Kürzlich fand in Bissingen der Nordschwäbische Milchviehtag statt, ein abwechslungsreicher und informativer Tag für Milchviehhalter, bei dem Themen rund um Stalleinrichtung, Management, Tiergesundheit und Tierwohl im Mittelpunkt standen. Knapp 100 Besucher, darunter auch Studierende im ersten Semester der Landwirtschaftsschule Wertingen, folgten den spannenden Vorträgen der fünf Referenten. Erhard Würth, stellvertretender Schulleiter der Landwirtschaftsschule Wertingen, eröffnete den Tag und betonte die Stellung der Landwirtschaft in der Zukunft.
Hitzestress bei der Kuh – Auswirkungen auf das Kalb
Ein zentrales Thema des Tages war der Vortrag von Hubert Schuster von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) über die weitreichenden Folgen von Hitzestress bei Milchkühen – nicht nur für die Kuh selbst, sondern auch für ihr Kalb. Schuster hob hervor, dass hochleistende Milchkühe besonders empfindlich auf hohe Temperaturen reagierten. Hitzestress wirke sich negativ auf das Immunsystem, den Stoffwechsel, die Plazenta und die Milchdrüsen der Kuh aus. Diese Belastungen haben auch Folgen für das ungeborene Kalb: Geringere Geburtsgewichte, ein niedrigerer Immunglobulingehalt im Kolostrum und damit eine schlechtere Immunabwehr wurden aufgezeigt. Auch die spätere Entwicklung des Kalbes sei verzögert, was sich bis ins Erwachsenenalter – und sogar auf die nächste Generation – negativ auswirken könne.
Milchviehtag in Bissingen: Arbeitseffizienz in wachsenden Milchviehbetrieben
Markus Huber vom Besamungsverein Neustadt a. d. Aisch präsentierte Ansätze zur Steigerung der Arbeitseffizienz in wachsenden Milchviehbetrieben. Er betonte den Brutto-Stundenlohn als aussagekräftige Kennzahl, um die Wirtschaftlichkeit zwischen Betrieben vergleichen zu können. Besonders wichtig sei es, Investitionen in der Innenwirtschaft zu priorisieren, da diese direkten Einfluss auf die Effizienz und Arbeitsbelastung der Betriebe haben.
Liegeboxen-Einstreu und Auswirkungen auf die Eutergesundheit
Lukas Dieterich vom Tiergesundheitsdienst Bayern stellte in seinem Vortrag klar: „Saubere Kühe machen saubere Milch.“ Die Tankmilchzellzahl, ein zentraler Indikator für die Milchqualität, ist bei sauberen Kühen signifikant niedriger als bei verschmutzten Tieren. Dabei sei nicht das verwendete Einstreumaterial entscheidend, sondern die Regelmäßigkeit des Einstreuens. Die Häufigkeit der Boxenpflege sei essenziell, um niedrige Keimbelastungen und hygienische Liegebedingungen zu garantieren. Ergänzt wurde der Vortrag durch die Ergebnisse eines Meisterarbeitsversuchs von Maximilian Wunder, der verschiedene Einstreukomponenten verglich. Seine Ergebnisse unterstrichen die Bedeutung der regelmäßigen Pflege und Hygienekontrolle in den Liegeboxen.
So kann man Kuhsignale verstehen – Wie man sich bettet, so liegt man
Wolfgang Müller von den Bayerischen Staatsgütern schloss den Tag mit einem praxisnahen Vortrag über das Erkennen von Kuhsignalen im Stall ab. Mithilfe zahlreicher Beispiele aus der Praxis verdeutlichte er, wie wichtig die Beobachtung der Tiere für eine optimale Haltung ist.
Besonderes Augenmerk legte er auf das Verhalten der Kühe beim Ablegen und Liegen in den Boxen. Diese Signale können wertvolle Hinweise auf die Gestaltung und Pflege der Liegeplätze liefern. Er rief die Teilnehmer dazu auf, das Verhalten ihrer Tiere täglich zu beobachten und Anpassungen gezielt vorzunehmen, um das Tierwohl und die Milchleistung zu optimieren. (AZ)
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