
Das versteckt sich hinter einem gelben Zaun in Fristingen

Plus In Karl Egerts Garten in Fristingen wachsen und gedeihen außergewöhnliche Pflanzen. Eine davon kommt aus Vietnam und schmeckt nach Käse.

Karl Egert gibt zu: Sein Garten ist ein wenig chaotisch. Wer den Fristinger besuchen möchte, muss zunächst an übermannshohen Engelstrompeten vorbei. Nach Lust und Laune und mit viel Experimentierfreude hat der Rentner seinen Garten bepflanzt. Auch Tiere fühlen sich dort sichtlich wohl. Um die alten Birnbäume, noch aus der Zeit als das Grundstück Teil des Fristinger Schulgartens war, schwirren Schmetterlinge und Insekten. Zwischen Maulwurfhügeln findet sich das Wurzelgemüse Topinambur in rauen Mengen. Bis zu 30 Liter Wasser brauchen die Pflanzen am Tag. Das Gemüse gibt es bei Egert zum Salat oder in der Pfanne angebraten.
Karl Egert lernt im Garten nie aus
Seit der 67-Jährige in Rente ist, gärtnert er mindestens drei Stunden am Tag. Es gebe immer etwas zu tun. Während der Ausgangsbeschränkungen verbrachte der gelernte Schneider auch schon mal den gesamten Tag mit Buddeln und Gießen. In dem Garten hinter dem sonnengelben Zaun herrscht gepflegte Fehlerkultur. „Diese Hortensie will dieses Jahr nicht blühen“, sagt Egert schulterzuckend und fügt hinzu: „Dann halt nicht.“ Die Dahlienknollen sind zu groß geworden und einfach umgefallen. „Für das kommende Jahr habe ich dazugelernt“, sagt Egert gelassen.
Schon seine Mutter war gerne im Garten tätig
Die Leidenschaft für das Gärtnern hat er von seiner Mutter geerbt. Bis zu ihrem Tod hat er die Seniorin zeitintensiv gepflegt. Der kurze Weg in den Garten war dabei der ideale Ausgleich. Doch die teilweise gewaltigen Pflanzen zeigen, dass dem Hobbygärtner das meiste gelingt. Eine Tomate der Sorte „Ananas“ gedeiht so gut, dass eine Frucht sogar beide Handinnenflächen füllt. Aus dem Johanniskraut presst Egert Rotöl. „Zum Einreiben.“ Verschiedene Minzsorten und Teeblätter verwendet er unter anderem für Teeaufgüsse. Aus der wuchernden Brennnessel wird ein Bio-Dünger.
Wenn es kalt wird, verwandelt sich Karl Egerts Haus in einen Wintergarten
Eins kann Karl Egert nicht lassen: „Wenn ich schöne exotische Pflanzen sehe, muss ich sie einfach haben.“ Das hat aber auch zur Folge, dass viele Pflanzen nicht winterfest sind. In der kalten Jahreszeit verwandelt sich das Haus des alleinstehenden Mannes in einen Wintergarten. Pflanzensamen kauft er in Gärtnereien im Landkreis. Beim Tauschring Dillingen hat er zudem Gleichgesinnte gefunden. So kam Egert durch einen Tausch zu seiner mexikanischen Mini-Gurkenpflanze, die gut gedeiht, aber noch ein wenig blass um die gebogene Spitze ist. Ums Eck türmt sich das Vietnamesische Käseblatt bis an die Dachrinne. Sie ist nicht nur schön anzusehen, sondern schmeckt tatsächlich ein wenig nach Käse. Einmal im Jahr, im Herbst, findet ein Warentauschtag mit Flohmarkt auf seinem Grundstück statt. Dort geben sich die Hobbygärnter auch gegenseitig Ratschläge. Karl Egert zeigt: Gärtnern darf, aber muss keine einsame Tätigkeit sein.
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