
Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß: "Ich fühle mich fit“

Plus Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß über das besondere Jahr 2020, große Projekte und ihre Finanzierung, neuen Wohnraum in der Stadt sowie ihre eigene Gesundheit.
Frau Gruß, 2020 wird als besonderes Jahr in die Geschichte eingehen. Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate?
Miriam Gruß: Es war und ist eine herausfordernde Zeit. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, die kollektive Gesundheit zu schützen. Das hat an allen Stellen in der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft gut funktioniert. Ich möchte aber daran appellieren, weiter wachsam zu sein. Die Pandemie ist nicht vorbei.
Gundelfingen: Bürgermeisterin Miriam Gruß im Interview
Mitten in der Corona-Krise mussten Sie einen neuen Stadtrat etablieren. Wie hat das geklappt?
Gruß: Ungefähr ein Drittel des Gremiums war neu, das war natürlich herausfordernd. Es ist eine sehr motivierte Truppe, die bisherigen Sitzungen haben reibungslos funktioniert – auch in der Brenzhalle, was historisch neu, für das Miteinander und die Diskussionskultur aber nicht förderlich ist, weil man weit voneinander entfernt ist. Aber das hat bisher gut funktioniert und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Stadtrat.
Welche Projekte beschäftigen Sie derzeit am meisten?
Gruß: Ganz akut die Baugenehmigung für das Rosenschloss, damit der Kindergarten im Herbst starten kann. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Genehmigung in Kürze klappt und wir damit die dringend notwendigen Plätze schaffen können. Darüber hinaus laufen Erweiterungs- und Verbesserungsmaßnahmen in den Kindergärten der Stadt. Als Nächstes steht das Feuerwehrgerätehaus an. Wir wollen im September die Vergaben auf den Weg bringen. Ein weiteres Großprojekt ist die Sanierung der Kläranlage. Dafür haben wir ein Planungsbüro gefunden, das in diesem Bereich unheimlich viel Erfahrung mitbringt. Aber alle Projekte, die wir angehen, brauchen Geld. Das Thema Haushalt ist deshalb ein Dauerbrenner.
Freie Wähler und Grüne im Stadtrat möchten eine Klausurtagung zur Finanzsituation in der Corona-Krise. Wie besorgniserregend ist die Lage?
Gruß: Sie braucht unsere ganze Aufmerksamkeit und Kraft. Wir müssen klar strukturieren, was unsere Pflichtaufgaben sind, und was wünschenswert wäre. In manchen Bereichen haben wir damit schon angefangen. Bei jeder Entscheidung gilt es zu schauen, wie man eine Lösung finden kann, die vielleicht nicht das Nonplusultra ist, aber in Richtung Zweckmäßigkeit geht. Und bei dem einen oder anderen müssen wir vielleicht auch in den sauren Apfel beißen und Prioritäten setzen. Eine Klausur ist sicher eine gute Möglichkeit, alle Positionen durchzudiskutieren.
Prioritäten setzen heißt, dass man zunächst auf etwas verzichten muss. Was könnte dies Ihrer Meinung nach sein?
Gruß: Es zeichnet sich momentan noch nichts ab. Wir müssen abwarten, wie sich die Situation entwickelt, etwa bezüglich Ausgleichszahlungen von Bund oder Land. Aber wir hinterfragen bereits bei jeder Maßnahme, und sei sie noch so klein, ob sie wirklich notwendig ist, und wenn ja, in welcher Ausführung. Man hätte beispielsweise überlegen können, ein neues Jugendcafé zu bauen. Aber dafür haben wir die Finanzen nicht. Deswegen ist es ein Glücksfall, dass uns ein privater Vermieter die Chance gibt, uns zu einem fairen Preis in ein Haus in der Stadtmitte einzumieten. Das gleiche gilt für den Kindergarten im Rosenschloss.
Wie steht es um die Zukunft des Schwimmbads?
Gruß: Wir haben die Sandfilteranlage ausgetauscht und weitere, dringende Sanierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, dass älteste Schwimmbad des Landkreises, wenn es irgendwie geht, zu erhalten.
Zur Entscheidung, ob Sanierung, Neubau oder Abriss, gibt es aber noch nichts Neues?
Gruß: Das Schwimmbad ist eingebunden in den Gesamtkomplex Mittelschule. Dieses Thema wird uns in den nächsten Jahren beschäftigen.
Was ist der Stand zur B16?
Gruß: Zur Dreistreifigkeit gibt es keine Neuigkeiten. Zum Thema Lärmschutz: Mir wurde zugesagt, dass in diesem Sommer der Flüster-Asphalt auf der B16 kommen sollte. Zum genauen Baubeginn habe ich allerdings keine Information.
Das tut sich im Bereich Wohnraum
Wohnraum schaffen ist die Herausforderung der Gegenwart. Was haben Sie im Auge?
Gruß: Wir sind mitten in der Aufstellung des Bebauungsplanes Ehla V. Hierzu vernehme ich Kritik, warum nicht die Stadt die Bauplätze vermarktet, sondern ein privater Investor. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Menschen, die einen Bauplatz suchen, einfach froh sind, einen solchen zu bekommen. Und hier ist es uns gelungen, dank eines privaten Verkäufers, der bereit war, an eine Baufirma zu verkaufen und auf seinem Grund Bauplätze zu schaffen, die allergrößte Not zu lindern. Darüber hinaus sind wir mit den privaten Investoren für das Schwarz-Areal in engem Kontakt. Hier wird vonseiten der Investoren ein Konzept erstellt. Auch im Bereich Innenstadtentwicklung finden immer wieder Gespräche zu freien Flächen statt. Wir haben viele Bauanträge auf den Weg gebracht, auch wenn man bei dem einen oder anderen ein Auge zudrücken musste. Wir bleiben weiter dran und sind uns bewusst, dass Bauplätze hier ein großes Thema sind.
Sie mussten im vergangenen Jahr wegen einer schweren Erkrankung pausieren. Wie geht es Ihnen?
Gruß: Momentan geht es mir gut, ich fühle mich fit. Ich leide nur, wie alle anderen, unter der derzeitigen Hitze (lächelt) und habe keine Einschränkungen im Amt.
Glauben Sie, dass sich dies in Zukunft ändern könnte?
Gruß: Nein, derzeit überhaupt nicht.
Geht es für Sie in diesem besonderen Sommer in den Urlaub?
Gruß: Wir haben im Herbst wieder viele Themen, die wir angehen wollen. Von daher konzentriere ich mich auf die Arbeit. Und falls Urlaub klappt, so ist man als Bürgermeister sowieso nie ganz im Urlaub.
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