,9 Prozent) einen schnellen Breitband-Zugang. Dabei ist die DSL- Verbindung mit 42,8 Prozent die meistgenutzte Technik, gefolgt vom Kabelmodem (4,5 Prozent). Der Anteil der mobilen Breitbandnutzung mit Handy oder UMTS-Stick hat sich auf 1,9 Prozent verdoppelt.
16 Prozent der Internet-Nutzer beschränken sich noch auf einen Schmalband-Zugang: 9,3 Prozent mit ISDN und 7,0 Prozent mit Modem. Staatssekretär Otto kündigte die Einrichtung eines Breitbandbüros des Bundes an, das die Kompetenzen in diesem Bereich bündeln soll. "Wir sehen uns auf einem guten Wege, die Ziele zu erreichen", sagte Otto. Die Bundesregierung will erreichen, dass Breitband-Verbindungen flächendeckend verfügbar sind.
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