Kunstausstellung 2.0 - Ausstellungen im Netz
Berlin (dpa) - Sie wollen hoch hinaus. Und das bezieht sich nicht nur auf ihr Büro im 12. Stock eines Bürohauses, das weit über die Baumwipfel des Humboldthains im Berliner Stadtteil Wedding hinausragt.
Vielmehr wollen Christoph Lauterbach (28), Hartwig Bentele (32) und Kristian Hildebrand (30) mit ihrem außergewöhnlichen Ausstellungskonzept innerhalb der nächsten zwei Jahre den internationalen Kunstmarkt erobern. Ihr Projekt "Kunstmatrix" bietet seit 2008 dreidimensionale Ausstellungsräume für Kunst im Internet an.
Jetzt wollen die beiden Architekten und der Programmierer mit ihrem jungen Unternehmen durchstarten. Seit drei Wochen versuchen sie, namhafte Berliner Galerien dafür zu gewinnen, sich bei ihnen digitale Ausstellungsflächen für etwa 25 Euro pro Raum im Monat zu mieten. Die Idee soll gleich mehrere Lücken auf dem Kunstmarkt schließen: Die jungen Unternehmer wollen sowohl zusätzliche Ausstellungsflächen für Galerien und Museen schaffen, als auch unbekannten Künstlern die professionelle Präsentation ihrer Werke ermöglichen.
Zudem sollen junge Besserverdiener an das Sammeln von Kunst herangeführt werden. "Die Generation, die jetzt zu Geld kommt, ist mit dem Internet aufgewachsen", sagt Bentele. "Die müssen so nicht in Berlin, New York oder Tokio in jede Galerie laufen." Stattdessen können sie sich wie in einem 3D-Computerspiel mit den Pfeiltasten auf der Tastatur durch die verschachtelten Räume der Online-Ausstellungen bewegen.
Zwar sind dort die Konturen der Leinwände doch unschärfer als in der Realität und die Ladezeiten dauern teilweise etwas länger, so dass Bilder auf den bunt gestrichenen Wänden der Ausstellungsräume plötzlich auftauchen und wieder verschwinden. Doch solche technischen Schwierigkeiten hoffen die drei Jungunternehmer mit Fortschritten in der 3D-Technik ausgleichen zu können.
Bentele freut sich über die vielen anstehenden Aufträge: "Das ist toll, wenn man merkt, dass die Leute das annehmen, und sich nicht denken, 'Was macht ihr denn da?'" Zwei der Künstler, die bereits auf dem Portal ausstellen, fingen auch schon an, aus eigenem Interesse für die Kunstmatrix zu werben. "Und plötzlich hatten wir einen Kunden in der Schweiz, obwohl wir da keine Werbung und nix gemacht haben", erzählt Lauterbach.
Einen prominenten Unterstützer ihres Projektes haben die drei Gründer in Eugen Blume gefunden, dem Leiter des Museums Hamburger Bahnhof in Berlin. Blume hält die internationalen Ambitionen der drei Jungunternehmer für realistisch. Er hat eine Ausstellung mit acht Räumen auf dem Portal eingerichtet und meint, dass sich das Konzept durchsetzen wird. "Das ist eine ganz neue Informationsebene in der Kunst, die in der ganzen Welt präsent ist", sagt Blume. In seinen Räumen hängen zum Beispiel Bilder von Künstlern wie Strawalde und Chris Newman.
Die Matrix soll die realen Ausstellungen nicht ersetzen, sondern ergänzen. Kunstwerke können zum Beispiel online nur angesehen, nicht aber erworben werden. "Noch kauft sich kein ernsthafter Gemäldesammler im Internet ein Bild", sagt Bentele. Auch andere Eigenheiten des Kunstmarktes muss die junge Firma in ihrem Konzept beachten. "Ein weltbekannter Künstler will nicht zwischen Tante Emmas Rosen hängen", erklärt Bentele. Deshalb gibt es auch im digitalen Raum eine Trennung zwischen namhaften Galerien und unbekannten Künstlern.
Erste Erfolge hatten die drei Jungunternehmer mit ihrem Konzept bereits. Im vergangenen Jahr bekamen sie ein Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums. Auf einen schnellen Profit sind sie dabei nicht aus. "Wir wollen gesundes, seriöses Wachstum aus eigenen Umsätzen", sagt Lauterbach. Diese Einstellung kommt aber offenbar bei Investoren nicht so gut an. "Die meinten, unser Modell wäre zu seriös, um interessant zu sein", erzählt Bentele und lacht.
Zur Ausstellung: www.kunstmatrix.com
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