
Prügelattacke in Buttenwiesen: Wann dürfen Bauern Gülle ausfahren?

Plus Ein Mann aus Buttenwiesen hat sich beschwert, weil ein Landwirt spätabends Gülle ausgefahren hatte – und wurde verprügelt. Der Fall löste große Diskussionen im Netz aus.
Es war kurz vor 1 Uhr nachts, als vor dem Grundstück eines 45-jährigen Mannes aus Buttenwiesen drei Traktoren hielten. Die Fahrer, drei Männer, stiegen aus und fingen an, auf den 45-Jährigen einzuprügeln und ihn zu würgen. So schildert die Polizei den Vorfall, der sich am frühen Morgen des vergangenen Samstags zugetragen haben soll (lesen Sie hier mehr dazu). Der Gewaltausbruch hatte demnach eine Vorgeschichte. Am Freitagabend, gegen 22.30 Uhr, hatte sich der Mann beim Fahrer eines Traktors mit Güllefass beschwert. Er solle das lautstarke Ausfahren der Gülle auf die Tageszeit beschränken, hatte der 45-Jährige gefordert. Kurz nach dieser Beschwerde standen die drei Traktoren vor seinem Grundstück – und es wurde schmerzhaft für ihn. Doch war die Beschwerde gerechtfertigt?
Spätes Ausfahren der Gülle: War die Beschwerde berechtigt?
Laut Polizeiangaben wurde der Mann leicht verletzt. Eine ärztliche Behandlung lehnte er jedoch ab. Die Polizei leitete sofort eine Fahndung ein, die ergebnislos blieb. Laut Katharina von Rönn, Sprecherin der Dillinger Polizei, sind die Täter bis heute nicht gefunden. Die Ermittlungen würden laufen. Das Problem: Es liegen keine Täterbeschreibungen vor, auch die Kennzeichen der Traktoren sind unbekannt. Unabhängig davon, ob die Kritik an der landwirtschaftlichen Arbeit berechtigt war, sagt von Rönn: „Die Antwort der drei Männer war die falsche.“
Der Vorfall hat im Internet für einigen Wirbel gesorgt. Auf den Facebook-Seiten der Donau-Zeitung und der Wertinger Zeitung entstanden kontroverse Diskussionen. „Ich bin der Meinung, auch Landwirte sollten auch ein wenig Rücksicht auf die Bewohner nehmen“, schrieb eine Frau. „Ich habe so meine Zweifel, dass ein Landwirt seine Felder am Ortsrand bewirtschaften kann, ohne dass sich jemand belästigt fühlt“, entgegnete ein anderer Nutzer. „Euer Essen fällt ja einfach vom Himmel“, war der Kommentar eines andere Nutzers, der betonte, dass Landwirte für das Essen sorgen. Auch das Image der Bauern kam zur Sprache. „Mit derartigen Gewalt-Aktionen wird sich das Bild in der Öffentlichkeit kaum ändern“, hieß es an einer Stelle. „Wird es sich so und so nicht, wenn alles, was die Landwirte machen, verkehrt ist“, antwortete eine Frau darauf. Sie und viele andere Nutzer stellten jedoch klar: „Gewalt ist keine Lösung.“
Fall aus Buttenwiesen löste Diskussionen aus
Aber war die Beschwerde des 45-Jährigen überhaupt berechtigt? Magnus Mayer, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Wertingen, teilt mit, dass das Gülleausbringen spätabends zwar die Ausnahme sein sollte, dies vom Umfeld jedoch akzeptiert werden müsste. Ihm sei keine Regelung bekannt, wonach das Güllefahren zu bestimmten Tageszeiten nicht zulässig sei. „Nur am Sonntag sollte das nicht passieren“, sagt Mayer.
Klaus Beyrer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, betont, dass Landwirte Gülle grundsätzlich 24 Stunden fahren könnten. Vorschriften, dass dies etwa zu später Stunde nicht mehr erlaubt ist, gebe es nicht, so Beyrer. „Aber natürlich ist man daran interessiert, einen Konsens mit den Anwohnern zu finden und aufeinander zuzugehen“, sagt er.
Die Zeitfenster werden immer enger
Beispielsweise versuche man es zu vermeiden, an einem Samstagnachmittag neben einem Wohngebiet Gülle auszubringen. Auch der Sonntag habe eine besondere Bedeutung. Beyrer betont aber, dass durch die neue Düngeverordnung es künftig wohl häufiger vorkommen wird, dass Landwirte spätabends oder nachts Gülle fahren. „Die Zeitfenster dafür werden immer enger“, so Beyrer.
Lesen Sie hier mehr zu diesem Fall:
Mann aus Buttenwiesen beschwert sich wegen Gülle - und wird verprügelt
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