Ein Leben in Bildern
Franz Kienberger gestaltet Fotoalben. Ganz besondere. Seine Reiseerlebnisse, der Hausbau, das erste Auto – der Mörslinger hält alles mit seiner Kamera fest.
Als er da oben stand, konnte er es kaum glauben. Es sah tatsächlich so aus wie in den vielen Prospekten und Büchern, die Franz Kienberger schon lange im Vorfeld studiert hat. Doch dass er selbst nun gemeinsam mit seiner Frau auf diesem Berg in Peru steht und vor ihm die Ruinenstadt der Inkas, Machu Picchu, liegt, das hat ihn überwältigt. Diesen Moment nach dem abenteuerlichen Aufstieg wird er nie vergessen, erzählt er. Kann er auch kaum. Er hat alles dokumentiert und mit seiner Kamera festgehalten. Knapp 6000 Fotos hat der Mörslinger bei dieser Reise im westlichen Südamerika, die schon lange ein großer Wunsch von ihm war, mit nach Hause gebracht – inklusive knapp sechs Kilogramm an Prospekten, Zeitungen, Postkarten und Briefmarken. All diese Erinnerungen hat der 65-Jährige aufgehoben. Aber nicht etwa auf dem Laptop, der Kamera oder gar in Schubladen. Der zweifache Familienvater hat zwei Fotoalben kreiert. Zwei von 130 Alben, die er in rund 45 Jahren gestaltet hat. Das sind aber keine normalen Fotoalben. Es sind seine ganz persönlichen Archive, die Franz Kienberger in liebevoller und stundenlanger Handarbeit in dem kleinen Raum im Dachspitz entstehen lässt. Dabei achtet er auf kleinste Details, sortiert Wochen vorher Bilder aus, informiert sich über Land und Leute, lässt unzählige Bilder entwickeln, arbeitet mit Tusche und Feder und lässt die Alben von einer Buchbinderin extra anfertigen. „Mein ganzes Leben ist in diesen Alben festgehalten. Ich kann gar nicht sagen, welches mein Lieblingsbuch ist. Oft sitze ich da und schaue irgendeins durch und schwelge in Erinnerungen“, erzählt er und blättert in dem Album über Peru einige Seiten weiter, sodass schnell zu erkennen ist: Diese Fotoalben sind einmalig.
Flugtickets, Geldscheine, Flyer, Tourenbeschreibungen, Zeitungsausschnitte und Postkarten verbinden sich mit den Fotos, die alle ein anderes Format haben. Jedes einzelne schneidet Franz Kienberger zu, bastelt daraus Collagen, verklebt sie ineinander, lässt neue Bilder entstehen und achtet dabei ganz genau darauf, dass sie zueinander passen, die Reihenfolge Sinn macht und die Beschriftungen stimmen. „Wenn ich irgendwo einen Infostand sehe, bin ich nicht mehr zu halten“, erzählt er und schmunzelt. Manchmal sind auch Faltblätter eingeklebt, hinter denen sich kleine Geschichten oder Geheimnisse verbergen. In manchen seiner Bücher hat der 65-Jährige sogar selbst Landkarten nachgezeichnet – maßgetreu und haargenau. „Ich fange an und überlege für jede Seite etwas Neues. Für mich ist dabei nur eines wichtig: Wenn ich die Seite aufschlage, will ich wissen, wo ich bin.“ Mit einer Tusche und einer Norm-Schrift-Schablone schreibt er alle Daten vorsichtig in die Alben rein.
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