Der Verein VSR-Gewässerschutz hat jetzt das Ergebnis seiner Brunnenwasseranalyse in Höchstädt vervollständigt. Insgesamt 106 Wasserproben wurden auf Belastungen mit Nitrat, Eisen und Bakterien untersucht. Die gemeinnützige Organisation war im September mit dem Labormobil in Höchstädt gewesen. Brunnenbesitzer hatten die Möglichkeit, ihre Wasserproben direkt zum Labormobil zu bringen oder sie per Post an die Gewässerexperten zu senden. Bereits im Oktober hatte der Verein auf eine hohe Nitratbelastung in Wasserproben aus Gärten von Steinheim bis Buttenwiesen aufmerksam gemacht und dabei den Bayerischen Bauernverband auf den Plan gerufen.
Die Analysen der Brunnenwasserproben ermöglichten dem VSR-Gewässerschutz laut Pressemitteilung einen umfassenden Überblick über die Grundwasserbelastungen. „Außerdem helfen wir mit den Untersuchungen, gesundheitliche Gefahren bei der Nutzung im Garten auszuschließen“, erläutert Harald Gülzow, der am Informationsstand den Brunnenbesitzern beratend zur Seite stand. Jeder Brunnenbesitzer erhielt laut Pressemitteilung ein ausführliches Gutachten, das die Messergebnisse sowie eine Bewertung für die Nutzung des Wassers beinhaltete.
„Eine zu hohe Nitratkonzentration im Grundwasser“
Gülzow hat in den vergangenen Wochen eine Auswertung der weiteren Werte der Brunnenwasserproben durchgeführt. Als Physiker engagiert sich der Diplom-Physiker schon seit über 40 Jahren für den Gewässerschutz. Er stellte bei der Auswertung „eine zu hohe Nitratkonzentration im Grundwasser aus der intensiven Landwirtschaft“ fest. „15,1 Prozent der Brunnen überschreiten bedauerlicherweise den Grenzwert der Nitratrichtlinie von 50 mg/l Nitrat“, erklärte Gülzow. Bestimmte Gemüsesorten wie Blattsalat, Radieschen, Spinat und Rettich nehmen seinen Worten zufolge besonders viel Nitrat auf, wenn hohe Konzentrationen im Boden vorhanden sind. Neben stickstoffhaltigem Dünger erhöhe auch das Nitrat im Gießwasser den Nitratgehalt in den Pflanzen.

Als weiteres Hindernis bei der Nutzung des Brunnenwassers sieht Gülzow häufig erhöhte Eisenwerte. „Unsere Analysen im Kreis Dillingen ergaben allerdings, dass in der Regel sehr wenig Eisen im hiesigen Brunnenwasser enthalten ist. So kommt es dadurch kaum zur Beeinträchtigung bei der Nutzung im Garten“, berichtet er.
Sorge bereitet Harald Gülzow die Zunahme der Bakterienbelastung im Brunnenwasser. Die Ursache dafür sieht er bei den Starkregenfällen. Das mit coliformen Keimen belastete Wasser dringe in undichte Brunnen ein. „Bei unseren Wasseruntersuchungen im Kreis Dillingen fanden wir diese Bakterien in 39,8 Prozent der getesteten Brunnen“, teilt er Physiker mit.
In defekten Abwasserleitungen sieht der Experte eine Gefahr
Eine zusätzliche Gefahr sieht Gülzow in defekten Abwasserleitungen im Untergrund. In solchen Fällen könnten Fäkalien ins Grundwasser gelangen und dieses mit Escherichia coli kontaminieren. „Diese Darmbakterien haben wir in 9,2 Prozent der untersuchten Brunnen festgestellt“, berichtet Gülzow. Er weist darauf hin, dass das Wasser dann auch mit weiteren Viren und anderen Bakterien belastet sein kann, die zu schwerwiegenderen Krankheiten führen. Der VSR-Gewässerschutz hat eine Checkliste erstellt, anhand derer jeder prüfen kann, welche Ursachen für die Bakterienbelastung vorliegen könnten. Auf diese Weise ließen sich viele Probleme schnell beheben.
Die umfassenden Auswertungen der Brunnenwasserergebnisse hat der VSR-Gewässerschutz auf der Homepage mit Diagrammen veranschaulicht dargestellt. Interessierte können sie im Netz unter vsr-gewaesserschutz.de/regionales/bayern finden.
Der Bayerische Bauernverband sprach von „Panikmache“
Bereits nach der Veröffentlichung der Werte zur Nitratbelastung des Brunnenwassers in der Region hatte sich der Bayerische Bauernverband zu Wort gemeldet. Er kritisierte „die Panikmache und die einseitige Schuldzuweisung an die Landwirtschaft“. Die Richtlinien zur Trinkwassergewinnung zeichnen sich laut BBV durch hohe Standards aus. „Nach unserem Kenntnisstand werden diese von den Wasserversorgern der im Artikel genannten Gemeinden eingehalten“, teilt der BBV mit. Das Einzugsgebiet von Trinkwassergewinnungsanlagen profitiere von günstigen Landnutzungssituationen wie beispielsweise einem höheren Waldanteil durch gezielte Standortwahl der genutzten Brunnen und Quellfassungen und erhöhten Anforderungen. Diese seien zum Teil verbunden mit freiwilligen Kooperationen zwischen Wasserversorger und Landwirten.
Der Bayerische Bauernverband forderte, „eine einseitige Schuldzuweisung an die Landwirtschaft zu unterlassen“. Man müsste sich laut BBV sehr gut mit dem unterirdischen Verlauf des Wassers auskennen, um zu bestimmen, wo eine Verunreinigung ihren Ursprung hat. So sei es nicht ausgeschlossen, dass Gartenbesitzer beispielsweise Altlasten aus der industriellen Vergangenheit in ihren Brunnenwasserproben wiederfinden.
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