Lohnt sich Moral, wenn sie niemand sieht?
Mit dem genialen Auftritt von Stefan Waghubinger im Theater in Frauenriedhausen enden Jahrzehnte genialer Kleinkunst in Frauenriedhausen. TiF-Macher Günter Landgraf will aufhören.
Ein Tisch, ein Stuhl, ein großer Papierstapel an Steuerformularen. Daneben ein Wasserkocher und eine Kaffeetasse. Ein Knopfdruck, das Wasser kocht, mit einem Kaffee- oder Teelöffel, den man irgendwann einmal abgibt, serviert sich Stefan Waghubinger auf der Bühne im Theater in Frauenriedhausen (TiF) einen Pulverkaffee in seine Tasse, um ihn mit dem heißen Wasser aufzubrühen.
Er will endlich seine Steuererklärung zu Papier bringen. Doch irgendwie schafft er es auch in Frauenriedhausen nicht, ein einziges dieser grünen Formulare auszufüllen. Dafür vermittelt er den Besuchern im komplett gefüllten Zuschauerraum der Kleinkunstbühne in Frauenriedhausen einen tiefschwarzen, bissigen, aber auch irgendwie liebevoller Blick auf den Sinn und Unsinn des Lebens. Dabei erntet er immer wieder mit spitzen Pointen heiteres Lachen im Publikum, doch Waghubinger denkt in größeren Zusammenhängen. Wer bin ich? Woher komme ich? Was tue ich? Was tut es mit mir? Was wollen andere? Lohnt sich Moral, wenn sie sowieso niemand sieht? In der Maske des naiven Biedermannes denkt er nach über Beiläufigkeiten in sprachlich brillant formulierten Abschweifungen über hundert Ecken, an denen die Erkenntnis aufkommt, dass alle Zusammenhänge tatsächlich miteinander und ineinander zusammenhängen. So wirr und schwer zitierbar viele seiner Gedankensprünge auf den ersten Blick wirken, so sehr gelingt es ihm immer wieder, auch lange Passagen stimmig abzurunden. „Die Kuh sagt muh – damit ist alles gesagt“. So auch über das Einst, als die Raumschiff-Enterprise-Zukunft im Fernsehen noch schwarz-weiß erschien.
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