Wurzeln nie vergessen
16 Jahre alt war Erika Gleixner, als sie ihre alte Heimat, das Kuhländchen verlassen musste. "Als Flüchtlingsmädchen bin ich damals angekommen", sagt sie. Flüchtling, den Begriff hat sie damals immer wieder gehört. "Aber wir sind damals nicht geflohen, wir sind vertrieben worden", sagt die heute 80-Jährige. Seit Jahrzehnten wohnt sie in Gundelfingen, das ihr längst zur zweiten Heimat geworden ist. Einen entscheidenden Anteil hatte daran nicht zuletzt ihre Mitgliedschaft in der Gundelfinger Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die am Sonntag in der Brenzhalle mit einem bunten Programm ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert hat. "Die Gemeinschaft hat uns Jungen damals wieder Auftrieb gegeben, wir fühlen uns hier einfach wohl und es tut gut, den Geburtstag gemeinsam feiern zu können", sagt Erika Gleixner, die, wie acht weitere, die am Sonntag geehrt wurden, von Anfang an dabei war.
Der Ortsvorsitzende Felix Vogt-Gruber zeigte sich beim offiziellen Festakt beeindruckt von der Zahl der Gratulanten, die zusammen mit der 150 Mitglieder starken Ortsgruppe den ganz besonderen Anlass feierten. Er dankte dem Patenverein, den Brenztalern, der Stadt für die Unterstützung und nicht zuletzt den Spendern, die es dem Verein ermöglichten, zum Jubiläum in einem Festgottesdienst mit Fahneneinzug am Vormittag eine prachtvolle neue Standarte zu weihen. "Ihr habt uns ein Stück Heimat wiedergegeben", so Vogt-Gruber. Gundelfingens Bürgermeister und Schirmherr Franz Kukla, dessen Eltern selbst Vertriebene waren, gratulierte gerne zum Geburtstag, verwies aber auch darauf, dass die Ursache für die Gründung mitnichten ein erfreulicher Anlass gewesen sei. "Diese vielen Menschen haben Heimat, Haus und Hof, Hab und Gut verloren und kamen hier an. Unsicher, wie sie empfangen werden." Doch ihren Fleiß, ihren Willen und den Mut, wieder von vorne anzufangen, den habe ihnen keiner nehmen können. "Sie brachten sich hier in beeindruckender Weise ein und trugen damit entscheidend zu dem beispiellosen Aufschwung nach dem Krieg bei." Mit ihrer Heimatstube habe sich die Gundelfinger Ortsgruppe zudem einer zeitlosen Aufgabe verschrieben, nämlich den Menschen die schrecklichen Folgen von Vertreibung vor Augen zu führen.
Auch MdL Prof. Dr. Georg Barfuß ging in seiner Ansprache auf den unglaublichen Willen ein, den die Vertriebenen nach ihrer Ankunft gezeigt hätten. Mit ihrem Fleiß und ihrem Engagement hätten sie die Schwaben sehr beeindruckt. "Es waren Menschen, die uns bereichert haben." Nicht zuletzt deswegen sprächen viele vom vierten Volksstamm in Bayern. Daneben sei ihm die Integration der Vertriebenen, wenn auch nicht vergleichbar, immer ein Vorbild für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund gewesen. "Nur wenn man Menschen mit Freude aufnimmt, sich bemüht ihnen eine zweite Heimat zu geben, können sie hier ankommen." Diesen Aspekt betonte auch Landrat Leo Schrell in seinen Grußworten. Bei allen Unterschieden sei die Integration der Vertriebenen ein Beispiel für eine gelungene Integration, bei der die Menschen auch ihre erste Heimat weiter im Herzen tragen würden. Es sei geradezu bewundernswert, wie sie ihre Verbundenheit zu ihren Wurzeln auch nach dieser langen Zeit pflegen würden. Nicht zuletzt habe aber auch der Landkreis, so wie ganz Bayern, von der Tatkraft der Vertriebenen profitiert. "Die Entwicklung unserer Wirtschaft haben wir in hohem Maße ihnen zu verdanken."
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