Über Monate wurde in den Dillinger Kreisgremien in der Öffentlichkeit und hinter verschlossenen Türen über die Zukunft der Kreiskliniken diskutiert. Vorhaltevergütung, Leistungsgruppen, Fallzahlen: Inzwischen müssen die Rätinnen und Räte kleine Experten in Sachen Gesundheitswesen sein. Trotzdem gibt es weiterhin Gesprächsbedarf. Vor allem seitens der CSU-Fraktion nehmen die Nadelstiche zu. Die Aussicht auf eine Geriatrie habe man den Kreisräten rosig ausgemalt, kritisierte etwa Vize-Landrat Alfred Schneid in der Kreistagssitzung. Der Nachsatz, dass es darum gehe, nur alle Fakten aufzuzeigen, mag stimmen. Doch nicht nur der Inhalt einer Aussage zählt, sondern auch deren Verpackung. So wirkt die Beteuerung Schneids, die Geriatrie genieße in Wertingen eine hohe Zustimmung, dementsprechend auch etwas zu „rosig“. Zumindest schafften es die Wertinger Lokalpolitiker bislang nicht, diese Begeisterung an die Bevölkerung weiterzugeben. Das Angebot der Akutgeriatrie ist nicht neu und polarisiert deshalb auch nicht ohne Grund weiterhin stark. Das zeigt auch die Petition der Wertinger Betriebsratschefin.
Ein Problem im Gesundheitswesen bleibt weiterhin ungelöst
Das Kirchturmdenken, das der Experte des Gesundheitsministeriums als überholt ansieht, ist im Kreis Dillingen also noch verbreitet. Einen Vorwurf machen kann man den Entscheidern dabei aber nicht in allen Punkten. Über den Tellerrand der Region hinauszublicken, ist keine leichte Übung. Erst jetzt will der Freistaat Prognosen zu Patientenzahlen liefern. In Sachen Notfallversorgung muss der Landkreis kirchturmdenkerisch handeln und allein die Versorgung seiner Bevölkerung sicherstellen. Mit dem Wegfall der Wertinger Notaufnahme soll es zwar Gespräche mit Rettungsdiensten in der Planungsregion Augsburg geben. Unweigerlich werden sich die Patienten auf die umliegenden Krankenhäuser verteilen und dort die Notaufnahmen beschäftigen. Das Problem mit den überlasteten Praxen ist weder mit dem Medizinkonzept noch mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz gelöst.
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