Die Ketten der Arbeitslosigkeit sprengen
Seit 2013 reparieren Menschen in Dillingen Fahrräder und fertigen Deko. Damit sollen sie wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden
Irene Bajorat war lange krank. Deswegen schied sie vor einigen Jahren komplett aus dem Arbeitsleben aus. Auf dem Weg zur Gesundheit, zurück ins Leben, beschloss sie, nach langer Arbeitslosigkeit auch in den Arbeitsalltag zurückzukehren. Mit dem Projekt „Manufaktur der schönen Dinge“ gelang ihr dieser erste Schritt. Dabei handelt es sich um ein Nebenprojekt von „Kette und Kurbel“. Beide zielen darauf ab, Menschen, die schon lange keine Arbeit mehr haben, wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Beim ersten Tag der offenen Tür präsentierten Teilnehmer und Betreuer in Dillingen ihre Arbeit.
Seit 2013 gibt es das Projekt „Kette und Kurbel“ schon. Die Teilnehmer reparieren alte Fahrräder und stellen die dann zum Verkauf. So lernen sie vieles über Mechanik, Warenwirtschaft und Finanzen. Die Fahrräder, mit denen sie arbeiten, wurden meistens gespendet. Doch das Wichtigste am Projekt ist der Kontakt mit anderen Menschen. Bei der gemeinschaftlichen Arbeit kommen die Teilnehmer in Kontakt, sie kochen regelmäßig zusammen und machen Ausflüge. In den vergangenen vier Jahren ist das Projekt stetig gewachsen. Neben „Kette und Kurbel“ gibt es mittlerweile auch die „Manufaktur der schönen Dinge“, in der sich die Teilnehmer kreativ ausleben können und künstlerische Produkte aus Holz und Stoff fertigen – zum Beispiel Lampen oder Gartendeko. Der Verkauf selbst gemachter Waren ist dabei immer ein wichtiges Erfolgserlebnis auf dem Weg in eine berufliche Zukunft. Um diesen Einstieg ins Berufsleben gelingen zu lassen, gibt es zusätzlich das Projekt „Scout“. Die Pädagogin Stefanie Steinbauer hilft hier in wöchentlichen Einzelgesprächen den Teilnehmern bei Bewerbungen und der Suche nach Praktika, aber auch bei persönlichen Problemen. So soll der Weg zurück ins Arbeitsleben schnell gelingen. Denn die Teilnahme an den Projekten ist nur für ein halbes Jahr möglich. Und das hat seine Gründe, wie Matthias Gruber, Geschäftsleiter der gemeinnützigen Gesellschaft für Bildung, Integration und Beruf (BiB) in Augsburg, berichtet. Die Gesellschaft hat das Projekt initiiert. „Wir wollen die Menschen dazu bringen, wieder raus in die Arbeitswelt zu kommen“, sagt er. Und das geht am besten, wenn man sie auch ein wenig dazu zwingt. Matthias Gruber gründete schon im Jahr 2000 zusammen mit Gabriele Reglin die BiB. Die Eröffnung der Zweigstelle in Dillingen in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit (Jobcenter) war ein voller Erfolg, denn die Integrationsquote in Dillingen liegt bei knapp 30 Prozent. Die Leitung in Dillingen hat Ulrike Franken. Ihr bedeuten vor allem die Menschen viel, die an den Projekten teilnehmen und auch „ein Stück Lebensfreude zurückbekommen“, wie sie sagt. Für Gabriele Willer vom Jobcenter ist wichtig, dass das Projekt viele Asylbewerber aufnimmt und damit auch Rechtsextremismus entgegenwirkt. Denn durch den engen Kontakt bei der Arbeit und den Freizeitprojekten würden viele Vorurteile abgebaut. Außerdem bietet das „Projekt Arbeiten und Lernen“, kurz PAUL, für Flüchtlinge eine gute Gelegenheit, Deutsch zu lernen. Bei der gemeinsamen Arbeit geschehe die Integration dann fast von selbst.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.