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Foto: Cordula Homann
Foto: Cordula Homann

Frauenpower in der Dillinger Königstraße: die Landfrauen aus dem Kreis mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin. Im Bild von links Gabi Schmid, Bettina Wengert, Kreisbäuerin Annett Jung, die Ministerin Michaela Kaniber, Ramona Schweyer, Pia Reile und Maria Jäger mit vielen feinen Produkten aus der Region. Etwa Kartoffeln aus Aislingen und frischer Zwetschgendatschi.

Dillingen
11.09.2018

Hoher Besuch und ein besonderes Korn

Von Cordula Homann

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber beantwortet in Dillingen nicht nur die Fragen von Bauern

Dienstagnachmittag, Sonnenschein, Zwetschgendatschi, Kaffee, hat da ein neues Bistro in der Dillinger Königstraße aufgemacht? Fast. Zwischen frischem Gemüse, Nudeln und Backwaren aus der Region, Leberkässemmeln und Milchshakes wollten der Bauernverband im Landkreis Dillingen und die Landfrauen zeigen: „Wir machen die Ernte – für deinen Genuss.“ Hochrangiger Besuch konnte dafür gewonnen werden: Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber kam vorbei. Aber erst mal wurde gegessen.

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Münchner fahren bis nach Fultenbach zum Einkaufen

Dass das, was die Landwirte in der Region anbauen, auch direkt weiterverarbeitet und verkauft wird, zeigten die Direktvermarkter an ihren Ständen. Frische Eier und Nudeln bot Martin Käsbohrer vom Hofladen in Fultenbach an. Bis aus München kommen seine Kunden, um ausgerechnet Nudeln aus Emmergrieß zu kaufen. Aber was ist das? Andreas Kugler aus Lauingen baut auf seinem Acker seit drei Jahren auch Emmer in Bioqualität an. Am Anfang war die Ernte dürftig, erzählt er: 30 Doppelzentner von zwei Hektar, „das war nix“. Heuer waren es 45 dz pro Hektar. Emmer sei ein Urkorngetreide, aber es habe nicht so viel Backqualität wie Weizen.

Ein Korn für Spezialisten, sagt der Lauinger Bäcker

Wie man den Kugler’schen Emmer verarbeitet, das hat Jürgen Lenzer in seinem Handwerksbetrieb ausprobiert. Seitdem verkauft Himmelbäck unter anderem Goldtaler aus Emmer, das sind kleine flache Fladen. Das Rezept stammt von Lenzers Sohn. Lenzer meint, Emmer sei etwas für Spezialisten, weil er im Vergleich zum etwas süßlich schmeckenden Dinkel herber sei. Wer unter einer Weizenunverträglichkeit leidet, vertrage Produkte aus Dinkel oder Emmer besser. Gluten sei in diesen Sorten genauso enthalten wie im Weizen, aber in einer anderen Struktur. Lenzer ist in einem Bäcker-Verein mit dem Namen „Zeit für Verantwortung“ Mitglied. „Wir haben nicht nur eine Verantwortung für unsere Produkte. Da ich alle Zutaten dafür auch aus der Region beziehe, habe ich auch für diese Kette eine Verantwortung.“

Darf Mineralwassser mehr kosten als Milch?

Die sieht Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber wiederum auch beim Verbraucher. Es könne nicht sein, dass man in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland so wenig für Lebensmittel ausgibt. Dass ein Liter Mineralwasser teurer sei als ein Liter Milch. Die Bayerische Staatsregierung stehe hinter den Landwirten, deren „Premiumprodukte“ in der ganzen Welt gefragt seien. „Sagen Sie mir ruhig Ihre Meinung“, meinte die Ministerin dann, „wir Politiker sind ja für Sie da, nicht andersherum.“ Reinhold Stangl, Bereichsleiter Milcheinkauf von der Firma Gropper, appellierte an die Ministerin, sich für ein Tierwohl-Label einzusetzen, das streng kontrolliert werde. Das Bissinger Unternehmen bietet Milch mit dem Label „Für mehr Tierschutz“ an, wovon auch die Milchlieferanten, die sich entsprechend zertifizieren lassen, profitieren würden. „Hinter einem Label sollte etwas stehen“, forderte Stangl, „wir brauchen aber nicht 1000 verschiedene.“ Die Diskussion um das Kastrationsverbot für Ferkel, die Auflagen für Neubaumaßnahmen oder die Anbindehaltung waren weitere Themen, die im Kreis vieler Landwirte mit BBV-Geschäftsführer Eugen Bayer, Landrat Leo Schrell, Bezirksrat Johann Popp, den beiden beiden Abgeordneten Georg Winter und Johann Häusler und Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz diskutiert wurden.

Viele Themen und Luft nach oben

Dillingens Kreisobmann Klaus Beyrer erinnerte zudem an den täglichen Flächenverbrauch in Bayern. Symbolisch säte Kaniber auf einem Quadratmeter Erde Weizen an. Das Thema Ausgleichsflächen treibt die Bauern um. Georg Winter, der die Ministerin nach Dillingen geholt hatte, verkündete, dafür müssten Lösungen gefunden werden. Auch für die B16. „Wir arbeiten daran. Auch am Thema Hochwasserschutz,“ versprach er.

Von Dillingens Kreisbäuerin Annett Jung bekam Michaela Kaniber einen Wunschzettel mit. Das Projekt Landfrauen machen Schule sei sehr erfolgreich. „Da wäre noch Luft nach oben.“ Doch in höheren Klassenstufen sei das Projekt nur mit Ehrenamtlichen und Spenden nicht mehr zu leisten. In der traditionellen Gemüsekiste für Ehrengäste, die Winter und die Ministerin bekamen, befand sich dieses Mal auch eine Tüte Emmernudeln. „Denn Emmer ist im Kommen“, meinte Jung.

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