Zwei Jungstars und eine Primadonna
Gerade noch rechtzeitig kam eine junge Frau aus Moskau zurück nach Bachhagel. Sie hatte an einem Internationalen Orgelwettbewerb teilgenommen.
Moderator, Organisator und Hausorganist Norbert Wörle fiel ein großer Stein vom Herzen, als Julia Schmid ein paar Stunden vor Konzertbeginn in der Kirche Mariä Himmelfahrt eintraf. Die einheimische Jungorganistin hat als einzige Deutsche am Internationalen Orgelwettbewerb in Moskau teilgenommen und war gerade noch rechtzeitig zurückgekehrt. So konnte ein vortreffliches, gut besuchtes Kirchenkonzert seinen Fortgang nehmen. Julia Schmid war sowohl als Solistin wie auch als vorzügliche Begleiterin zu hören. Die Stuttgarter Musikstudentin hat eine hervorragende Entwicklung genommen; gewachsene Technik und ein großes Musikverständnis lassen inzwischen authentische Interpretationen zu. Im einleitenden Präludium und Fuge in D-Dur BWV 532 bestätigte Julia Schmid ihre überzeugende Meisterschaft auf der Link-Orgel. Bei einer der „blendendsten Orgelkompositionen“ von J. S. Bach strukturierte die Organistin überwältigend die dreiteilige Anlage des Präludiums. Tonleiterläufe und Akkordpassagen, französischer Ouvertürenrhythmus, sequenzreicher Mittelsatz und Adagio gelangen trefflich wie auch die wechselnden tonartlichen Beleuchtungen der unaufhörlich schnell dahineilenden Fuge mit einem außergewöhnlichen Pedalsolo. Im kurzen Scherzo von Max Reger gefielen der rhythmische Schwung der Manualpartien und das tänzerische Staccatopedal, die mit der flexiblen Dynamik (Echowirkung) ein höchst lebendiges Stück Musik darstellten. Das Adagio und Allegro in F für ein Orgelwerk KV 594 von W. A. Mozart legte Julia Schmid wie gefordert als Trauermusik dar. Im Mittelteil gab es fanfarenartige Rhythmen und Dur-Melodien, die sich zum Schluss hin ins Tröstliche wendeten.
Erstaunlich, mit welcher Souveränität die Organistin durch angemessene Registrierung den Charakter der Stücke offenbarte. Das galt auch für ihre fundierte Begleitung, mit der sie bestimmt und in gebührender dynamischer Distanz Magdalena Heiler unterstützte. Die Dattenhausener Musikstudentin fürs Höhere Lehramt wusste mit ihrer Klarinette im Adagio von Heinrich Baermann das romantische Grundgerüst tonschön, einfühlsam, die ganze Tonpalette sehr gut phrasierend auszuloten. Ihr voller runder Ton entfaltete wunderschön die klanglichen Valeurs im langsamen Satz von Mozarts Klarinettenkonzert. Im „Geistlichen Wiegenlied“ von Joh. Brahms umschmeichelte der pastorale Klarinettenton den vorweihnachtlichen Gesang Sabine Seidls. Die Sygensteiner Sopranistin verströmte hier romantischen Wohlklang und zeigte in Cherubinis Ave Maria hohe musikalische Empfindsamkeit. Das „Benedictus“ aus der kleinen Orgelsolomesse von Joseph Haydn lebte von unverfälschten strahlenden Gesangslinien, mit denen die Sopranistin wirkungsvoll die klassischen Kantilenen meisterte. Mit dem „Alleluja“ von W. A. Mozart gelang Sabine Seidl ein triumphales, frisches, koloraturreiches Gotteslob.
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