Neue SAP-Doppelspitze legt Tempo vor
Walldorf (dpa) - Die SAP-Geschäfte laufen unter der neuen Doppelspitze wieder auf Hochtouren. Europas größter Softwarehersteller fuhr im zweiten Quartal ein zweistelliges Umsatz- und Gewinnplus ein und hob seine Jahresprognose deutlich an.
"Kleine, mittlere und große Kunden in vielen Branchen investieren wieder, um ihre Unternehmen auf eine neue Wachstumsphase vorzubreiten", erklärte Co-Vorstandschef Bill McDermott am Dienstag in Walldorf den positiven Trend.
Nach den starken Quartalszahlen und der erfolgreichen Milliardenübernahme des Datenbankspezialisten Sybase ist SAP auch deutlich optimistischer für das Gesamtjahr: Der Umsatz mit Software und softwarebezogenen Dienstleistungen soll um bis zu elf Prozent zulegen (2009: 8,2 Milliarden Euro). Die Gewinnkennziffer der operativen Marge soll bei bis zu 31 Prozent liegen, im vergangenen Jahr hatte sie 27,4 Prozent betragen.
Der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware verbuchte im zweiten Quartal einen Anstieg der Gesamterlöse von zwölf Prozent auf 2,89 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis legte um 21 Prozent auf 774 Millionen und der Gewinn nach Steuern um 15 Prozent auf 491 Millionen Euro zu.
Die software- und softwarebezogenen Serviceerlöse wurde um 16 Prozent auf 2,25 Milliarden Euro gesteigert. Vor allem in Nord- und Südamerika sowie im Raum Asien/Pazifik brummte das Geschäft.
Die Zahl der Mitarbeiter stieg weltweit seit Jahresbeginn um mehr als 400 auf rund 48 000. In Deutschland blieb die Beschäftigtenzahl mit 14 872 nahezu konstant. Eine massiven Stellenaufbau wird es vorerst nicht geben, nachdem SAP im vergangenen Jahr die Mitarbeiterzahl um 4000 verringert hatte. Co-Vorstandschef Jim Snabe betonte, das Unternehmen setze eher auf Qualität als auf Quantität. In Deutschland sucht das Unternehmen gleichwohl mehrere hundert Mitarbeiter bis Jahresende.
Nachdem im Vorjahr ein einschneidendes Sparprogramm zu Restrukturierungskosten von 17 Millionen Euro geführt hatte, musste der DAX-Konzern zwischen April und Juni lediglich eine Million Euro für Belastungen verbuchen. Dafür fielen Abfindungszahlungen von 11 Millionen Euro an. Die Walldorfer mussten dabei vor allem für den Abgang von Vorstandschef Léo Apotheker in die Tasche greifen, der wegen Widerständen bei Kunden und in der Belegschaft Anfang des Jahres seinen Hut genommen hatte.
Die Strategie der neuen Doppelspitze sieht als wichtige Säule Wachstum durch Zukäufe vor. Für das auf mobile Datendienste spezialisierte kalifornische Unternehmen Sybase legen die Walldorfer rund 4,6 Milliarden Euro auf den Tisch. Am Dienstag wurde das Übernahmeangebot für Sybase abgeschlossen. Die Übernahme ist die zweitgrößte Akquisition in der Unternehmensgeschichte. Die Walldorfer wollen mit Sybase erstmals Endverbraucher ansprechen, wenn auch indirekt. SAP habe viele Kunden, deren Kunden wiederum Endverbraucher seien, hieß es. Diesen SAP-Kunden sollen spezielle Produkte angeboten werden.
SAP kündigte zudem ein Millionengeschäft mit dem Chemie- und Pharmakonzern Bayer an. Der auf auf fünf Jahre abgeschlossene Vertrag soll ein Auftragsvolumen im zweistelligen Millionenbereich haben.
Die Börse honorierte die Quartalszahlen nicht. Die SAP-Papiere verloren zeitweise 2,82 Prozent auf 36,215 Euro. UBS-Analyst Michael Briest erklärte, bereinigt um die positiven Wechselkurseffekte habe sich die Geschäftsentwicklung verlangsamt.
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