Trotz Milliardengewinn: Google enttäuscht
Mountain View (dpa) - Bei Google läuft das Geschäft rund. Der Suchmaschinen-Primus hat im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seinen Umsatz um satte 23 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar hochgeschraubt. Im gleichen Maß stieg der Gewinn auf 1,8 Milliarden Dollar.
"Google hatte ein starkes zweites Quartal", bilanzierte Unternehmenschef Eric Schmidt am Donnerstag im kalifornischen Mountain View. Solides Umsatzwachstum verzeichnete Google nach Angaben von Schmidt sowohl im Kerngeschäft mit Online-Werbung im Umfeld der Suchmaschine als auch in neuen Geschäftsfeldern. Bei den Anzeigen gebe es einen deutlichen Trend: Die werbenden Unternehmen steckten ihr Geld immer öfter in Internetanzeigen. Selbst Firmen, die bislang eher auf Zeitungen, Radio oder Fernsehen gesetzt haben, schwenkten um. "Wir sind zuversichtlich, was unsere Zukunft angeht."
Die Börsianer zeigten sich allerdings unbeeindruckt und störten sich auch an der Investitionsfreude von Google. Ihnen war der Gewinn immer noch zu niedrig. Google hatte auf seinem Wachstumskurs mehr Mitarbeiter eingestellt (die Zahl stieg von 20600 auf 21800) und mehr Geld in neue Produkte und die Vermarktung gesteckt. Das schmälerte das Ergebnis. Die Aktie fiel nachbörslich um 4 Prozent.
Google gebe eine Menge Geld für Forschung und Entwicklung sowie für Verkauf und Marketing aus, sagte Colin Gillis, Analyst bei dem New Yorker Börsenmakler BGC Partners der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Die Ausgaben stiegen im Berichtszeitraum um 22 Prozent auf 4,46 Milliarden Dollar. "Erfolgreiche Produkte erfordern Investitionen", verteidigte Finanzchef Patrick Pichette die Entscheidungen.
Trotz der guten Geschäfte mit Anzeigen will sich Google andere Standbeine aufbauen. Nach Schätzungen der Marktforschung EMarketer in New York steht dem Internet-Anzeigenmarkt im kommenden Jahr eine deutliche Abkühlung bevor. Während die Ausgaben für Online-Anzeigen in diesem Jahr noch um 16 Prozent steigen, dürfte es 2011 einen Abfall auf 8,6 Prozent geben, so die Marktforscher laut Bloomberg.
Doch Google-Chef Schmidt will sich nicht beirren lassen. Erst jüngst übernahm Google einen Spezialisten für die Suche nach billigen Flügen - der Suchmaschinenprimus will auch in diesem Bereich zur Nummer eins aufsteigen. "Wir werden weiter aggressiv investieren", kündigte Schmidt an. Ende Juni hatte das Unternehmen 30,1 Milliarden Dollar in der Kasse.
Das als Suchmaschine gestartete Unternehmen hat mittlerweile in vielen anderen Feldern Fuß gefasst. Das führt unweigerlich zu Konflikten. Einst in Freundschaft verbunden, verbindet Google mit dem Computer- und iPhone-Hersteller Apple inzwischen eine tiefe Rivalität. Mit seinem Nexus One tritt Google zum Beispiel direkt gegen Apples iPhone an. Von Rivalen wie Facebook mit seiner wachsenden Fangemeinde oder Microsoft mit dessen Suchmaschine Bing wird das Internet-Unternehmen zunehmend in die Zange genommen.
Der heftigste Streit tobte für Google in China, wo das Unternehmen die Internetzensur nicht länger hinnehmen wollte. Mittlerweile haben die Amerikaner mit der Regierung in Peking einen Waffenstillstand geschlossen und dürfen weitermachen. Die Auseinandersetzungen hatten aber dem dortigen Konkurrenten, der chinesischen Suchmaschine Baidu, scharenweise neue Nutzer beschert.
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