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Foto: Andreas Schopf
Foto: Andreas Schopf

Sie hatten am Dienstag zusammen mit vielen anderen ihren ersten Tag als Schüler der Bachtalschule in Syrgenstein (von links): Luca (6), Sebastian (6), Emily (6), Bella (7) und Louis (6). Ihre Klasslehrerin ist Sylvia Leitner, die seit diesem Schuljahr Rektorin der Grundschule ist.

Syrgenstein
11.09.2018

Eine besondere Einschulung in Syrgenstein

Von Andreas Schopf

Mehr als 800 Kinder im Landkreis hatten am Dienstag ihre Einschulung. In Syrgenstein feierte gleichzeitig die neue Rektorin ihren Einstand.

Die Turnhalle der Bachtalschule in Syrgenstein ist voll. So voll, dass die aufgestellten Stühle nicht reichen, um allen Gästen Platz zu bieten. Die, die keinen Stuhl ergattern konnten, stehen an beiden Seiten vor den Sprossenwänden. Eltern, Großeltern, Geschwister, Bekannte: Alle sind sie da. Der erste Schultag des eigenen Schützlings – das will sich keiner entgehen lassen. An der Bachtalschule sind es rund 60 Mädchen und Jungen, die sich seit Dienstag Schulkind nennen dürfen. Im gesamten Landkreis waren es 862. Der aufregende erste Tag geht los mit einem Gottesdienst in der Turnhalle. Pater Thomas Payappan, neu in Syrgenstein, fragt in die Runde der Kinder: „Wer hat Angst vor der Schule?“ Keiner meldet sich. „Das wäre etwas ganz Normales“, sagt der Geistliche aus Indien und kündigt an: „Ihr werdet nette Lehrerinnen kennenlernen.“ Gemeinsam singen alle Lieder. Drei Kinder kommen nach vorne und sprechen dem Pater Fürbitten nach. Die Angehörigen stehen zum Teil auf, halten den Moment mit Kameras fest. Die Abc-Schützen stellen sich im Kreis auf und erhalten einen Segen. Eltern gehen nach vorne, wieder werden Handys gezückt. Dann tritt Sylvia Leitner ans Mikrofon. „Heute ist ein ganz besonderer Tag“, sagt sie. Nicht nur für die Schüler, sondern auch für sie selbst. Leitner startet als neue Rektorin der Bachtalschule in das Schuljahr. „Ich freue mich, Ihre Kinder auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleiten zu dürfen“, sagt sie in Richtung der Familien.

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Dann geht es in Richtung der Klassenzimmer. Die Lehrer versammeln ihre Schüler bei sich, die Hand in Hand in Zweierreihen hinterherstiefeln. Sie schauen teils schüchtern, teils aufgeregt aus. Viele wurden zur Einschulung schick gemacht. Einige Jungen tragen Hemd, Mädchen zum Teil Kleidchen, Dirndl und Blumen im Haar. Ein Junge hat ein T-Shirt an mit einem Logo im Stile einer bekannten Weltall-Saga. Die Aufschrift: „Kindergarten – das wars. Möge die Schule mit dir sein.“

Im Klassenzimmer angekommen, hat bereits jeder seinen Platz an einem der Vierertische. Leitner, Lehrerin der Klasse 1b, hat ihre Schützlinge kurz vor dem Gottesdienst einen Sitzplatz aussuchen lassen. Und ihnen das Erste beigebracht: die erhobene Hand, das Signal, um ruhig zu werden. Die Hand kommt nun gleich zum Einsatz, um die aufgeregte Klasse zu beruhigen. Nach und nach heben die Kinder ebenfalls ihre Hände in die Höhe und verstummen. „Ich weiß noch gar nicht alle Namen von euch“, sagt Leitner. So ist die erste Aufgabe, die die Kinder in ihrem Schulleben erhalten, die, dass sie einer nach dem anderen ihren Namen nennen sollen und ihr richtiges Namensschild von einem Sideboard aussuchen müssen. Manche brauchen einen Moment, bis sie die richtige Buchstabenfolge erkennen. Andere stürzen sich sofort auf ihr Schild. „Das ist kein schwieriges Spiel“, sagt der sechsjährige Louis, der Junge mit dem „Kindergarten – das wars“-Shirt. Dann geht es weiter. Leitner bringt den Kindern das Lied „Alle Kinder lernen lesen“ bei. „Das geht noch lauter“, motiviert die Lehrerin. Alle stehen auf, singen, klatschen und hüpfen. Zurück am Platz, fragt ein Mädchen: „Was machen wir jetzt?“ Leitner verspricht: „Morgen fangen wir mit dem Lesen an.“ Aber nicht am ersten Tag. Da reicht es, dass die Lehrerin darum bittet, das Mäppchen herauszuholen, und schon herrscht Aufregung in der Klasse. Endlich können die Kinder in ihre bunten Schulranzen greifen, die meisten klassisch mit Pferde-, Prinzessin-, Sport- oder Fantasymotiven. Die Schüler sollen sich selber und ihre Schultüte malen. „Ich kann keine Schultüte malen“, sagt ein Junge traurig. „‚Ich kann nicht‘, das gibt es hier gar nicht“, erwidert Leitner. Dann wird eifrig gemalt. Dabei knüpfen die neuen Mitschüler erste Kontakte. „Kommt ihr morgen mit dem Bus oder dem Auto?“, fragt Eleina ihre Nachbarn. Louis und Bella kündigen an, den Bus zu nehmen. „Dann fahren wir morgen gemeinsam in die Schule!“, ruft Eleina hellauf begeistert.

Nach einer guten halben Stunde kommen die Eltern ins Klassenzimmer. Die Kinder tragen stolz ihr Lied vor. Wieder werden Fotos geschossen, einige Eltern wenden sich mit Fragen an die Klasslehrerin. Dann wird das Klassenzimmer leer. Zeit für Leitner, durchzuatmen. „Die Einschulung ist immer aufregend“, sagt die 46-Jährige aus Wittislingen, die seit 20 Jahren unterrichtet. „Die Schüler kommen mit einer Erwartungshaltung, die man erfüllen will, und mit einer Freude, die man erhalten will.“ Und manchmal seien die Eltern aufgeregter als die Kinder selbst. Und wie war ihr erster Tag als Rektorin? „Ich muss mich um mehr Aufgaben kümmern, vor allem in der Verwaltung“, sagt sie. Während die Kinder vor der Schule herumtoben und erneut in Kameras lachen, muss Leitner noch im Büro arbeiten. Dann ist auch für sie ein besonderer, erster Schultag vorbei.

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