Das Kirchenasyl als letzte mögliche Lösung
Stephan Theo Reichel vom Verein Matteo erklärt in Dillingen, warum das eigentlich ein Skandal ist
„Das Kirchenasyl ist die Ultima Ratio. Wir machen das nur, wenn es um Gefahr für Leib, Leben, Menschenwürde geht.“ Das sagt nicht irgendwer, das sagt Stephan Theo Reichel, der zuerst für die Evangelische Landeskirche in Bayern drei Jahre lang rund 700 Kirchenasyle betreut hat und nun den neu gegründeten Verein „Matteo – Kirche und Asyl“ als Geschäftsführer leitet. Und doch klingt es so, als wolle Reichel seinen eigenen Job am liebsten abschaffen: „Jedes Kirchenasyl ist ein Skandal.“ Wie kann das sein? Das 25. Rundgespräch der Dillinger Unterstützergruppe Asyl/Migration im restlos gefüllten Kirchenzentrum St. Ulrich gab Antworten.
Entscheidend ist der zweite Satz, der nach dieser Aussage fiel: „Dahinter stecken skandalöse Zustände.“ Reichel nennt die drei wichtigsten Gründe für Kirchenasyle, immer gehe es um Abschiebungen: nach Afghanistan, nach Bulgarien und nach Italien. Mehr als 1000 Menschen fanden daher deutschlandweit im Jahr 2016 ihre letzte Zuflucht in einer Kirchengemeinde, die Hälfte davon in Bayern. Reichel erklärte: Das Kirchenasyl springt überall da ein, wo der Staat dabei versagt, die Menschenwürde der Betroffenen zu schützen. Bei Abschiebungen nach Afghanistan, denn dieses Land könne nach Informationen des UNHCR, der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes und nach glaubwürdigen Schilderungen von Soldaten, die dort stationiert waren, nicht als sicher eingestuft werden. Bei Rückführungen nach Bulgarien, denn in den dortigen Gefängnissen werden nach Angaben des Referenten junge Geflüchtete misshandelt und geschlagen. Bei Abschiebungen nach Italien, denn dort „landen die Asylbewerber in Mailand bei Minusgraden auf der Straße, und nur das Rote Kreuz bringt ihnen Essen“, weiß Reichel. Und bei völlig unverständlichen Bescheiden des BAMF. Bei Widerspruch seien 66 Prozent der Bescheide von den Verwaltungsgerichten wieder aufgehoben worden.
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