Liebe Leserinnen und Leser!
Der 4. Fastensonntag trägt den Namen „Laetare“ – „Freue dich!“. Er ist ein Lichtblick in der Mitte der Fastenzeit, der uns Hoffnung schenkt. Gleichzeitig wird an diesem Sonntag auch die Uhr auf Sommerzeit umgestellt – ein Zeichen für den Wandel, für einen Neubeginn. Doch in einer Zeit, die von Kriegen, Spaltungen und Unsicherheit geprägt ist, stellt sich die Frage: Wie können wir unsere „Lebensuhr“ auf Freude umstellen?
Das Evangelium dieses Sonntags (Lk 15,1-3.11-32) erzählt das berühmte Gleichnis vom barmherzigen Vater. Darin begegnen uns drei Personen: der Vater und seine beiden Söhne. Der jüngere Sohn hatte seinen Erbteil erhalten und verschwendete ihn leichtfertig. Als er alles verloren hatte, besann er sich und erkannte, was er falsch gemacht hatte. Doch er verzweifelte nicht, sondern zeigte Mut zu einem Neuanfang – er kehrte um.
Sich bewusst Zeit zur Besinnung zu nehmen
Auch wir erleben Zeiten, in denen wir wie vor einem Spiegel stehen und klar erkennen, was wir getan haben – in der Familie, in unseren Beziehungen, im Beruf. Es ist wichtig, ehrlich zurückzublicken und zu sehen, was uns von unseren Mitmenschen oder von Gott trennt. Jeder der sein Leben so bewusst betrachtet, wird einen Grund zur Umkehr finden. Wir müssen nicht wie der jüngere Sohn warten, bis Beziehungen oder Freundschaften zerbrechen. Vielleicht hilft es gerade in der Fastenzeit, sich bewusst Zeit zur Besinnung zu nehmen. Ein Spaziergang in der Natur, ein Gebet oder ein stiller Moment können Klarheit schenken und den Weg für einen Neuanfang ebnen. Gott lädt uns immer wieder dazu ein.
Der Vater im Gleichnis hätte allen Grund gehabt, seinem Sohn Vorwürfe zu machen, als dieser mit leeren Händen, aber mit neuem Mut und einer klaren Entscheidung zurückkam. Doch statt Bitterkeit wählte er die Freude. Er lief ihm entgegen, umarmte ihn und feierte sein Heimkommen. Seine Freude war größer als sein Schmerz. So freut sich auch Gott, wenn ein Mensch seine Vergangenheit loslässt und neu beginnt. Ohne Vorwürfe nimmt er ihn an und lässt ihn wieder bedingungslos Sohn sein. So geschieht es auch, wenn wir umkehren.
Auf ähnliche Art und Weise können auch wir diese Freude weitergeben. Ein freundliches Wort, ein Lächeln, eine Umarmung oder eine kleine Aufmerksamkeit können anderen helfen, ihre „Lebensuhr“ auf Freude umzustellen. Doch oft sind wir wie der ältere Sohn. Er hatte Schwierigkeiten, die Vergebung des Vaters zu verstehen, und blieb in seinem Groll gefangen. Wahre Freude aber entsteht erst, wenn wir bereit sind, zu vergeben – anderen und uns selbst. Das ist nicht leicht, doch wer den ersten Schritt macht, kann inneren Frieden finden.
Die Uhrumstellung auf die Sommerzeit erinnert uns daran, dass die Zeit nicht stillsteht. So wie die Uhr eine Stunde vorgestellt wird, können auch wir unser Leben neu ausrichten: auf Freude, auf Versöhnung, auf Hoffnung. Nutzen wir diesen Laetare-Sonntag, um bewusst zu sagen: Ja, ich entscheide mich für Freude – trotz aller Herausforderungen. Ich stelle meine Lebensuhr auf Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit um. Freuen wir uns – denn der barmherzige Gott läuft auch uns entgegen, wenn wir neu beginnen!
Ihr Pater Binu Kachappilly Joseph, Pfarrer in Lutzingen
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